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Nahrungsergänzungsmittel Melatonin-Sprays im Test: Kaum Nutzen, viele Mängel

Ein Spritzer für besseren Schlaf? Darauf hoffen viele, die zu Melatoninpräparaten greifen. Ein Sprühflaschen-Test zeigt: Die meisten Produkte sind mangelhaft. Warum?

Von dpa 25.09.2025, 07:00
Schlafsprays versprechen schnelleres Einschlafen. Doch nicht immer sind sie so wirksam, wie erhofft.
Schlafsprays versprechen schnelleres Einschlafen. Doch nicht immer sind sie so wirksam, wie erhofft. Christin Klose/dpa-tmn

Frankfurt am Main - Schlafmittel mit Melatonin boomen. Doch ein aktueller Test von 19 frei verkäuflichen Melatonin-Sprays zeigt: Die meisten Produkte bieten gesunden Menschen mit Schlafproblemen kaum Nutzen, bergen aber gesundheitliche Risiken, heißt es in der aktuellen Ausgabe von „Öko-Test“ (10/2026). 16 der getesteten Präparate wurden mit „Mangelhaft“ oder „Ungenügend“ bewertet. Lediglich drei Sprays erhielten die Note „Ausreichend“.

Das Hormon Melatonin wird vom Körper zur Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus gebildet. Als Arzneimittel ist es in bestimmten Fällen zugelassen – etwa für Menschen über 55 mit Ein- und Durchschlafstörungen oder für Kinder mit speziellen Erkrankungen, denen es zeitlich begrenzt ärztlich verordnet werden kann. Anders sieht es bei Nahrungsergänzungsmitteln aus: Diese dürfen bei einer Tagesdosis bis zu 1 Milligramm beworben werden, ohne als Medikament zu gelten.

Gutachten: Nutzen für gesunde Anwender ist gering

Doch der Nutzen für gesunde Anwender ist laut einem von „Öko-Test“ in Auftrag gegebenen, wissenschaftlichen Gutachten gering: Die Einschlafzeit verkürzt sich demzufolge im Schnitt um nur sieben Minuten.

Gleichzeitig warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor möglichen Melatonin-Nebenwirkungen wie Benommenheit, verminderter Aufmerksamkeit oder Gangunsicherheit – auch bei kurzzeitiger Einnahme und Dosierungen unter 1 Milligramm. Langzeitrisiken, etwa für Kinder oder Menschen mit Diabetesrisiko, gelten als unzureichend erforscht.

Kritisch: Von der Deklaration abweichender Wirkstoffgehalt

Besonders kritisch: In über der Hälfte der getesteten Sprays wichen die gemessenen Melatoningehalte deutlich von den Deklarationen ab. Einige Produkte überschreiten damit nach Einstufung einiger Kontrollbehörden die Grenze zum Arzneimittel.

Hinzu kommt, dass viele Anbieter wichtige Warnhinweise – etwa für Risikogruppen wie Kinder, Schwangere oder Menschen mit Autoimmunerkrankungen – nicht oder nur unvollständig aufführen. Beides bemängeln die Öko-Tester und zogen dafür jeweils Punkte ab.

Wichtige Hinweise fehlen auf vielen Sprays

„Wichtige Infos fehlen auf allen Melatonin-Sprays – hier sparen die Anbieter an der falschen Stelle zum Nachteil des Verbrauchers“, so Christine Throl von „Öko-Test“.

Sparen könnten sich etliche Präparate hingegen pflanzliche Zusätze wie Passionsblume oder Hopfen, die in über der Hälfte der Sprays enthalten sind: Sie verbessern laut aktueller medizinischer Leitlinie zu Schlafstörungen die Wirksamkeit nicht nachweislich. Dennoch werben manche Hersteller weiterhin mit nicht belegten Aussagen.

Warnung: Einnahme kann innere Uhr aus dem Takt bringen

Wichtig: Nicht nur die Öko-Tester finden Melatoninpräparate für Kinder besonders problematisch. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor leichtfertigem Umgang durch Eltern und Kinder; die Einnahme könne unter anderem die sonst recht stabile innere Uhr durcheinanderbringen und Einfluss auf andere körpereigene Hormone haben.

 

Für den „Öko-Test“ waren 19 Melatonin-Sprays, die zu Preisen von 0,05 bis 0,36 Euro pro Tagesdosis in Drogerien, Apotheken und Supermärkten gekauft worden. Die Tester vergaben dreimal die Note „Ausreichend“, zwölfmal ein „Mangelhaft“ und viermal ein „Ungenügend“. Die Sprays sind also insgesamt keine Empfehlung.

Besser: Die eigene Schlafhygiene prüfen und optimieren

„Erste Maßnahme bei Schlafproblemen sollte unserer Ansicht nach nie der Griff zu einem Melatonin-Spray sein“, schreiben die Öko-Tester. „Besser: Die eigene Schlafhygiene überprüfen.“ Etwa durch regelmäßige Schlafzeiten, dunkle Schlafzimmer und Verzicht auf Bildschirme vor dem Zubettgehen. Melatonin-Sprays sollten außerdem nur nach ärztlicher Rücksprache und höchstens kurzfristig eingesetzt werden.