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Hilfe durch Handauflegen: Reiki ist umstritten

Von Aliki Nassoufis 25.07.2007, 06:50

Düsseldorf/Berlin/dpa. - Wer Zahnschmerzen hat, fasst sich an die Wange, und bei Magenproblemen hält er sich instinktiv die Hände auf den Bauch. Das Auflegen von Händen kann beruhigende Wirkungen haben.

Auf dieser Idee beruht auch Reiki, eine esoterische Behandlungsform aus Japan, die mittlerweile auch in Westeuropa weit verbreitet, aber auch sehr umstritten ist. Reiki ist ein japanisches Wort für Lebensenergie», erklärt der Reiki-Lehrer Wolfgang Niedermeyer aus Bielefeld. Bei einer Reiki-Behandlung wird Energie von dem Anwender an seinen Patienten übertragen. So können - laut der Theorie - ausgelaugte Menschen wieder Energie tanken und diese in richtige Bahnen lenken lassen.

Tatsächlich gilt Reiki bei vielen Kritikern jedoch als Pseudowissenschaft, die heftig umstritten ist. «Die Anwender sagen zwar, dass man bei der Behandlung das Fließen von Energie spüren kann, aber die Wirkung ist bis heute nicht wissenschaftlich bewiesen», sagt der Vorsitzende des Deutschen Wellnessverbandes in Düsseldorf, Lutz Hertel. Möglicherweise schade Reiki der Gesundheit sogar, weil die Anwender teilweise behaupten, anstelle der Schulmedizin selbst bei akuten Herzinfarkten helfen zu können.

Hier liege das eigentliche Problem von Reiki: Die Anwender erweckten den Eindruck, als könnten sie ihre Patienten von etwas heilen, sagt Hertel. Laut dem Gesetz dürften Heilbehandlungen jedoch nur von Ärzten und Heilpraktikern vorgenommen werden.

In den Streit hat sich sogar die evangelische Kirche eingeschaltet. «Vor esoterischen Höhenflügen und unrealistischen Heilungsversprechungen ist zu warnen, insbesondere dann, wenn eine dringend notwendige ärztliche Behandlung dadurch unterbleibt», heißt es bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin. Gegen Kritik wie diese wehren sich die Reiki-Anhänger vehement. «Reiki steigert die Lebensqualität und die Zufriedenheit», ist sich der Buchautor Oliver Klatt aus Berlin sicher. «Es löst Stress, macht lebendig und kann Heilungsprozesse fördern.»

Wie Reiki funktioniert, sagen allerdings auch die Lehrer nicht genau. «Bei der Ausbildung lernt man zwar bestimmte Handpositionen, aber im Endeffekt ist das alles sehr intuitiv», erklärt Niedermeyer, der seit 1990 Reiki praktiziert. «Es gibt kein festes Schema.» Daher lasse sich nicht allgemein gültig sagen, was bei Kopfschmerz hilft.

Klar ist nur, dass sich der Patient für die rund einstündige Anwendung angezogen hinlegt und der Therapeut mit seinen Händen für jeweils einige Minuten abwechselnd an verschiedene Körperteile fasst. Das kostet 30 Euro oder mehr.

Trotz der starken Vorbehalte hat Reiki für Lutz Hertel auch eine gute Seite: «Wenn man entspannen möchte, gehört Reiki zu den am weitesten verbreiteten Verfahren.» Das Auflegen der Hände könne durchaus Trost spenden oder eine entspannende Wirkung haben. «Was anderes darf man von Reiki aber nicht erwarten.»