Herzrhythmusstörung Herzrhythmusstörung: Vorhofflimmern kann zu Schlaganfall führen
Halle (Saale)/MZ/DMN/DPA. - Prof. Andreas Götte erwartet, dass sich die Zahl der Patienten in den nächsten 20 Jahren verdreifacht. „Das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, steigt mit dem Alter exponenziell an“, sagt der Kardiologe, der sich beim Kompetenznetz Vorhofflimmern engagiert. Während in der Altersgruppe der über 60-Jährigen etwa vier Prozent der Bevölkerung an Vorhofflimmern litten, seien es bei den über 80-Jährigen schon zwischen 20 und 25 Prozent.
Neben dem Alter bestehen weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes oder die Krankheit geht mit anderen Herzkrankheiten einher. „Vorhofflimmern ist sozusagen eine Abnutzungserkrankung“, erklärt Prof. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. Die beiden Herzvorhöfe können ihre Funktion - die Herzkammern bei der Arbeit zu unterstützen und sie mit Blut zu versorgen - nicht mehr erfüllen.
Nur durch Zufall im EKG entdeckt
Die Krankheit ist so tückisch, weil ein Großteil der Patienten sie nicht wahrnimmt. „Vorhofflimmern geht im Alter mit geringerer Kammerfrequenz einher und wird deswegenseltener bemerkt“, sagt Meinertz. Das ist gefährlich, weil vor allem Menschen mit einem schwächeren Herzen auf die Unterstützung der Vorhöfe angewiesen sind, die rund ein Viertel der gesamten Herzleistung ausmacht. Mediziner sprechen in diesem Fall vom asymptomatischen Vorhofflimmern, das häufig nur durch Zufall in einem EKG entdeckt wird. Deswegen rät Götte: „Wer über 60 Jahre alt ist und zur Risikogruppe gehört, sollte regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen machen.“
Symptome bemerken vor allem jüngere Patienten. Beim ersten Anfall leiden die PatientenMeinertz zufolge häufig unter Todesangst und landen in der Notaufnahme. Der 67-Jährige weiß, wovon er redet: Er hat selbst 20 Jahre lang an Vorhofflimmern gelitten. Die Angst vor weiteren Anfällen, die in unregelmäßigen Episoden auftreten, verschlechtert die Lebensqualität der Patienten massiv.
„Vorübergehendes oder paroxysmales Vorhofflimmern kann irgendwann zum dauerhaften Vorhofflimmern werden“, ergänzt Heribert Brück vom Bundesverband Niedergelassener Kardiologen. Dann ist die Gefahr eines Schlaganfalles groß. Wenn das Blut im Vorhof nicht zirkuliert, gerinnt es. Und die Gerinnsel können sich lösen und zum Gehirn aufsteigen. „Etwa 30.000 Schlaganfälle im Jahr gehen auf Vorhofflimmern zurück“, erläutert Brück. „Und wer wegen des Vorhofflimmerns einen Schlaganfall bekommt, hat schlechtereHeilungschancen.“
Medikamente gegen die Blutgerinnung
Die Therapie soll folglich einerseits für einen regelmäßigeren Herzschlag sorgen und andererseits die Bildung von Gerinnseln verhindern. Zunächst wird das mit Medikamenten versucht. Auch gegen die Blutgerinnung werden Medikamente eingesetzt. Wenn aberMedikamente nicht mehr helfen, ist ein Eingriff, die sogenannte Katheterablation, das letzte Mittel. Vor allem bei jungen Patienten wird sie angewendet. „Die Katheterablation ist ein komplizierter Eingriff, der aber sehr hohe Erfolgsquoten von mehr als 80 Prozent hat“, sagt Götte.
Herzspezialist Meinertz hat sich selbst dreimal einer solchen Ablation unterzogen. Seitmehr als sechs Jahren hat er nun kein Vorhofflimmern mehr. Er rät allen Patienten, Ruhe zu bewahren. „Vorhofflimmern ist ein Problem, aber man kann es beheben.“ Wenn keine anderweitige Herzkrankheit hinzu komme, sei auch mit Vorhofflimmern ein normales Leben möglich.
Die wichtigsten Informationen zu den Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten des Vorhofflimmerns im Überblick können Sie in der Bilderstrecke nachlesen.