Herzinfarkt-Signale: Frauen haben oft andere Anzeichen
Marburg/dpa. - Herzinfarkt-Alarmsignale sind bei Frauen häufig andere als bei Männern. «Frauen klagen oft neben den für einen Infarkt eher typischen Brustschmerzen auch über starke Bauch- und Rückenschmerzen, über Übelkeit und Erbrechen.»
Das erklärt der Marburger Kardiologe Prof. Jürgen Schäfer. Bei Männern sei es dagegen häufiger der in die linke Schulter ausstrahlende drückende Brustschmerz und Atemnot. Sowohl den Betroffenen als auch den Ärzten sei nicht ausreichend bekannt, dass es zwischen Männern und Frauen Unterschiede im Verlauf und bei den Vorboten eines Herzinfarktes gebe, sagte Schäfer. «Oft denken weder die Frauen noch die behandelnden Ärzte bei solchen Beschwerden an einen Herzinfarkt, sondern eher an eine Magenreizung», sagte der Mediziner. Dadurch gehe kostbare Überlebenszeit verloren. Im Schnitt kämen Frauen mit Herzproblemen etwa eine Stunde später in die Klinik als Männer und würden im Krankenhaus auch häufig weniger intensiv behandelt.
«Die Gründe hierfür sind letztendlich unklar, sicher ist aber, dass das Problem Herzinfarkt bei Frauen häufig unterschätzt wird», sagte der Wissensc0haftler. «Auf diesem Gebiet wird in Deutschland immer noch zu wenig geforscht, zu wenig untersucht, zu wenig diagnostiziert und zu wenig behandelt.» Frauen seien bei allen Therapiestudien zum Herzinfarkt deutlich unterrepräsentiert.
Dabei sei der Herzinfarkt als Todesursache bei Frauen häufiger als bei Männern. Im Jahr 2000 starben in Deutschland laut Schäfer 390 000 Menschen an einem Herzinfarkt, 230 000 von ihnen waren Frauen. Allerdings seien Frauen dann im Schnitt sieben Jahre älter. Vermutlich seien sie bis zur Menopause durch Hormone besser gegen Herzerkrankungen geschützt. Obwohl der Herzinfarkt mehr Frauen als Männern das Leben koste, gelte er noch immer als typische «Männerkrankheit». «Frauen haben dagegen häufig mehr Angst vor Brustkrebs», sagte Schäfer.
Für die Zukunft sei es wichtig, die geschlechtsspezifische Forschung zu verbessern. Und: «Frauen sollten auf die Signale ihres Körpers hören und bei bedrohlich empfundenen Situationen lieber ein Mal zu viel den Notruf 112 wählen als ein Mal zu spät», sagte Schäfer. Am besten sei natürlich vorzubeugen. Risikofaktoren für eine Herzerkrankung sind Rauchen, erhöhte Cholesterinwerte, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Bluthochdruck, zu wenig Bewegung und Stress.