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Massentierhaltung Massentierhaltung: Experten warnen vor Antibiotika in Putenschenkeln

27.09.2001, 12:31

Hannover/dpa. - Gerade seit dem Rinderwahnsinn BSE und der Maul- und KlauenseucheMKS sei die Nachfrage nach Putenfleisch erheblich gestiegen. NachGreenpeaceangaben werden jedoch zu viel Antibiotika in Putenställeneingesetzt, damit die Tiere die schwierigen Haltungsbedingungendurchhalten. Schlechte Luft und feuchtes Stroh führten häufig zuKrankheiten. Zudem litten die meist überzüchteten Puten wegen ihreshohen Gewichts und ihres schwachen Skeletts oft anGelenkentzündungen. «Unsere Untersuchungen zeigen, dass dieMedikamente auch im Endprodukt zu finden sind und beim Verbraucherauf dem Teller landen», sagte Greenpeace-Sprecherin Barbara Kamradt.

Nach Ansicht der Experten werden Antibiotika einige Zeit vor demAbtransport der Puten zwar abgesetzt, damit das Medikament nicht mehrim Fleisch nachweisbar ist oder zumindest nicht die vorgeschriebenenHöchstmengen überschreitet. Dennoch lagern sie sich in den Knochenab. Dadurch könnten resistente Bakterien und damit gefährlicheInfektionen über die Nahrung auf den Menschen übertragen werden. DieResistenz der Bakterien erschwere die Behandlung von schwerenErkrankungen.

Den Experten zufolge werden jährlich knapp 4000 Tonnen Antibiotikain der EU in Ställen eingesetzt. Ein Großteil davon erscheine jedochvöllig überflüssig und diene offenbar dazu, die schlechtenHaltungsbedingungen auszugleichen oder die als Masthilfe verbotenenLeistungsförderer zu ersetzen. Um den Medikamentenmissbrauch zustoppen, sollten nur wirklich kranke Tiere gezielt mit solchenAntibiotika behandelt werden, die für die Behandlung des Menschenweniger wichtig sind.