Medizin Medizin: «Ich fühle mich wie neugeboren»

Münster/dpa. - Sabine Kreis legt ihr Kinn auf die Halterung und drückt ihre Stirn fest gegen das kühle Plastik. Dann blickt sie in das Gerät zur Hornhautvermessung. Vor den Augen der Patientin drehen sich Spiralen aus orangefarbenem Licht. Ein Computer wertet die Messdaten aus. Das Ergebnis zeigt deutlich eine normale Hornhaut. Keine Spur mehr von der Hornhautverkrümmung, die der Patientin jahrelang zu schaffen machte.
Länger als 25 Jahre trug die Münsteranerin Brille und Kontaktlinsen. Vor wenigen Monaten hat sie ihre Sehhilfen eingemottet - Dank einer Laserkorrektur der Augen. «Ich fühle mich wie neugeboren», erklärt die 38-Jährige. Vor der Operation hatte sie eine Sehkraft von höchstens 20 Prozent. Nun sei die Sehkraft wieder vollkommend hergestellt, sagt Mediziner Suphi Taneri stolz.
Taneri ist Augenarzt am Franziskus-Hospital in Münster. Zusammen mit vier seiner Kollegen gründete er ein Zentrum für Refraktive Chirurgie. «Das Lasern habe ich in den USA gelernt», sagt Taneri. Die Laser-Therapie, als Lasik-Methode bekannt, sei die gängigste Methode, die Sehschärfe zu korrigieren. «Auf diese Weise können wir Kurz- und Weitsichtigkeit sowie Hornhautverkrümmung mildern oder ganz beheben.» In Deutschland ist dieses Verfahren nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands (BVA) in Düsseldorf seit Mitte der 90er Jahre bekannt.
Gerade für gezieltes und kleinflächiges Arbeiten sei Laser geeignet, weil die Moleküle exakt Schicht für Schicht abgetragen werden könnten. «Man braucht etwa 200 Schuss aus dem Laser, um ein menschliches Haar zu durchtrennen», beruhigt Taneri. Bei der Lasik- Methode schneidet der Experte mit Hilfe eines Roboterskalpells zunächst ein dünnes Scheibchen der Hornhaut teilweise ab und klappt dieses auf. Dann kommt der Laser zum Einsatz. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten. Danach klappt Taneri das Hornhaut-Scheibchen zurück, das sich selbst festsaugt. «Es war schon ein seltsames Gefühl - vor allem, weil man alles von unten beobachten kann», sagt seine Patientin Sabine Kreis. «Aber es tut nicht weh».
«Grundsätzlich können wir Fehlsichtigkeit in einem Bereich von minus zehn Dioptrien bis plus fünf Dioptrien korrigieren», erklärt Taneri. Wichtig sei jedoch, dass das Auge ausgewachsen sei. «Deswegen sollten die Patienten über 18 Jahre alt sein und seit mindestens einem Jahr die gleichen Dioptrienwerte haben».
Etwa 150 Einrichtungen bieten nach Aussage des Verbands der Spezialkliniken Deutschlands für Augenlaser und Refraktive Chirurgie (VSDAR) die Laser-Operationen an. Die Eingriffe dürfen nur von Fachärzten für Augenheilkunde vorgenommen werden. «Eine darüber hinaus gehende Spezialisierung ist angedacht, aber praktisch noch nicht umgesetzt», sagt Verbands-Präsident Omid Kermani. Deswegen warnt er auch vor so genannten Hobby-Operateuren.
Bei Sabine Kreis ist die Operation gut verlaufen. Anfänglich litt sie noch unter Lichtempfindlichkeit und trockenen Augen. Aber schon am Tag nach der Operation freute sie sich über die wiedergewonnene Lebensqualität. «Ich bin morgens aufgewacht und habe mich über die geblümten Vorhänge in unserem Schlafzimmer gefreut. Die konnte ich ja ohne Brille nie sehen.»