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Wow-Effekt garantiert Heißkalter Nachtisch: Eis vom Grill

Ob mit flambiertem Baiser oder karamellisiertem Speck - ein Eis-Dessert vom Grill wird zur kulinarischen Showeinlage. Mit ein paar Tricks schmilzt es nicht auf dem Rost, sondern erst im Mund.

Von Julia Bode, dpa 12.08.2025, 00:05
Sieht wie ein Törtchen mit Sahne aus, doch es hat einen eiskalten Kern: Der Eischnee, der hier beim Grillen zum Baiser wird, verhindert als schützende Hülle, dass das Eis im Inneren schmilzt.
Sieht wie ein Törtchen mit Sahne aus, doch es hat einen eiskalten Kern: Der Eischnee, der hier beim Grillen zum Baiser wird, verhindert als schützende Hülle, dass das Eis im Inneren schmilzt. Volker Elm/dpa-tmn

Fulda/Bonn - Wenn gegrillt wird, gibt es üblicherweise Würstchen, Steak, Gemüse und Kräuterbaguette. So weit, so gut. Es geht allerdings noch besser. Die experimentierfreudige Grill-Community weiß: Man kann fast alles grillen. 

Stockbrot oder Pizza werden über der Glut gebacken und Gemüse in Wok-Pfannen frittiert. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis auch dem süßen Nachtisch Aufmerksamkeit geschenkt wird. Und zwar über die bekannte Banane, mit Schokolade bestückt, hinaus.

„Eis vom Grill ist ein tolles Dessert und viel leichter zu machen als man denkt“, sagt Volker Elm, ehemaliger Präsident der German Barbecue Association und Anbieter von Grillkursen. Was wie ein Widerspruch klingt, entpuppt sich als perfekte Ergänzung.

So unkompliziert gelingt es

Selbstverständlich schmilzt Eiscreme, wenn sie einfach so auf den heißen Grillrost gelegt wird. Der Trick, um dies zu verhindern: „Das Eis wird von einer schützenden Hülle – etwa aus Eischnee, Blätter- oder Biskuitteig umgeben“, empfiehlt Heike Kreutz im Newsletter der Bundeszentrale für Ernährung zum Thema Desserts vom Grill. Volker Elm setzt auf Eischnee. „Das geht schnell, gelingt einfach und gibt immer Komplimente.“

Mit dieser Anleitung zaubert man den beeindruckenden Nachtisch ganz einfach Zuhause:

  • Eine Eissorte nach Wahl in Kugeln vorportionieren und für mehrere Stunden ins Tiefkühlfach legen. Die einzelnen Kugeln frieren gut durch und halten so der Hitze besser stand. Wer einen optischen Kontrast mag, der wählt Schokoladen- oder farbiges Fruchteis. Beides hebt sich gut vom hellen Eischnee ab.
  • Den Grill mit geschlossenem Deckel auf Temperatur bringen. 200 Grad sollten es Minimum sein. Je heißer, desto besser. Das Dessert wird später bei indirekter Hitze, das heißt nicht direkt über der Flamme oder Glut, gegrillt. Bei einem Holzkohlegrill erzeugt man eine indirekte Zone, indem man die Kohle nur auf eine Seite oder an den Rand legt. Für den Gasgrill gilt, nur die Flammen auf einer Seite nutzen.
  • Kurz bevor das Eis auf den Grill kommt, wird das Baiser zubereitet. Dazu das Eiweiß mit etwas Salz, Zitronenabrieb und Puderzucker zu einem festen Eischnee schlagen. Pro Portion ein bis zwei Eiweiße einplanen, da die Eiskugel vollständig vom Baiser umhüllt sein muss. Der Eischnee gelingt am besten in einer fettfreien Glas- oder Metallschüssel. Er ist fest genug, sobald man die Schüssel auf den Kopf drehen kann, ohne das Eischnee herausfällt.

Die letzten Handgriffe vorm Genießen

  • Ist der Grill auf Temperatur, wird die Eiskugel aus dem Froster genommen und auf einen Boden gesetzt. Mürbeteig-Torteletts oder belgische Waffeln eignen sich hervorragend. Beide fügen dem Dessert eine knusprige Komponente hinzu. Elm belegt die Torteletts oder Waffeln gerne mit etwas Obst oder bestreicht sie mit Marmelade, bevor er das Eis daraufsetzt. „Dann verrutscht die Kugeln beim Umhüllen nicht und schmecken tut es auch“, sagt Elm, der auch als „sir_bbq“ einen eigenen youTube-Kanal betreibt.
  • Danach die Baisermasse mit einem Löffel circa einen Zentimeter dick ums Eis verteilen. Darauf achten, dass alles gut verschlossen ist. Wird der Eischnee mit einer Stern-Spritztülle ums Eis gespritzt, entstehen beim Flambieren unter der Grillhaube tolle braune Kanten.
  • Auf dem Grill in die indirekte Zone setzen, damit der Boden nicht verbrennt. Das Dessert ist fertig, wenn das Baiser gebräunt ist. Je nach Temperatur dauert dies drei bis sieben Minuten. Ob es ein Kohle- oder Gasgrill ist, ist egal, Hauptsache der Grill hat eine Haube. „Das ist allerdings heute der Standard“, sagt Elm. In einem kleinen Pizza-Ofen mit 300-400 Grad Hitze, dauert es sogar nur wenige Sekunden bis das Dessert fertig ist.

So bekommt das Dessert extra Pfiff

  • Das Dessert lässt sich ganz nach Geschmack verfeinern. Kleine Nussstückchen passen wunderbar zu Nusseissorten und geben dem gegrillten Eis einen angenehmen Crunch.
  • Kinder freuen sich besonders über bunte Zuckerstreusel, die aufs Baiser gestreut und mitgegrillt werden.
  • Für Erwachsene darf es etwas raffinierter sein. Ein kleiner Schluck Whiskey oder Likör beim Schlagen des Eisschnees verleiht dem Ganzen eine besondere Note.
  • Eine trendige Idee: Aperol-Likör vorab durch Einkochen eindicken und später beim Schlagen ins Baiser geben.
  • Als Clou kann man selbstgemachtes Aperol-Eis oder Orangeneis in eine halbierte und ausgehöhlte Orangenschale setzen und mit dem Aperol-Baiser umhüllen. Eine heiß-kalte Variante des beliebten Sommergetränks.

Mit Speck für die perfekte Verblüffung sorgen

Elm schlägt auch noch eine süß-deftige Variante vor: auf ein Mürbeteig-Tortelett eine durchgefrorene Kugel dunkles Schokoladeeis setzen und mit Baiser ummanteln. Auf das Baiser wird vorbereiteter Bacon-Candy gestreut. Speck-Süßigkeit? Jawohl. 

  • Dazu den Bacon kross anbraten und mit braunem Zucker karamellisieren.
  • Abkühlen lassen und in kleine Stückchen schneiden.
  • Auf das flambierte Dessert eine Balsamico-Creme fließen lassen.
  • Ein Espresso oder Ristretto runden das Ganze geschmacklich ab.

„Die Gäste sind zunächst etwas ungläubig, dann total begeistert“, sagt Elm. Verständlich, wenn so viele Aromen und Konsistenzen zusammenkommen: süße Schokolade zu deftigem Speck, warm und kalt, flauschiger Eischnee im Kontrast zur knusprigen Waffel. Das garantiert eine Geschmacksexplosion mit jedem Löffel. 

Generell gilt: Ist das Eis fertig, sollte es sofort angerichtet werden. Einmal angestochen, schmitzt das Eis bei meist sommerlichen Temperaturen rasant schnell.