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Jagd auf Blutsauger Jagd auf Blutsauger: Mit Kokosfettsäure und Kältespray gegen Zecken

Von Carina Frey 07.05.2003, 09:58
Warnung für Waldspaziergänger - Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen. (Foto: dpa)
Warnung für Waldspaziergänger - Zecken können gefährliche Krankheiten übertragen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Sie lauern im Gras oder in niedrigem Gebüsch, immer auf der Suche nach einer Blutmahlzeit: Zecken werden bei steigenden Temperaturen wieder aktiv. «Die marschieren jetzt los», erklärt Jochen Süss, Zeckenexperte beim Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin. Bis Ende September sollten sich Spaziergänger vor Zecken schützen. Schließlich können die Parasiten die gefährlichen Infektionskrankheiten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Lyme-Borreliose übertragen.

Zecken sitzen besonders häufig an Lichtungen, Waldwegen und kleinen Trampelpfaden. «Dort ist die Chance größer, einen Wirt zu finden», sagt Süss. Die Zecken lassen sich von vorbeigehenden Tieren oder Menschen abstreifen und suchen eine passende Einstichstelle: Sie mögen dünne Haut, gut durchblutet und etwas feucht. Besonders beliebt sind Kniekehlen, Leistenbeuge, der Haaransatz und die Haut hinter den Ohren.

«Spaziergänger sollten eng abschließende Kleidungsstücke tragen und die Hose in die Strümpfe stecken», sagt Jürgen Peters, Vorsitzender des Borreliose Bundes Deutschland in Hamburg. Außerdem sollten Spaziergänger nach jedem Waldbesuch ihren Körper gründlich absuchen. Bei Kindern sollte genau zwischen den Haaren nachgeschaut werden.

Wird eine Zecke früh erkannt, sinkt das Infektionsrisiko, besonders bei der Lyme-Borreliose. «Die Bakterien sitzen bei einer infizierten Zecke im Darm. Durch die Blutmahlzeit tauen die Borrelien langsam auf», erläutert Peters. Wird die Zecke zuvor entfernt, stehen die Chancen gut, eine Infektion zu vermeiden.

Große Zecken lassen sich mit den Fingernägeln herausziehen, die kleinen Nymphen mit gut schließenden Pinzetten. «Die Pinzette sollte die Zecke so hautnah wie möglich greifen. Dann zieht man die Zecke langsam raus», erklärt Süss. Sie dürfe dabei nicht gequetscht werden, da sonst Viren in den Körper gelangen. Der Borreliose Bund rät, Zecken vor dem Herausziehen mit Kältespray zu betäuben. Vor Hilfsmitteln wie Öl und Klebstoff warnen Experten: Geraten Zecken unter Stress, geben sie Sekrete ab, die das Infektionsrisiko erhöhen.

Rund jede vierte Zecke trägt Borrelien in sich, pro Jahr erkranken 60 000 bis 80 000 Menschen in Deutschland an der Lyme-Borreliose. Die Beschwerden sind anfangs sehr unspezifisch: Die Betroffenen leiden in der Regel an grippeähnlichen Symptomen wie Kopfschmerzen und Fieber. Rund um den Zeckenbiss bildet sich nach drei bis vier Wochen ein Ausschlag. «Das ist ein hundertprozentiges Indiz für eine Borrelieninfektion», erklärt Peters. Der Patient müsse in diesem Fall sofort mit Antibiotika behandelt werden. In einem frühen Stadium lässt sich die Lyme-Borreliose problemlos ausheilen. Wird sie nicht erkannt, kann sie die Nerven schädigen und zu Gelenkentzündungen führen.

Im Gegensatz zur Lyme-Borreliose tritt die FSME nur regional auf, vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und dem Odenwald. Jedes Jahr erkranken rund 250 Menschen dadurch an einer Hirnhautentzündung. «Die Betroffenen leiden unter grippeähnlichen Symptomen», sagt Süss. Bei 25 bis 30 Prozent der Betroffenen verlaufe die Krankheit schwer. «Wer sich in Risikogebieten aufhält, sollte sich unbedingt impfen lassen», rät Ute Arndt, Immunologin beim Deutschen Grünen Kreuz in Marburg. Bricht die Krankheit aus, können die Ärzte nur noch wenig tun: «Die FSME ist nicht therapierbar», sagt Süss.

Informationen: Nähere Hinweise zu den Risikogebieten finden sich auf den Internetseiten des Robert-Koch-Institutes in Berlin unter http://www.rki.de/INFEKT/EPIBULL/2002/26_02.PDF. Über die Borreliose informiert der Borreliose-Bund Deutschland, Große Straße 205, 21075 Hamburg (Tel.: 040/790 57 88)