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Gesundheit und Vorsorge Gesundheit und Vorsorge: Mangelhafte Versorgung von Schwangeren in der Kritik

Von Ulrike von Leszczynski 06.04.2008, 14:40
In der Medizinischen Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung für Schwangere «Haus an der Sonne» im brandenburgischen Bad Saarow (Oder-Spree) untersucht Schwester Brigitte mit einem Ultraschallgerät den Bauch einer Schwangeren. (Foto: dpa)
In der Medizinischen Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtung für Schwangere «Haus an der Sonne» im brandenburgischen Bad Saarow (Oder-Spree) untersucht Schwester Brigitte mit einem Ultraschallgerät den Bauch einer Schwangeren. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Kinderärzte in Deutschland sehen weiterhin Lückenin der Schwangerschaftsvorsorge. «Auf Diabetes wird nicht ausreichendgetestet. Es gibt keine Standard-Vorschriften fürBlutzuckeruntersuchungen», sagte Berthold Koletzko, Mitglied bei derDeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in einemGespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Auch dieAnreicherung von Lebensmitteln mit B-Vitaminen sei in Deutschlandbisher nicht durchsetzbar. Ein Mangel am B-Vitamin Folsäure kann zuMissbildungen bei Neugeborenen führen. «Beide Maßnahmen sind einfachund preiswert, und trotzdem wird in Deutschland darauf verzichtet»,kritisierte der Arzt.

Am 10. April will die DGKJ in Berlin auf die fehlende Präventionaufmerksam machen. Eine nichterkannte Zuckerkrankheit bei Schwangerenkann zu Fehlgeburten, schwierigen Geburten und übergewichtigenKindern führen. Denn der Embryo im Mutterleib nimmt durch denerhöhten Zuckergehalt des mütterlichen Blutes, das es ernährt,überdurchschnittlich zu. Viele Neugeborene müssen später wegenBlutzuckerschwankungen länger im Krankenhaus bleiben. Kinder, derenZuckerstoffwechsel schon in der Gebärmutter belastet wurde, habenauch ein erhöhtes Risiko, später selbst zuckerkrank zu werden.

Folsäure spielt bei der Zellteilung eine wichtige Rolle. EinMangel an diesem B-Vitamin kann bereits in den ersten Tagen derSchwangerschaft schwerwiegende Folgen für ein Baby haben. So könne esvorkommen, dass Kinder mit einen offenen Rücken geboren werden, dereine Querschnittslähmung nach sich ziehen könne, sagte Koletzko.Andere Folgen können eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sein. «Es hilftnichts mehr, wenn eine Frau erst nach einem positivenSchwangerschaftstest Folsäure-Tabletten nimmt», erläuterte Koletzko.In Irland, in Kanada oder in den USA würden Lebensmitteln wie Mehloder Salz deshalb Folsäure zugesetzt. «Das kostet fast nichts. AberHerr Seehofer will davon nichts wissen», sagte der Arzt.