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Eulen gegen Lerchen - Langschläfer leiden im Winter

Von Britta Schmeis 23.01.2008, 08:19

Münster/dpa. - Frühaufsteher machen sich gern über Langschläfer lustig. Dabei haben die es nicht einfach. Gerade im Winter wird vielen Menschen frühes Aufstehen zur Qual. Mit Faulheit hat das nichts zu tun. Aber Schlafen - und frühes Aufstehen - lassen sich lernen.

Mancher Langschläfer fühlt sich diskriminiert. Der Verein Delta t im hessischen Dreieich kümmert sich daher um die Anliegen der «zeitversetzt und langschlafenden Menschen». «Sie leben ständig gegen ihren Biorhythmus und leiden darunter», sagt Gründer Günter Woog. Dabei ist ein Hang zum Ausschlafen nicht etwa der Faulheit geschuldet.

«Es gibt durchaus biologische Gründe dafür, dass einige Menschen eher tags und andere eher nachts aktiv sind», sagt der Schlafforscher Prof. Jürgen Zulley von der Universität Regensburg. Die entscheidenden Hormone würden bei Nachtmenschen schlichtweg nicht ausgeschüttet. Daher gebe es «Eulen» und «Lerchen».

«Die Lerchen sind die Frühaufsteher, die Eulen die Abend- oder Nachtmenschen», erklärt Tilmann Müller vom Schlafmedizinischen Zentrum der Klinik für Neurologie an der Universität Münster. Die Eulen seien aber nicht einfach Langschläfer: «In der Summe schlafen diese Menschen nicht mehr, sondern einfach nur zu einer anderen Zeit.» Leider läuft das in der Regel nur wenig konform mit dem Tagesrhythmus der meisten anderen Menschen.

«Bis in den Vormittag zu schlafen, passt nicht in die protestantische Ethik», sagt Woog. «Schlafen wird in unserer Gesellschaft noch immer mit Faulheit oder Laster in Verbindung gebracht», sagt auch Prof. Zulley. In anderen Kulturen sei das ganz anders. So wird der schlafende Buddha geradezu verehrt. Aber wenn sich die Gesellschaft nicht ändern will, tun es möglicherweise doch irgendwann die Langschläfer. Denn nach Ansicht der Chronobiologen lässt sich Schlafen lernen.

«Ob ein Mensch erst abends aktiv wird, hat auch viel mit Gewohnheit zu tun», sagt Prof. Zulley. Vieles in der Debatte handle sich eher um Befindlichkeiten als um gesundheitliche Beeinträchtigungen. «Einige kultivieren dieses Schlafphasenverzögerungssyndrom geradezu», sagt Müller. Zwar verschiebe sich der Zeitpunkt, zu dem Menschen in Gang kommen, im Alter zwischen 15 und 25 Jahren oft nicht nur aus sozialen Gründen - es gebe auch biologische. Ein biologischer Hang zum späten Aufstehen lege sich aber mit der Zeit wieder. Die sogenannte senile Bettflucht treibe schließlich vor allem Ältere morgens früh aus dem Bett.

Mit Disziplin können Eulen an sich arbeiten. «Man kann sich sein Schlafverhalten antrainieren», sagt Müller. «Abendmenschen sollten sich zwingen, so ins Bett zu gehen, dass sie am nächsten Morgen einigermaßen ausgeschlafen sind.» Eine andere Möglichkeit ist helles Licht am Morgen. Therapeutischen Nutzen haben simple künstliche Lichtquellen im Haus aber nicht.

Dafür bedarf es spezieller Lichttherapiegeräte mit einer Lichtstärke von bis zu 10 000 Lux. Einfacher sind altbewährte Wachmacher: Eine kalte Dusche, Kaffee, raus an die Luft - damit kommt morgens der Kreislauf auf Trab. Das beste Mittel ist aber immer noch, abends rechtzeitig ins Bett zu gehen.

Verein für Spätmenschen und Langschläfer: www.delta-t.org

Informationsangebot über Schlafstörungen: www.schlafgestoert.de