Heilkräuter Heilkräuter: Gesundheit aus der Natur
Halle/MZ. - Rund 200 bis 300 verschiedene Heilpflanzen gibt es in Deutschland, sagt Ursula Sellerberg vom Bundesverband Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin. Viele davon listet der Verband im Internet unter www.aponet.de
auf - vom Ackerschachtelhalm, der als Tee gegen Harnwegentzündungen und Ödeme helfen soll, bis zur Zwiebel, deren frisch gepresster Saft Gefäßerkrankungen vorbeugen kann. "Es gibt eine große Nachfrage - die Leute greifen verstärkt auf Großmutters Rezepte zurück", weiß Sellerberg.
"Ob Huflattich, Schafgarbe oder Johanniskraut - querfeldein lässt sich viel finden", sagt auch Hilmar Burggrabe, Leiter der Deutschen Fastenakademie in Aidlingen (Baden-Württemberg). Der Ernährungs- und Diätberater bietet regelmäßig Exkursionen zum Sammeln von Heilkräutern an. Nach dem Gang durch die Natur geht es in die Küche, wo die gesammelten Schätze gleich zu Salaten, Tees, Arznei- und Frischpflanzensäften verarbeitet werden.
Laien sollten dabei jedoch vorsichtig sein - nicht jedes Kraut, das eine Heilwirkung verspricht, darf auch gepflückt werden. "Man sollte sich gut informieren, ob die Art geschützt ist", sagt Britta Pätzold, Heilpflanzenexpertin beim World Wide Fund for Nature (WWF). So dürfe beispielsweise die goldgelbe Schlüsselblume, deren Inhaltsstoffe gegen Atemwegsinfekte helfen, nicht gepflückt werden. Gleiches gelte für Arnika, deren Extrakte äußerlich gegen Blutergüsse und Insektenstiche helfen sollen.
Verwechslungsgefahr
Doch auch wer nur Löwenzahn gegen Verdauungsbeschwerden oder Brennnesseln gegen Blasenentzündungen sammeln will, sollte einige Tipps beherzigen. "Viel befahrene Straßen oder gespritzte Wiesen sollten natürlich gemieden werden", sagt Gisela Schmidtlein, Kräuterexpertin und Autorin. "Die Pflanzen nehmen die Schadstoffe auf." Zudem sei es dringend ratsam, wie beim Pilzesammeln zuvor ein Bestimmungsbuch zur Hand zu nehmen. Oft verwechseln Laien laut Apothekensprecherin Sellerberg zum Beispiel die Kamille mit der Hundskamille - die aber kann heftige Allergien hervorrufen.
Blüten und Blätter
Meist werden die Blüten und Blätter verwendet, manchmal aber auch die Wurzeln - wie beispielsweise beim Pestwurz, der gegen Steinleiden und Harnwegskrämpfe hilft. Da die meisten Kräuter im Sommer gesammelt werden, viele Erkältungskrankheiten aber im Herbst und Winter auftreten, stellt sich die Frage der Konservierung. "Man kann sie trocknen oder Auszüge herstellen", nennt Burggrabe gängige Methoden.
Die im Handel, in Apotheken oder Reformhäusern erhältlichen Extrakte sind nach Ansicht von Apothekensprecherin Sellerberg allerdings deutlich hochwertiger als die selbst gesammelten Kräuter. So enthielten beispielsweise standardisierte Kamillenextrakte deutlich mehr Wirkstoffe als ein aufgebrühter Tee aus selbst gesammelten Blüten. "Das Sammeln sollte daher lieber den Fachleuten überlassen bleiben", findet die Apothekerin. Dagegen betont Gesundheitsberater Burggrabe gerade den Lern- und Erfahrungswert des Sammelns: "Die Menschen haben einfach den Drang zur Natur."
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