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Hintergrund Hintergrund: Einfluss der Tabak-Werbung wird überschätzt

04.12.2002, 10:03

Hamburg/dpa. - Zigarettenwerbung verführt die Menschen nach Ansicht des Kommunikationswissenschaftlers Prof. Wolfgang Donsbach nicht zum Rauchen. Ob jemand zum Raucher wird oder nicht, hänge vor allem von der genetischen Veranlagung, dem gesellschaftlichen Umfeld und den wichtigen Bezugspersonen ab. «Die Werbung macht da nur einen ganz kleinen Prozentsatz aus», sagte Donsbach in einem dpa-Gespräch. Von einem generellen Verbot für Zigarettenwerbung hält er daher nichts. Nach dem Beschluss der EU soll die Werbung ab 2005 aus Zeitungen, Zeitschriften und anderen Medien verbannt werden.

Der Kommunikationswissenschaftler der Technischen Universität Dresden hat Studien, die der Tabakwerbung einen großen Einfluss speziell auf Jugendliche attestierten, überprüft. «Das Problem der meisten Studien ist, dass zu weit reichende Schlussfolgerungen gezogen werden, die sich wissenschaftlich aber nicht halten lassen», meint Donsbach.

Ziel der meisten Studien sei es, einen entsprechenden Einfluss der Werbung nachzuweisen. Und dafür würden oft gegenteilige Forschungsergebnisse gar nicht erst ausgewertet. «Außerdem ist es einfach das vorherrschende Paradigma heute, dass auch die Tabakwerbung starke negative Folgen hat. Davon ist kein Wissenschaftler frei», betont er.

«Das menschliche Verhalten ist zu komplex», sagt Donsbach. Wenn gerade Jugendliche so empfänglich für die Werbebotschafter der Zigarettenindustrie seien, müssten sie ja genauso zugänglich für die Gegenbotschaften sein, zum Beispiel für Anti-Raucher-Kampagnen oder auch die Warnhinweise auf den Schachteln. «Für Jugendliche spielt eine viel größere Rolle, ob zum Beispiel die Eltern rauchen.» Und: «Solange das Produkt nicht verboten ist, kann man auch die Werbung dafür nicht verbieten.»