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Heilgymnastik Heilgymnastik: Meditative Übungen aus dem Reich der Mitte

Von Miriam Tang 05.01.2005, 19:58

Düsseldorf/Bonn/dpa. - Neben Akupunktur und Co. entdeckt der Westen zunehmend auch die gesundheitlichen Vorzüge der Bewegungskünste aus dem Reich der Mitte. So sollen die meditativen Übungen der Heilgymnastik Qi Gong Körper und Geist in Harmonie bringen.

«Viele Ärzte und Kliniken haben Qi Gong mittlerweile in ihr Behandlungskonzept integriert», sagt Gisela Hildenbrand von der Medizinischen Gesellschaft für Qi Gong Yangsheng in Bonn. Das Wort Qi Gong setzt sich nach Angaben der Gesellschaft zusammen aus Qi (sprich Tschi), das im Westen mit Lebenskraft übersetzt wird und Gong, das übersetzt «beharrliches Üben» bedeutet. Die mehr als 2000 Übungen der Heilgymnastik befassen sich mit bewussten Körperhaltungen, ruhigen Bewegungen und Atemübungen im Stehen, Sitzen oder Liegen. Dadurch sollen Körper und Geist wieder in Einklang kommen und die Lebensenergie - so die chinesische Vorstellung - ungestört durch den Körper fließen können.

Als «Meditation in Bewegung» bezeichnet Qi-Gong-Lehrer Detlef Klossow aus Düsseldorf die Gymnastik. Hinter den Choreographien mit poetischen Namen wie «Kleiner Tempel am Morgen» oder «Schwimmender Drache» verbergen sich ritualisierte Bewegungsabläufe: Der Mensch beugt seinen Körper zur Seite, hebt die Arme, lässt sie wieder sinken. «Die Routinen sollen die Energie vor allem im Bereich der Wirbelsäule und der Gelenke frei fließen lassen», sagt Klossow. Oft werde mit der Bewegung eine bestimmte Atemtechnik verbunden, um die Wirkung der sanften Energiegymnastik zu vertiefen.

«Der Übende geht sehr achtsam mit sich um, als ob er sich selbst von außen betrachtet und dann wieder nach innen schaut», sagt Klossow. Aus diesem Ritual kommt die Kraft. Viele Menschen halten aber schon die Ruhe oft kaum aus. «Es macht sie irre, dass alles ganz ruhig gehen soll», weiß Klossow aus Erfahrung.

Der Lehrer rät seinen Schülern, täglich zu üben - wenn auch nur für ein paar Minuten. «Aber selbst diese kurze Zeit glauben sich viele nicht nehmen zu können - als so voll erleben sie ihren Alltag», sagt Klossow. Aber gerade in Situationen hoher Stressbelastung sei die Heilgymnastik besonders hilfreich, um Abstand vom Alltag zu gewinnen und sich auf die eigene Person zu besinnen. «Da kann Qi Gong eine gute Alternative sein, anstatt Pausen mit einer weiteren Tasse Kaffee und einer Zigarette zu füllen», rät der Lehrer.

Die Übungen mögen einfach anmuten, die Wirkung der Heilgymnastik sollte aber nicht unterschätzt werden. In einer wissenschaftlichen Studie wurde der Effekt von Qi Gong auf Asthma- und Migräne-Patienten untersucht. «Die Ergebnisse haben unsere Einzelerfahrungen bestätigt - die Patienten hatten weniger Anfälle oder brauchten weniger Medikamente», erläutert Medizinerin Hildenbrand.

«Aus Büchern oder in Fernkursen lässt sich Qi Gong nicht lernen», warnt Lehrer Klossow. Dennoch ist die Heilgymnastik einfacher als das im Westen bekanntere Taiji. «Dieses Schattenboxen kommt aus der Kampfkunst, und die Bewegungsabläufe sind komplizierter», erläutert Klossow. Qi Gong soll vor allem die Gesundheit stärken. Daher bietet sich die Gymnastik als guter Einstieg in die chinesischen Bewegungskünste an. Private Trainer, aber auch Volkshochschulen und andere Bildungseinrichtungen lehren die Heilgymnastik. «Wir bieten Kurse zu verschiedenen Tageszeiten mit unterschiedlichen Lehrern an», sagt Monica Straßer von der Volkshochschule Düsseldorf. Einen Kostenzuschuss gewähren die gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der Stress-Prävention. Die Höhe des Zuschusses fällt bei den Kassen jedoch unterschiedlich aus. «Der Versicherte sollte auf jeden Fall im Vorfeld mit der Kasse über die Kostenübernahme reden», rät Ellen von Itter von der AOK Rheinland in Düsseldorf.