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Lymphdrainage hilft gegen Akne und Ödeme

Von Oliver Stenzel 03.12.2008, 08:23

St. Blasien/dpa. - Ob Stehender Kreis, Pumpgriff, Schröpf- oder Drehgriff: Diese Bezeichnungen klingen zwar ein wenig martialisch, sind aber völlig harmlos. Sie stammen aus der manuellen Lymphdrainage, die sowohl in der Kosmetik wie in der Medizin Anwendung findet.

Das Prinzip der von dem dänischen Physiotherapeuten Emil Vodder (1896-1986) entwickelten Methode besteht darin, dass mittels sanfter Massage die Stauungen von Lymphflüssigkeit in Gewebe und Lymphknoten beseitigt werden.

Anders als klassische Massagetechniken darf die Lymphdrainage nie schmerzen, sie soll keine durchblutungsfördernde Wirkung haben. «Die Wirkungsweise der Lymphdrainage ist heute wissenschaftlich bewiesen», sagt Katharina Rüger, Chefärztin der auf die Behandlung von Lymphödemkrankheiten spezialisierten Feldbergklinik in St. Blasien in Baden-Württemberg.

Ehe die Lymphdrainage in den 1960er Jahren medizinisch erschlossen wurde, wurde sie ausschließlich in der Kosmetik angewandt. Dort gibt es nach wie vor zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, erläutert Renate Raptis, Lehrerin für manuelle Lymphdrainage an der Anna-Hermann-Schule/Berufsfachschule für Kosmetik in Kerpen bei Köln. So wirke die Lymphdrainage zum Beispiel stärkend auf das Immunsystem und beuge damit Krankheiten vor.

Auch in der dermatologischen Kosmetik wird sie eingesetzt: Besonders erfolgreich sei die Anwendung bei Akne. «Mit Hilfe der Lymphdrainage können Bakterien, Zelltrümmer und Talg, die durch geplatzte Mitesser ins umliegende Gewebe gelangt sind, über die Lymphe abtransportiert werden», sagt die Dozentin. Dies beuge Entzündungen vor, die Symptome werden deutlich verbessert und die Narbenbildung verringert.

Bei Cellulite wird die Massagetechnik ebenfalls angewendet. Wunder dürfe man freilich keine erwarten. «Cellulite lässt sich nicht "weglymphen", aber man kann bewirken, dass sie nicht schlimmer wird», sagt Raptis. Wer als Kunde Sicherheit haben will, eine fachgemäße Lymphdrainage zu erhalten, solle nach einem Schulungs-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie fragen.

In der Medizin wird die Lymphdrainage vor allem zur Behandlung von Lymphödemen eingesetzt. Diese können durch eine angeborene Schwäche der Lymphgefäße bedingt sein, aber auch durch Operationen oder Verletzungen entstehen, bei denen die Lymphbahnen unterbrochen werden. Laut Rüger kommt es bei Brustkrebsoperationen besonders häufig zu Armlymphödemen, «weil den Patientinnen ein Teil der Achsellymphknoten entfernt werden».

Bei chronischen Lymphödemen eignet sich die manuelle Lymphdrainage allein indes nicht. Sinnvoll sei sie nur als Bestandteil der «Komplexen physikalischen Entstauungstherapie» (KPE), sagt Oliver Gültig, Physiotherapeut und Geschäftsführer eines Weiterbildungs-Anbieters in Aschaffenburg. «Der Effekt der Lymphdrainage ist nach ein bis zwei Tagen vorbei.» Um einen Langzeiteffekt zu erreichen, müssten alle vier Säulen der KPE kombiniert angewandt werden: Lymphdrainage, Kompressionsverbände (Stützstrumpfe), Hautpflege sowie Bewegungstherapie.

Doch auch wenn noch Lücken im Wissen um die Anwendung bestehen - Deutschland habe bei der manuellen Lymphdrainagetherapie nach wie vor eine klare Vorreiterrolle, sagt Medizinerin Rüger. «Hier gibt es die meisten dafür ausgebildeten Physiotherapeuten.»

Deutsche Gesellschaft für Lymphologie: www.dglymph.de

Verband für Menschen mit Lymphödemen: www.bundesverband-lymphselbsthilfe.de

Die manuelle Lymphdrainage ist seit Anfang der 1970er Jahre als Behandlungsmethode von den Ersatzkassen anerkannt. Heute gibt es in Deutschland neun Kliniken, die sich auf die Behandlung von Lymphödemkrankheiten spezialisiert haben. Bei medizinischen Anwendungen wird sie von Physiotherapeuten ausgeführt, bei kosmetischen Anwendungen von Kosmetikern mit entsprechender Zusatzausbildung. Beim Einsatz in der Kosmetik werden keine Kranken behandelt und die Leistungen daher nicht von den Kassen bezahlt.