Heilende Hände Heilende Hände: Reiki soll den Energiefluss harmonisieren

Berlin/Bielefeld/dpa. - An Reiki scheiden sich die Geister. Ist es das gute, alte Handauflegen, das da aus Japan zurückkommt oder ist es eine alternative Heilmethode mit geistiger Lebensenergie?
Für Reiki-Anhänger ist die Lehre ein spiritueller Weg. Skeptiker halten es dagegen für eine esoterische Verwirrung.
Nach der Vorstellung von Befürwortern ist Reiki eine universale, kosmische Energie, die alle Menschen potenziell nutzen können. Doch erst ein Eingeweihter könne sie durch Handauflegen an einen anderen übertragen. Damit soll der gestörte Energiefluss in den Zentren eines Körpers - auch Chakren genannt - harmonisiert werden.
«Reiki ist keine Sekte», sagt Professor Ulrich Dehn von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin. Er warnt aber vor überzogenen Heilversprechen. Für Michael Weiss aus Bielefeld dagegen ist Reiki mittlerweile ein fester Bestandteil seines Lebens. «Erst habe ich davon gar nichts gehalten», sagt Weiss. Doch nachdem ihm sein Vater bei einer Krankheit mit Reiki geholfen habe, machte sich auch Weiss auf den Weg.
«Klassischerweise liegt die andere Person auf einer Liege. Ich lege dann die Hand an verschiedene Stellen wie Kopf, Brust, Bauch, Beine und Rücken», sagt Weiss. Er sieht sich als eine Art Radioempfänger, der während einer Reiki-Sitzung Energie aufnimmt und wieder abgibt.
Reiki möchte in ganzheitlicher Weise alle Aspekte des Daseins ansprechen. Demnach sind Krankheiten auf Fehlhaltungen des Geistes oder der Seele zurückzuführen. «Ein Katalog psychosomatischer Erklärungen wird gereicht», sagt Dehn. Brüchige Knochen sollen auf innere Erstarrung oder enge Maßstäbe zurückgehen, Heuschnupfen auf unbewusste Abwehr - speziell im sexuellen Bereich.
Hat sich ein Mensch einmal als so genannter Reiki-Kanal geöffnet, fließt nach Vorstellung von Reiki-Anhängern die universale Lebensenergie spontan und in konzentrierter Form aus seinen Händen, sagt Dehn. So haben Reiki-Eingeweihte je nach Initiationsgrad Zugang zur universellen Lebensenergie, können Menschen aus der Ferne behandeln oder gar als Meister weitere Schüler ausbilden.
Wie Reiki genau entstanden ist, darum ranken sich verschiedene Geschichten. «Wiederentdecker» soll der ursprünglich katholische Theologe Mikao Usui im 19. Jahrhundert gewesen sein, der eine Lichtvision gehabt haben will. Mittlerweile bestehen verschiedene Verbände und Reiki-Schulen, die unterschiedliche Ansätze verfolgen.
«Reiki erlernen kann jeder, der will. Der Besuch eines Workshops genügt, um einen vollständigen Zugang zu der Energie zu bekommen», sagt Weiss. Reiki sei allerdings kein Ersatz für ärztliche Hilfe, für eine Diagnosestellung reiche die Ausbildung nicht aus. Eine Reiki-Sitzung dauert bei Weiss 30 Minuten bis eine Stunde, die Kosten reichen von 20 Euro aufwärts.
Umstritten auch in der Reiki-Gemeinde sind manche Lehrgänge, die sehr kostspielig sind. Als Alternative dazu hat Sylvia Springer aus Magdeburg den so genannten Zen-Reiki-Schülerring gegründet. «Reiki ist universelles Geschenk wie die Luft zum Atmen. Damit verkaufen wir es nicht, sondern verschenken es weiter», sagt Springer.