Kein Hokuspokus: Hypnose gegen Angst und Schmerzen
Stuttgart/dpa. - Hypnose - das klingt für viele nach dem Magier aus dem Fernsehen, der Freiwillige in Trance versetzt und mehr oder wenige lustige Dinge mit ihnen anstellt. Dabei ist Hypnose in Medizin und Psychologie heute ein probates Mittel und kein Hokuspokus.
Auch wenn die Kosten nur selten von den Krankenkassen übernommen werden, wird Hypnose in der Medizin mittlerweile oft genutzt: in der Psychotherapie zur Behandlung verdrängter traumatischer Erlebnisse und bei körperlichen Beschwerden, für die sich keine organische Ursache finden lässt. Auch bei Schlafproblemen und Schmerzen kann sie helfen.
«Hypnose ist die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf bestimmte Situationen oder Gefühle», erklärt der Internist und Psychosomatiker Hans-Christian Deter aus Berlin, der auch Vorsitzender des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin ist. Das funktioniert allerdings nicht bei allen Patienten auf Anhieb. «Am besten eignen sich Menschen, die gut innere Bilder entwickeln können», erklärt Walter Bongartz von der Universität Konstanz, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie.
Durch eine Hypnose können die meisten Menschen deutlich entspannen. Das belegen der verlangsamte Herzschlag, die ruhigere Atmung und die geringere Schweißproduktion. «Das vegetative Nervensystem wird insgesamt gedämpft», sagt Deter. Die Entspannung kann so groß sein, dass man bei bestimmten Behandlungen auf eine zusätzliche Betäubung verzichten kann. Dazu gehören laut Bongartz Diagnoseverfahren wie das Legen eines Katheters oder die Entnahme von Gewebeproben, die meist mit Angst und Anspannung verbunden sind.
Besonders ängstlich sind viele Menschen beim Zahnarzt. Sie fürchten sich vor den Betäubungsspritzen, dem Kreischen des Bohrers und dem unheilvollen Knacken beim Ziehen eines Zahns. Deswegen seien Zahnärzte, die auch Hypnose anbieten, bei Angstpatienten sehr gefragt. «Wir bitten unseren neuen Patienten, zum ersten Termin in Gedanken ein gutes Erlebnis mitzubringen und drei Worte, die sie damit assoziieren», sagt Albrecht Schmierer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahnärztliche Hypnose (DGZH) in Stuttgart. «Mithilfe dieses Erlebnisses kann man sie dann in Hypnose versetzen.» Der Patient bekomme zwar alles mit, allerdings deutlich gedämpfter. «Wir bohren, operieren Zähne und führen Wurzelbehandlungen ohne Betäubungsspritze durch.»
Umstritten ist dagegen der Einsatz von Hypnose zur Bekämpfung von Süchten wie Alkoholismus und Rauchen. Während sich Bongartz von der Deutschen Hypnose-Gesellschaft sicher ist, dass sie auch in diesen Fällen als eigenständiges Verfahren angewandt werden kann, ist Internist Deter skeptisch. «Methoden, die langfristig gegen das Rauchen helfen, gibt es nur sehr wenige», sagt Deter, der sich seit 15 Jahren mit Hypnose beschäftigt.
Deutsche Gesellschaft für Hynose und Hynotherapie: www.hypnose-dgh.de
Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Hynose: www.dgzh.de
Klingenberger Institut für Klinische Hynose: www.hypnose-kikh.de