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Hexenschuss Hexenschuss: Wenn der Schmerz ins Kreuz schießt

Von Hanke Huber 30.05.2001, 07:56

Bechhofen/Barendorf /gms. - Wer meint, Probleme mit dem Rücken beträfen nur ältere Menschen, der irrt. «Prinzipiell kann der Hexenschuss jeden treffen», so Werner Sitter, Allgemeinmediziner in Bechhofen bei Ansbach. Meist reicht schon eine Überbelastung des Rückens oder eine abrupte oder ungewohnte Bewegung aus, um sich den gefürchteten Hexenschuss zuzuziehen. «Das kann zum Beispiel das Heben von schweren Lasten, das Anschieben eines Autos oder eine reflexartige Bewegung beim Ausrutschen auf glatten Stellen sein, verdeutlicht der Arzt. Aber auch Nässe, Kälte oder Zugluft können die jähen Schmerzen auslösen.

Hinter der Bezeichnung Hexenschuss verbirgt sich keine eigenständige Krankheit, vielmehr umfasst der Begriff spezielle Symptome mit unterschiedlichen Ursachen. «Meistens verschieben sich Bewegungssegmente der Wirbelsäule, und es kommt zu einer Blockade im Bewegungssystem», sagt Heinz Jarmatz, ebenfalls Allgemeinmediziner in Barendorf bei Lüneburg. «Dabei können die Schmerzen durch Knorpeldruck auf austretende Nerven und durch Verspannung oder Zerrung der Muskulatur entstehen.»

Wesentlich seltener, allerdings auch schlimmer, ist einBandscheibenvorfall. Dabei wird Druck auf das Rückenmark im Abschnitt des entsprechenden Wirbelsegments erzeugt, und Nerven können eingeklemmt werden. Neben akuten Schmerzen können sogar Lähmungserscheinungen auftreten.

Ist der stechende Schmerz in den Rücken gefahren, können dieBetroffenen selbst einiges tun, um die missliche Lage zu verbessern. Entlastend wirkt die so genannte Stufenlage, bei der auf dem Rücken liegend ein dickes Kissen unter die Beine geschoben und dadurch Hüften und Knie angewinkelt werden. «Eine rückenschonende Haltung nehmen die meisten schon aus Reflex ein», so Georg Holfelder von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie in Frankfurt.

Großmutters Hausmittel gegen Hexenschuss war ein heißesKräuterbad, zum Beispiel mit Heublumen, das die verengten Blutgefäße weitet und die Durchblutung fördert. Auch mit Wärmflasche oder Heizdecke kann man dem Rückenschmerz zu Leibe rücken. «Wärme in jeder Form hilft, die Rückenmuskulatur zu entspannen», so Holfelder. Wem Wärme keine Linderung verschafft, der kann seinen Schmerz unterUmständen mit Kälte erfolgreich bekämpfen.

Bei manchen Erkrankungen, etwa einem Nach-Vorne-Rutschen einzelner Wirbelkörper, können Massagen und Krankengymnastik unter fachlicher Anleitung den Heilungsprozess unterstützen. Im akuten Zustand jedoch ist es sinnvoll, den schmerzenden Rücken ruhig zu stellen. «ImGegensatz zu früher wird heute eine möglichst kurze Bettruheempfohlen, da sonst die Muskulatur abschlafft», so Holfelder.

Vom Hexenschuss Betroffene sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen, der die Ursache des Rückenschmerzes klärt. Erster Anlaufpunkt ist meist der Hausarzt. Er kennt die Krankengeschichte und kann abklären, ob es sich um einen Hexenschuss der leichteren Art oder etwa um einenBandscheibenvorfall handelt. Je nach Schwere und Art der Erkrankung kann ein Arzttermin bei einem Orthopäden oder Neurologen notwendig werden. Wen das Pech am Wochenende ereilt, der kann sich an einen Notfallarzt oder Bereitschaftsdienst wenden.