Muttermilch-Börse Muttermilch-Börse: Wie gut ist die Milch fremder Mütter?

Es geht nichts über Muttermilch. Mindestens sechs Monate sollten Mütter ihr Kind stillen, rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nicht wenige Frauen würden nur zu gerne stillen und können es aus verschiedenen Gründen nicht. Andere haben zu viel Milch, die sie gerne abgeben würden.
Angebot und Nachfrage lassen sich seit Januar über die erste deutsche Muttermilch-Tauschbörse regeln. Gegründet hat sie Tanja Müller aus Hamburg. Die Idee, schreibt die zweifache Mutter, kam ihr aus der Not heraus. „Beim ersten Kind wollte es zunächst partout nicht mit dem Stillen klappen und beim zweiten produzierte ich viel zu viel Muttermilch.“ In beiden Fällen habe sie selbstverständlich versucht, mit anderen Müttern in Kontakt zu treten – vergeblich. Über ihre Internetseite www.muttermilch-boerse.de ist das nun möglich.
4,80 Euro pro 100 Milliliter
Frauen haben bereits erste Angebote eingestellt. „Steril abgepumpte Muttermilch“ etwa bietet Verena für 4,80 Euro pro 100 Milliliter an. „Ich bin Mutter von fünf Kindern und habe immer eine sehr große Menge an Milch gehabt. Meinen Jüngsten stille ich seit nunmehr 20 Monaten noch sehr regelmäßig“, schreibt sie. Angegeben hat die Muttermilchspenderin ebenfalls, dass sie weder HIV, noch Hepatitis noch Syphilis hat, nicht raucht, keine Drogen nimmt und nicht mehr als ein Glas Bier oder Wein am Tag trinkt.
Eine Garantie für die Gesundheit der Spenderin gibt es allerdings nicht. Aus diesem Grund rät der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte ausdrücklich davon ab, Muttermilch über derartige Tauschbörsen anzukaufen. „Muttermilch ist das Beste für einen Säugling, sie enthält alle Nährstoffe in optimaler Zusammensetzung, sie beugt der Entwicklung von Allergien und Infektionskrankheiten vor und sorgt für eine gesunde Entwicklung“, bestätigt Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes zwar. Dennoch warnt der Mediziner davor, Muttermilch zu beziehen, die nicht durch eine amtliche Gesundheitskontrolle getestet wurde.
Es gibt keine amtlichen Kontrollen
„Spenderinnen können Medikamente oder Drogen nehmen, ansteckende Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis haben“, gibt Hartmann zu bedenken. Keine Mutter könne kontrollieren, ob die fremde Muttermilch für das eigene Kind unbedenklich ist. Auch der Transport kann die Qualität der Muttermilch beeinträchtigen und ungenießbar machen. Anders als bei Lebensmitteln, die man im Laden kauft, gibt es beim Handel mit Muttermilch keine amtlichen Kontrollen.
Neu sind die Banken mit Muttermilch nicht. Bis in die 1970er Jahre waren sie in Kinderkliniken recht weit verbreitet. Mit der Aids-Epidemie und dem Wissen, dass das HI-Virus durch Muttermilch übertragen werden kann, wurde der Betrieb der sogenannten „Frauenmilchbanken“ in Europa fast flächendeckend eingestellt. Mittlerweile gibt es wieder einige solcher Banken, in Deutschland sind es elf. Mit der dort gelagerten Muttermilch, die genauso streng kontrolliert wird wie eine Blutspende, werden schwerkranke Frühchen ernährt.
Mütter sollten Risiken gut abwägen
Mütter gesunder Babys sollten das Risiko gut abwägen, nicht getestete und möglicherweise nicht sterile Milch zu verfüttern. „Frauen, die nicht stillen können, raten wir zu industriell hergestellter Säuglingsmilch. Diese kann ohne Bedenken gefüttert werden“, teilt der Berufsverband der Kinder-und Jugendärzte mit. (ef)

