80 Jahre Trampolin Große Sprünge mit dem Känguruh
Vor 80 Jahren erfand ein Amerikaner das Trampolin. Heute springt selbst eine deutsche Außenministerin begeistert auf dem federnden Netz.

HalleMZ. - Als Urvater der weltweiten Trampolin-Bewegung gilt der Amerikaner George Nissen – angeblich inspirierte ihn ein Zirkusbesuch zu seiner Erfindung. Anfang März vor 80 Jahren gewährte ihm das US-Patentamt unter der Nummer 2,370,990 die Schutzrechte für seine Konstruktion. Das Urmodell des modernen Trampolins war geboren.
Nissens erste Experimente mit der elastischen Vorrichtung reichen noch weiter zurück. Bereits 1931 hatte er in seiner Heimatstadt Cedar Rapids im US-Bundesstaat Iowa gemeinsam mit Laurens „Larry“ Griswold einen Vorläufer des Trampolins entwickelt. Die beiden hatten sich an der Universität kennengelernt, Nissen war ein talentierter Akrobat und Wasserspringer, Griswold engagierte sich in der Turnmannschaft der Hochschule. In der Garage von Georges Eltern bastelten sie einen Trampolin-Prototypen: An den Seiten einer alten Leinwand wurden Reste von Gummischläuchen angebracht und das Ganze an einem Eisenrahmen aus Altmetallen befestigt.
Der Zirkus steht Pate
Die Idee für die Apparatur war Nissen während einer Zirkusvorstellung gekommen. Am Ende ließen sich Trapezkünstler in ein Sicherheitsnetz fallen. Die Konstruktion wirbelte sie zurück, dabei vollführten die Artisten Salti und andere Kunststücke. Nissen war sich sicher: Mit einer ähnlichen Konstruktion müssten doch Turner komplexe Übungen ausführen können. Später erinnerte er sich: „Die Akrobaten drehten sich in der Luft wie Turmspringer, ohne am Schluss im Wasser zu versinken, stattdessen wurden sie wieder hoch katapultiert.“
Für die Olympischen Spiele 1932 hatte Nissen einen Platz im Kader als Wasserspringer vom Drei-Meter-Brett nur knapp verfehlt. So lag es nahe, sich trotz eines erfolgreichen BWL-Studiums ab 1937 dem Sport zuzuwenden. Mit zwei Kommilitonen trat er mit dem neu entwickelten Trampolin als „Die drei Leonardos“ auf. Für Auftritte erhielten sie 20 oder 25 Dollar Gage, erzählte Nissen später. Doch sein Ziel sei es gewesen, das Trampolin bekannt machen.
Werbetrick mit Känguru
1941 gründete er eine Firma zur Herstellung von Turngeräten. Später entwickelte er für die Air Force und die Nasa ein Übungsgerät für die Luftorientierung. „Bei jedem Sprung waren sie für zwei Sekunden schwerelos und konnten ihre Körper fast ohne Anstrengung bewegen.“
Auch in sportlicher Hinsicht wurde Nissen schließlich zum Wegbereiter des Trampolinturnens. 1947 fanden in Texas erste Wettkämpfe statt. Um das Springen publikumswirksam zu demonstrieren, trainierte Nissen 1960 mit dem Känguru Viktoria Sprünge im New Yorker Central Park. Nach einer Woche „Walzer mit Viktoria“ konnten beide synchron springen.
In Deutschland erfuhr das Trampolinspringen erst viel später einen Aufschwung. 2014 wurde in Hamburg die erste kommerzielle Trampolinhalle eröffnet. Es war der Beginn eines Booms, der bis heute anhält. Bekannteste deutsche Trampolin-Springerin ist die grüne Außenministerin Annalena Baerbock. Sie gewann als junges Mädchen sogar dreimal Bronze bei Meisterschaften.