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Krebsrisiko Krebsrisiko: Starke Rauchbelastung in Bars, Diskos und Fernzügen

20.09.2006, 18:29

Berlin/Heidelberg/dpa. - «Vor allem in der Gastronomie sind rund eine Million Arbeitnehmer als Passivraucher Belastungen ausgesetzt, die in anderen Branchen das Tragen von Atemschutzmasken erforderlich machen würden», erklärte Pötschke-Langer. Zusammen mit 50 weiteren Gesundheitsorganisationen fordert das DKFZ deshalb ein Bundesgesetz, das nicht nur in öffentlichen Einrichtungen und an Arbeitsplätzen, sondern auch in der Gastronomie generell ein Rauchverbot vorsieht.

«In Deutschland waren lange nur die Raucher im Visier, aber auch die nichtrauchende Bevölkerung unterliegt großen Gefahren», betonte DKFZ- Vorstandsvorsitzender Prof. Otmar Wiestler und resümierte: «Es gibt letztlich keinen effizienten Schutz vor dem Passivrauchen.» Das DKFZ nahm für die Studie nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Innenräumen von Gastronomiebetrieben und Fernzügen 100 Luftmessungen vor.

Dabei hätten sich virtuell abgetrennte Nichtraucherzonen in Restaurants als Mogelpackung erwiesen, sagte Pötschke-Langer. «Es entspricht den Regeln der Physik, dass sich die Giftstoffe in der gesamten Raumluft ausbreiten.» Besonders in Bars, den Raucherabteilen und Bistros von Fernzügen sowie in Diskotheken seien die Belastungen mit lungengängigen Partikeln hoch - in der Gastronomie seien es im Durchschnitt 200 Mikrogramm pro Kubikmeter, in Diskotheken gar mehr als 600 Mikrogramm pro Kubikmeter. «Eine untere, unbedenkliche Wirkungsschwelle gibt es nicht. Wenn man bedenkt, dass Diskotheken zudem vor allem von jungen Menschen besucht werden, die auch noch tanzen und dadurch tiefer einatmen, ist das Ergebnis noch Besorgnis erregender», sagte die Krebsforscherin.

In einer zweiten Studie untersuchte das DKFZ die wirtschaftlichen Auswirkungen von Gastronomie-Rauchverboten in anderen Staaten. «Die Befürchtungen von Umsatzeinbußen haben sich in keinem anderen Staat nach Einführung des Verbots bewahrheitet», sagte Sven Schneider, Epidemiologe am DKFZ. In Irland etwa, wo in Pubs seit 2004 aufs Rauchen verzichtet werden muss, seien im Gegenteil sogar zusätzliche Arbeitsplätze in Hotels und Restaurants entstanden. «Und die Zustimmung der Bevölkerung ist nach Einführung des Rauchverbots und der Feststellung, dass es gar keine Umsatzeinbußen gab, sogar noch weiter gestiegen - sowohl in Irland als auch in Italien.»

Tabakrauch enthält nach Angaben der Forscher mehr 4 800 verschiedene Substanzen, von denen über 70 Krebs erregend sind oder im Verdacht stehen, es zu sein. Laut DKFZ sterben allein in Deutschland jedes Jahr mehr als 3 300 Menschen an den Folgen des Passivrauchens.

Informationen des DKFZ: www.tabakkontrolle.de