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Müde bis glücklich Müde bis glücklich: Das macht der Frühling mit unserem Körper

Von Rebecca Erken Aktualisiert: 03.04.2023, 12:54
Ein verliebtes Paar im Frühjahr: Frühlingsgefühle werden durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst.
Ein verliebtes Paar im Frühjahr: Frühlingsgefühle werden durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst. dpa Lizenz

Der Frühling hat uns mit seiner frühen Ankunft in diesem Jahr ziemlich überrascht. War er doch letztes Jahr, wir erinnern uns, quasi ausgefallen. Auch Körper und Geist müssen sich an den neuen Gast erst noch gewöhnen. So manch einer blinzelt noch etwas verschlafen angesichts der vielen Sonnenstrahlen. Und stört sich womöglich an der ein oder anderen Nebenwirkung der Jahreszeit: der Frühjahrsmüdigkeit, der Zeitumstellung oder dem Pollenflug.

Dabei hat das Frühjahr auch viele schöne Begleiterscheinungen: Man denke nur an seine Düfte, die warme Frühjahrssonne und natürlich - Frühlingsgefühle. Was die einzelnen Frühlingsphänomene mit uns machen – wir geben einen Überblick:

1. Glücksgefühle: Spielen im Frühling die Hormone verrückt?

„Dass im Frühling die Sexualhormone verrückt spielen, stimmt nicht“, stellt Professor Helmut Schatz klar. Es gebe generell kein Chaos der Hormone, denn es handle sich dabei immer um ein gut reguliertes System, so der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, der Lehre von Hormonen und Stoffwechsel. Auch die Geburtenzahlen sprechen laut Schatz gegen diesen weit verbreiteten Glauben: Die meisten Kinder werden demnach nicht im Frühling, sondern im Herbst und im Winter, insbesondere um Weihnachten, gezeugt.

Frühlingsgefühle als psychologisches Phänomen

„Frühlingsgefühle entstehen durch eine Vielzahl an Faktoren“, erklärt Schatz. Zuerst einmal handle es sich um ein psychologisches Phänomen: Die Natur erwache im Frühling und ebenso der Mensch als ein Teil von ihr.

Dann spielten die optischen Reize eine sehr wichtige Rolle. Die Natur erblühe in vielen hellen Farben, erklärt Schatz. Außerdem würden die Blicke der Menschen – im Gegensatz zu Herbst und Winter – durch weniger verhüllte Haut angezogen. Hinzu kämen die typischen Frühlingsgerüche nach Moos, Gras und moderndem Laub, die signalisierten: Jetzt beginnt der Frühling.

Stärkere Lichteinstrahlung im Frühjahr

„Die stärkere Lichteinstrahlung im Frühjahr sorgt außerdem für eine geringere Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin und gleichzeitig für eine Steigerung der Glückshormone Serotonin und Dopamin“, erklärt der emeritierte Direktor der Medizinischen Universitätsklinik Bergmannsheil der Ruhr-Universität Bochum. Die Lichteinwirkung im Frühjahr könne zwischen 10.000 bis 100.000 Lux erreichen, so Schatz. Selbst die stärkste Raumbeleuchtung mit etwa 500 Lux könne da nicht mithalten.

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2. Schlüsselfunktion Frühlingsdüfte: Der Frühling geht durch die Nase

Der Frühling geht durch die Nase: Gerüche haben eine Schlüsselfunktion, wenn es um die Ankunft des Frühlings geht.  „Wenn das Erdreich zu Beginn des Frühlings durch warmes Wetter erhitzt wird, werden ‚eingefrorene‘ Duftmoleküle freigesetzt“, weiß Professor Hanns Hatt.

Geruch nach Erde, Moos und fauligen Blättern

„Erde, Moos, Gräser und faulige Blätter sorgen bei uns dann für die typische Duftmischung, die wir im Gehirn als frühen Frühlingsduft abgespeichert haben“, erklärt der Geruchsforscher. „Zu einem späteren Zeitpunkt kommen dann die Düfte der Frühlingsblüten wie Narzissen, Hyazinthen und Maiglöckchen hinzu.“ Dabei handle es sich um eine „regionale Erscheinung“, denn an anderen Orten werden mit dem Frühling womöglich andere Gerüche in Verbindung gebracht. 

Ein „erlernter Duft“

Außerdem sei der Frühlingsgeruch ein „erlernter Duft“, den wir im Gedächtniszentrum des Gehirns mit einer bestimmten Bewertung abgespeichert haben, so der Professor für Zellphysiologie an der Ruhr-Universität Bochum. Wer noch nie einen Frühling erlebt hat, wird den fauligen Geruch von Blättern laut Hatt wahrscheinlich nur als modrig wahrnehmen.

Aber derjenige, der den Frühling Jahr für Jahr als heitere Phase mit vielen farbenfrohen Eindrücken kennengelernt hat, werde diesen speziellen Moder-Geruch immer als positiv abspeichern. Allergiker dagegen könnten damit auch den Beginn ihrer Leidensphase assoziieren und ihn demnach als negativ empfinden.

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3. Frühjahrsmüdigkeit: Gibt es sie wirklich?

Manche Menschen klagen im Frühling über die so genannte „Frühjahrsmüdigkeit“. Das Phänomen ist aber wissenschaftlich nicht genau geklärt. Nach Angaben des Hormonforschers Schatz handelt es sich bei der Frühjahrsmüdigkeit meist eher um eine depressive Stimmungslage, die in diesem Fall verstärkt zu Tage tritt, wenn die Natur erblüht und allseits gute Laune um sich greift.

Überschuss des Schlafhormons

Es mag laut Schatz außerdem Menschen geben, die sich durch einen Überschuss des im Winter verstärkt vorhandenen Schlafhormons Melatonin zu Beginn des Frühjahrs noch sehr müde fühlen. Dieses Gefühl sollte aber nach spätestens zwei Wochen verschwinden, so der Endokrinologe.

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4. Frühjahrssonne: Sie ist stärker als man denkt

Im Frühling ist die Sonne noch nicht so stark? Das glauben viele Sonnenanbeter, weil die Temperaturen noch nicht so hoch sind wie im Sommer – ist aber leider falsch. Der Berufsverband der Dermatologen warnt vor der Frühlingssonne. Gerade nach den dunklen Wintermonaten, in denen man sich außerdem mehr in geschlossenen Räumen aufgehalten hat, sei die Haut weniger pigmentiert und reagiere empfindlich auf die ungewohnt intensive UV-Strahlung.

Es fehlt ausreichend Ozon

Hinzu kommt: Im Frühjahr fehlt nach Angaben des Verbandes in unserer Atmosphäre ausreichend Ozon. Dieses die Ozonschicht bildende Gas schütze vor Hautschäden durch die ultraviolette Strahlung der Sonne. Messungen zufolge sinkt die Konzentration des Ozons gerade in den Frühlingsmonaten April und Mai deutlich. Dadurch erreicht die UV-Strahlung die Erde weniger gefiltert, und zwar mit einer annähernd hohen Stärke wie in den Sommermonaten. Die Folge: Das Sonnenbrand-Risiko steigt.

Sonnenschutz ist wichtig

Dermatologen raten deshalb auch im Frühjahr dringend zu einem ausreichenden Sonnenschutz, der auf den individuellen Hauttyp abgestimmt sein sollte. Wer sich unsicher ist, wie lange er sich in der Sonne aufhalten kann, sollte den UV-Check des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt nutzen: Eine neue kostenlose UV-Check-App (ab 10. April 2014) soll die Sonnenstrahlungsintensität für den aktuellen Aufenthaltsort genau bestimmen und unter Berücksichtigung des Hauttyps die Eigenschutzzeit der Haut errechnen.

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5. Zeitumstellung im Frühjahr: Wenn die Uhren anders ticken

Ab Ende März ticken auch die Uhren wieder anders. Am 30. März beginnt die Sommerzeit und wir müssen eine Stunde früher aufstehen. Manche Menschen haben das Gefühl, der fehlenden Stunde den ganzen Sommer hinterherzulaufen. Laut einer Umfrage der Krankenkasse DAK unter über 1000 Befragten hat jeder Vierte mit den Folgen der Zeitumstellung zu kämpfen. Demzufolge leidet sogar fast jede dritte Frau unter gesundheitlichen Problemen nach der Zeitumstellung, bei den Männern sind es 18 Prozent.

Biorhythmus gewöhnt sich nur langsam um

Die meisten Betroffenen fühlen sich schlapp und müde, haben Einschlafprobleme oder Schlafstörungen. Mehr als jeder Dritte von ihnen hat Konzentrationsprobleme, jeder Zehnte sogar depressive Verstimmungen. Der Biorhythmus gewöhnt sich demnach nur schleppend an die neue Zeit. Experten raten deshalb, schon ein paar Tage vor der Umstellung früher als gewohnt zu Bett zu gehen und auch die Mahlzeiten früher einzunehmen. Denn der Körper ist nicht imstande, seinen Rhythmus von einem auf den anderen Tag zu ändern.

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6. Pollenflug im Frühjahr: Ungebetene Gäste

Allergiker mögen die für viele schönste Jahreszeit manchmal verwünschen: Denn im März beginnen laut Pollenflugkalender etwa Birke, Esche, Pappel und Weide zu blühen. Hasel und Erle stehen dann schon in voller Blüte und ab April erfüllen die Pollen von Gräsern, Eiche, Kiefer, Buche und Hainbuche die Luft.

16 Prozent der Deutschen sind betroffen

In Deutschland leiden nach Angaben des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB)  rund 16 Prozent der Bevölkerung unter einer Pollen-Allergie, auch Heuschnupfen genannt. Wenn die Pollen mit den Schleimhäuten in Berührung kommen, tränen Betroffenen die Augen, die Nase läuft  und sie leiden gegebenenfalls sogar unter asthmatischem Husten.

Die Pollenkonzentration ist laut DAAB in ländlichen Gebieten morgens am höchsten, in der Stadt jedoch in den Abendstunden. Der Bund rät Allergikern daher auf dem Land eher am Abend und in der Stadt lieber in den Morgenstunden zu lüften. Betroffene sollten am besten während der Heuschnupfen-Saison in pollenfreien Regionen Urlaub machen: etwa auf Inseln, am Meer oder in Hochgebirgslagen. Außerdem sollten Allergiker sich vor dem Zubettgehen möglichst die Haare waschen und die Straßenkleidung außerhalb des Schlafzimmers ablegen.

Liebe macht blind? In gewisser Weise schon.
Liebe macht blind? In gewisser Weise schon.
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Der Frühlingsduft setzt sich nicht nur aus Blumenaromen zusammen, sondern auch aus dem Geruch von Erde, Moos, Gräsern und fauligen Blättern.
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Wer den Frühling Jahr für Jahr als heitere Phase mit vielen farbenfrohen Eindrücken kennengelernt hat, wird seinen speziellen Moder-Geruch positiv abspeichern.
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Frühjahrsmüdigkeit: Ein Überschuss des Schlafhormons Melantoin könnte die Ursache für das Phänomen sein.
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Endlich Sonne! Doch Vorsicht, auch im Frühling braucht die Haut schon Sonnenschutz.
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Eine Stunde weniger schlafen: Wegen der Zeitumstellung im Frühling fühlen sich viele Menschen schlapp und müde.
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Hochsaison für Heuschnupfen: Manche Allergiker werden den Frühling wegen der großen Beschwerden verwünschen.
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