Naturheilverfahren Naturheilverfahren: Mit feuchten Wickeln gegen den Schmerz

Freudenstadt/dpa. - SchädlicheNebenwirkungen müssen nicht befürchtet werden. Die wesentlichenZutaten - Wasser und Tücher - sind in jedem Haushalt vorhanden, siemüssen nur richtig angewandt werden.
Je nach Einsatzgebiet sind kalte oder warme Wickel gefragt. «KalteWickel werden vorrangig eingesetzt, um dem Körper Wärme zu entziehen,also bei Fieber oder bei Entzündungen», erklärt Pollmann. Zum Senkenvon hohem Fieber hat sich der Wadenwickel bewährt. «Er bleibt solange auf der Haut, bis sich das feucht-kalte Tuch erwärmt hat. Dasdauert gut eine halbe Stunde.» Kalte Wickel können erneuert undmehrmals nacheinander angewandt werden. Allerdings darf der Patientnicht frieren.
Bleiben kalte Wickel 45 bis etwa 75 Minuten lang auf dem Körper,produzieren und stauen sie Wärme. Dadurch wird der Stoffwechselangeregt und Krampfzuständen entgegen gewirkt. «Derselbe Effekt wirdmit Wickeln erzielt, die gleich heiß angelegt werden und so lange aufdem Körper bleiben, wie sie als angenehm empfunden werden», sagtGerman Schleinkofer von der Sebastian-Kneipp-Schule in Bad Wörishofen(Bayern).
Ob kalt oder heiß: Wickel anzulegen ist vergleichsweise einfach,einige Regeln müssen aber beachtet werden. Auf keinen Fall sollte derPatient frieren, wie Schleinkofer erklärt. Ein warmes Fußbad und eineTasse Tee sind gute Einstimmer, die außerdem für Entspannung sorgen.«Rauchen, der Genuss von Kaffee oder schwarzem Tee sollten hingegenvermieden werden: Das verengt die Blutgefäße und könnte die Wirkungreduzieren», warnt Heidrun Holstein von der Patientenberatung derVerbraucherzentrale Baden-Württemberg in Karlsruhe.
Die meisten Wickel bestehen aus drei Lagen: einem feuchtenInnentuch, einem trockenen Zwischentuch und dem wärmenden Außentuch.«Das Innentuch sollte aus hygienischen Gründen besonders gut waschbarund außerdem luftdurchlässig sein», rät Heidrun Holstein. So kann dieFeuchtigkeit verdunsten und der Wärme- oder Kältereiz zu Standekommen. «Ideale Materialien sind Leinen oder Baumwolle.» AlsZwischentuch ist ebenfalls Baumwolle gut geeignet. Die Außenschichtkann aus Wolle oder Frottee bestehen.
Die zu behandelnde Körperstelle muss vom Wickel komplett abgedecktsein. Das jeweils äußere Tuch sollte immer etwas größer sein als dasdarunter liegende. Der Wickel darf weder zu locker noch zu festsitzen - entscheidend ist, dass der Patient sich wohl fühlt. Dafürmuss auch die Temperatur stimmen. Sie wird entscheidend durch dieFeuchtigkeit des Innentuches geregelt: Soll der Wickel den Körper zurProduktion von Wärme anregen, muss das Innentuch gut ausgewrungenwerden. Soll er Wärme entziehen, kann das Tuch etwas feuchter sein.
Während sich Hals, Arme, Beine und Bauch gut umwickeln lassen, istdas bei der Brust schwieriger. Bei Atemwegsbeschwerden ist daher eineAuflage aus einem mehrfach gefalteten Tuch eine Alternative. Das giltauch für punktuelle Beschwerden wie Insektenstiche. «Auflagen sind inder Regel kleinflächiger als Wickel. Außerdem halten sie die Wärmelänger als Wickel», sagt Fachlehrer Schleinkofer.
Die heilende Wirkung von Wickeln und Auflagen kann durch Zusätzeunterstützt werden. «Ein kalter Wickel mit Wirsing- oder Kohlblätternlindert Beschwerden in heißen, geröteten Gelenken», erklärt Pollmann.Die Kohlblätter werden mit einer Küchenrolle gequetscht, so dass dieRippen aufbrechen und Saft austritt. Dann werden sie versetzt wieDachziegel auf die zu behandelnde Stelle gelegt und mit einemfeuchten Innen- und einem weiteren Tuch umwickelt. Eine wärmendeHülle ist nicht notwendig.
Zinnkraut wirkt bei rheumatischen Beschwerden und Schwellungen.Speisequark kommt in kalten Wickeln bei Neurodermitis, Sonnenbrandoder Insektenstichen sowie bei Entzündungen im Hals- undRachenbereich zum Einsatz. Fein gehackte Zwiebeln und zerdrückte,gekochte Kartoffeln gelten als gute Zusätze bei Ohrenschmerzen oderErkrankungen der Atemwege. Kamille hemmt Entzündungen und beruhigt.
«Wenn die Beschwerden trotz Wickeln oder Auflagen mehrere Tageandauern, ohne dass eine Besserung eintritt, sollte ein Arztaufgesucht werden», rät Holstein. In Absprache mit dem Medizinerkönnen die Hausmittel meist begleitend zu einer Therapie mitMedikamenten weiter eingesetzt werden. Wer aber unter Thrombose,Herzerkrankungen oder Asthma leidet, sollte vorsichtshalber bereitsvor der Anwendung von Wickeln den Arzt befragen.