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Meningitis Meningitis: Erreger werden durch Küssen übertragen

Von NINA ZIMMERMANN 24.01.2010, 15:00

Halle/MZ. - Wie Stromschläge seien sie ihm durch den Kopf geschossen, am liebsten hätte er permanent laut geschrien. "Besonders in der Nacht war es eine Tortur: Schlafen konnte ich gar nicht mehr."

Normale Schmerzmittel brachten keine Linderung. Hinzu kamen heftige Nackenbeschwerden. "Irgendwann dachte ich: Das sind keine normalen Kopfschmerzen mehr und bin sofort ins nächste Krankenhaus gefahren", sagt Claus. Dort stand die Diagnose schnell fest: Hirnhautentzündung.

Wesentliche Anzeichen für die auch Meningitis genannte Erkrankung seien in jedem Fall Fieber, Kopfschmerzen und ein steifer Nacken, bestätigt Prof. Sieghart Dittmann von der Arbeitsgemeinschaft Meningokokken beim Deutschen Grünen Kreuz. "Oft bohrt sich der Kopf regelrecht ins Kissen", ergänzt er. Benommenheit, Lichtempfindlichkeit oder Gelenkschmerzen kommen ebenfalls vor.

Übertragen werden die Erreger durch eine Tröpfcheninfektion, also etwa durch Küssen oder Niesen. Sie gelangen in den Nasen-Rachen-Raum des Angesteckten, durchbrechen irgendwann die Blutschranke und erreichen so das Gehirn. Daraufhin entzünden sich die Hirnhäute und fangen an zu schmerzen, der Nacken versteift sich. Bei Babys sind die Symptome weniger eindeutig: Das Kind hat Grippe-Symptome, wirkt teilnahmslos oder unruhig, möchte nicht trinken und ist berührungsempfindlich.

Zur Erleichterung von Johann Claus und seiner Ärzte handelte es sich bei ihm um eine virale Form der Infektionskrankheit. Sie verläuft in der Regel milder als die durch Bakterien ausgelösten Varianten. Diese deuten sich meist zusätzlich durch rot-violette Hautflecken an, die durch Einblutungen unter der Haut entstehen.

"Beim Verdacht auf Meningitis muss man schnell handeln", sagt Uwe Meier vom Berufsverband Deutscher Neurologen. Besonders bei einer bakteriellen Meningitis zähle jede Stunde - unbehandelt sei die Sterblichkeit hoch, bei sehr spät therapierten Patienten blieben oft dauerhafte Schäden wie Lähmungen, epileptische Anfälle oder Gedächtnisstörungen zurück.

Ob es sich um eine virale oder eine bakterielle Meningitis handelt, wird durch eine Lumbalpunktion ermittelt - eine relativ schmerzfreie Angelegenheit, wie Johann Claus sich erinnert. Dazu wird Meier zufolge Nervenwasser zwischen den Dornfortsätzen der unteren Lendenwirbelsäule entnommen - dort, wo kein Rückenmark sitzt und die Entnahme unkritisch ist. Um andere Ursachen für die Kopfschmerzen auszuschließen, erfolgt außerdem oft eine Computer-Tomografie.

"Ist das Nervenwasser trübe, ist das meist schon der Hinweis, dass es sich um eine bakterielle Meningitis handelt", erklärt Dittmann. Aber erst eine Laboranalyse ergibt nach der Punktion Genaueres: Verursacher können Pneumokokken, Meningokokken oder Haemophilus influenzae Typ b sein. Vorsichtshalber wird immer sofort ein Breitband-Antibiotikum verabreicht. Bei einer viralen Meningitis ist die Nervenflüssigkeit dagegen wasserklar. Wurde sie durch Mumps- oder Masern-Viren ausgelöst, heilt sie laut Meier von sich aus ab. Sind Herpes-Viren schuld, helfen antivirale Medikamente. Bei Johann Claus ebbten die Schmerzen schließlich nach drei Tagen unter Medikamenten langsam ab.