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Mit dem Rauchen aufhören Mit dem Rauchen aufhören: So kommen Sie weg vom Glimmstängel

14.07.2017, 18:01
Ein Raucher zündet sich einen Joint an.
Ein Raucher zündet sich einen Joint an. dpa

Halle (Saale) - Karin H., Harzkreis: Im Freundeskreis haben wir heftig  gestritten: Ist denn Rauchen wirklich so gesundheitsschädigend?

Antwort: Wenn man weiß, dass Rauchen ein Risikofaktor für mehr als 40 Krankheiten ist, ja. So ist Rauchen die  Ursache für rund ein Drittel der Krebserkrankungen. Und es ist erwiesen, dass es dabei nicht nur um Lungenkrebs-Erkrankungen geht. Wer raucht, kann ebenso früher an  Kehlkopf-, Mundhöhlen-, Speiseröhren-, Magenkrebs, aber auch an Blasen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs erkranken als Nichtraucher. Ebenso besteht  Gefahr  für das Herz-Kreislauf-System. Zu nennen sind hier besonders   Durchblutungsstörungen wie  Raucherbein, Impotenz, Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber auch  Atemwegserkrankungen wie die chronische Bronchitis werden durch das Rauchen gefördert. Nicht zuletzt verkürzt sich die Lebenserwartung von Rauchern  durchschnittlich um acht Jahre.

Susi M., Halle:Ich bin seit 40 Jahren Raucherin und will  mir  das Rauchen unbedingt abgewöhnen. Eine Hypnosebehandlung hat nur drei Tage vorgehalten. Haben Sie eine Empfehlung? Ich habe den festen Willen, schaffe es aber allein nicht.

Zunächst ist es toll, dass Sie den Willen zum Aufhören gefasst und das auch schon versucht haben. Ein starker Aufhörwille  ist ein wichtiger Schritt. Empfehlenswert für Sie wäre, Kontakt zu einer anerkannten Suchtberatungsstelle für Rauchentwöhnung aufzunehmen und an einem Rauchentwöhnungskurs teilzunehmen.  Für Sie käme  die AWO Erziehungshilfe Halle, Telefon 0345/8057066, infrage.  Hier bekommen Sie genau die Unterstützung, die Sie benötigen und suchen. Nach einem ausführlichen Gespräch  wird man   gemeinsam  mit Ihnen eine auf Sie speziell zugeschnittene Strategie zur Rauchentwöhnung festlegen. Beispielsweise  wird herausgefiltert, in welchen Situationen Sie rauchen, wie  Sie damit aufhören können, wie man Sie dabei unterstützen kann, aber auch, womit Sie bei der Entwöhnung rechnen müssen beziehungsweise worauf Sie sich einstellen müssen.  

Tanja W., Aschersleben:Ich habe gehört, dass die Krankenkasse mich unterstützt, wenn ich mit dem Rauchen aufhöre. Was  bedeutet das?

Grundsätzlich unterstützen Krankenkassen ihre Versicherten mit einem  Zuschuss zu sogenannten  Präventionskursen, um sie damit  in ihrem gesunden Lebensstil zu bestärken. Dazu gehören  zum Beispiel  Kurse zur Ernährungsberatung, Stressbewältigung, aber auch zur Rauchentwöhnung. Diese Kurse für Raucher werden in zahlreichen anerkannten Suchtberatungsstellen angeboten. Sie dauern in der Regel fünf bis zehn Wochen. Die meisten gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich mit etwa  80 Prozent an den Kursgebühren. Bevor Sie solch einen Kurs beginnen, sollten Sie  bei Ihrer Krankenkasse nach  den Fördermöglichkeiten und der konkreten Zuschusshöhe  fragen.

Lore K., Leuna: Ich bin seit Jahrzehnten Raucherin. Da ich aufhören möchte, bin ich auf E-Zigaretten umgestiegen. Ist das so zu schaffen?

Inwieweit E-Zigaretten hilfreich sein können, ist individuell verschieden. Der Umstieg darauf kann eine Hilfe sein. Sie müssen sich aber darüber im Klaren sein, dass die E-Zigaretten zwar ein Mittel zur Schadensminimierung sind, aber man nicht aufhört zu rauchen. Unter Umständen verlängert man den Prozess noch. E-Zigaretten können aber für „harte“ Raucher, die mehrere Päckchen Zigaretten am Tag konsumieren, durchaus günstig sein. Da bei diesen Zigaretten Dampf eingeatmet  wird, entlasten sie die Bronchien.  Der Raucher erspart sich damit  schädliche Zusatzstoffe und atmet per E-Zigarette keine giftigen  Teerbe-standteile  mehr ein. So fällt ein wesentlicher „Lungenzerstörer“ weg. 

Anja L., Dessau-Roßlau:Stimmt es, dass Rauchen tatsächlich giftig ist, man also Gift inhaliert?

Ja, das ist wörtlich zu nehmen. Es klingt  irre, aber  Tabakrauch enthält etwa 4 000 Substanzen. Etwa 40 davon zählen zu Krebs auslösenden Stoffen, besonders    Teer, Schwermetall-Spurenelemente  wie  Quecksilber und Blei, Nickel, Benzol, Arsenverbindungen. Zu den giftigen Stoffen im  Tabakrauch gehören unter anderem Nikotin  als schweres Nervengift,  Kohlenmonoxid, Azeton, Blausäure, Cyanid, Zink, Phenole.   Insgesamt ergibt sich ein „Spurenelemente-Cocktail“, der sich äußerst gesundheitsschädigend auswirken kann.

René P., Zeitz:Ich rauche seit drei Jahrzehnten. Ist es jetzt überhaupt noch sinnvoll, mit dem Rauchen aufhören zu wollen?

Ja, die Effekte sind gesundheitlich relativ kurzfristig, aber auch langfristig   spürbar. Schon  nach  zwei Wochen bis drei Monaten macht sich eine Kreislaufstabilisierung bemerkbar, auch eine verbesserte Lungenfunktion.  Zudem gehen Hustenanfälle und Kurzatmigkeit bereits nach einem Monat zurück. Ihre Fitness nimmt zu und  nach einem Jahr ist Ihr Herzinfarktrisiko bereits reduziert. Nach fünf Jahren ohne Zigarette halbieren sich Ihr Lungen-, Mund-, Luft- und Speiseröhrenkrebsrisiko.  Nach zehn bis fünfzehn Jahren haben Sie eine gleich hohe Wahrscheinlichkeit an Krebs oder Sauerstoffmangel im Herzmuskel (Koronarinsuffizienz) zu erkranken wie ein Nichtraucher. Sehr viel schneller optimieren sich Ihre Wohlfühlatmosphäre, Ihre Geschmacksnerven und auch das Aussehen Ihrer Haut. Unter dem Strich können Sie  eine höhere Lebensqualität verbuchen. 

Jörg F., Saalekreis:Ich habe Angst vor Lungenkrebs und bin deshalb auf Light-Zigaretten umgestiegen. Sind diese tatsächlich weniger gefährlich als normale Zigaretten?

Das ist ein Trugschluss.  Meistens werden die „leichten“ (Light-)Zigaretten von Umsteigern unbewusst intensiver inhaliert, um so das Nikotin optimal herauszuholen. Im Ergebnis ergibt sich infolge des gleichen Quantums eine ebenso große  Gesundheitsgefährdung.

Daniela H., Köthen: Wenn es im Hals ziept, greife ich immer wieder zu einer Zigarette. Gibt es Tricks, um das zu umgehen?

Versuchen Sie es mit den vier „A“ für Notfälle gegen die Zigarettenlust. Das  erste „A“ heißt Ausweichen: Vermeiden Sie möglichst die Situationen, in denen Sie bisher geraucht haben. Das zweite „A“ heißt Abhauen: Verlassen Sie die Situation, in der Sie rauchen möchten. Das dritte „A“ heißt Ablenken: Unternehmen Sie etwas anderes, damit Sie die Lust auf die Zigarette vergessen.  Beispielsweise kauen Sie  Kaugummi, essen Sie Obst, trinken Sie ein Glas Wasser. Das vierte „A“ heißt Aufschieben: Schließen Sie die Augen und atmen Sie fünf- bis zehnmal tief durch und lenken Sie sich ab. 

Paula S., Bernburg:Wir planen Nachwuchs. Muss ich in der Schwangerschaft gänzlich auf Zigaretten verzichten?

Das wäre angebracht. Frauen, die in der Schwangerschaft rauchen, gefährden sich und das ungeborene Kind. Raucherinnen haben doppelt so viele Fehlgeburten und gebären häufig Säuglinge mit weniger Gewicht als Frauen, die auf Tabakkonsum verzichten. Die Zahl der Frühgeburten ist etwa zwei- bis dreimal so hoch. Nikotin und Schadstoffe werden über das Blut in den Mutterkuchen, die Plazenta geschleust und belasten den Blutkreislauf des Embryos. Das führt zu einer gestörten  Sauerstoffversorgung, zu einer Beschleunigung der Herzschläge.  Nach der Geburt nimmt das Baby die Schadstoffe des Tabaks mit der Muttermilch auf und kann dadurch unruhiger werden als der Nachwuchs von Nichtraucherinnen.

Rita B., Dessau-Roßlau:Ich rauche bereits 40 Jahre.  Immer, wenn ich Hunger habe, greife ich zur Zigarette. Derzeit wiege ich nur noch 40 Kilo. Kommt das durch das Rauchen? Wie könnte ich aufhören?

Rauchen sorgt dafür, dass  der Körper mehr Kalorien   verbraucht. Wenn Sie ansonsten gesund sind, kann Ihre Gewichtsabnahme mit dem  Rauchen zusammenhängen. Insofern ist es sinnvoll, mit dem Rauchen aufzuhören, damit Sie nicht noch weiter abnehmen. Sie sollten  die Hilfe einer Suchtberatungsstelle für Raucherentwöhnung in Anspruch nehmen. Für Sie wäre das die AWO Dessau-Roßlau, Telefonnummer 0340/619504. Auch wird man Sie hier hinsichtlich einer Ernährungsumstellung beraten.

Kornelia Noack und Dorothea Reinert notierten Fragen und Antworten.