Es zwickt im Schuh: Fersensporne gut behandelbar
Augsburg/dpa. - Es ist ein Gefühl, als wäre ein Steinchen oder eine Reißzwecke im Schuh. Ausschütteln hilft nichts, wenn einen der Fersensporn quält. Er besteht aus Knochenkalk und sitzt im hinteren Bereich der Fußsohle zwischen dem Fersenbein und der Sehnenplatte.
«Plantarer Fersensporn», heißt er in der Fachsprache, «plantar» bedeutet «die Fußsohle betreffend». Der Volksmund kennt noch einen weiteren Fersensporn, der nicht an der Fußsohle, sondern oberhalb der Ferse an der Achillessehne sitzt. «Im medizinischen Sinne ist aber nur der Auswuchs an der Fußsohle wirklich ein Fersensporn», erklärt Manfred Thomas, Vizepräsident der Deutschen Assoziation für Fuß und Sprunggelenk.
Wie viele Menschen einen Fersensporn an der Fußsohle haben, ist nicht bekannt. «Es trifft aber mehr, als man denkt», sagt Thomas, der in einer Klinik in Augsburg arbeitet. Eine Studie habe aber ergeben, dass nur 5,2 Prozent der Menschen mit Fersensporn unter Schmerzen leiden. Die anderen hätten die Kalkablagerung gar nicht bemerkt.
Die Größe des Sporns hat nicht unbedingt etwas mit dem Ausmaß der Schmerzen zu tun. «Es gibt Leute mit riesigen Spornen und ohne Schmerzen. Und Patienten mit kleinen Auswüchsen und großen Schmerzen», sagt Thomas. Da der Sporn nur langsam wächst, wird er meist lange nicht bemerkt.
Anfangs tut er in der Regel nur von Zeit zu Zeit weh. Oft denken die Betroffenen, dass sie etwas im Schuh haben. Manchmal ist es nur ein dumpfer Schmerz, manchmal ein stechender. Ab einem bestimmten Stadium schmerzt die Stelle permanent. Patienten gehen am besten zum Orthopäden. Zur Diagnose wird dieser die Füße - meistens sind beide in unterschiedlicher Ausprägung betroffen - röntgen. «Von außen ist der Sporn nicht zu sehen und auch nicht zu fühlen», erklärt Erwin Boss von der Schmerzklinik am Arkauwald in Bad Mergentheim. Auf dem Röntgenbild sieht er aus wie ein spitzer Zahn.
Ein Fersensporn an der Achillessehne quält weit weniger als der Sporn auf der Fußsohle. «Er kann zum Beispiel wegen schlecht sitzender Schuhe entstehen und verschwindet auch oft spontan wieder», erklärt Thomas. Bei dem Fersensporn an der Fußsohle ist die Sache bei weitem nicht so einfach. Es ist noch nicht einmal hundertprozentig klar, warum er überhaupt entsteht. «Es gibt da mehrere Theorien, wie etwa Überbelastung oder Vererbung», sagt Boss.
Klar ist jedoch, dass es nicht nur einen Grund gibt. Zu den möglichen Ursachen gehört eine zu kurze Wadenmuskulatur, die zu einer großen Spannung auf der Fußsohle und damit zu einem chronischen Reiz führt. Auch Verletzungen, etwa durch harte Absätze oder langes Gehen auf Kopfsteinpflaster, können dazu führen, ebenso wie Übergewicht. Zwar tragen Frauen in der Regel die unbequemeren Schuhe, sie leiden aber trotzdem nicht häufiger an Fersenspornen.
Ein Fersensporn macht sich in der Regel bei Menschen ab 40 Jahren bemerkbar. «Meistens sind die Patienten von der Diagnose ganz überrascht», sagt Boss. Doch die Aussichten, den Schmerz loszuwerden, sind gut. Den meisten Betroffenen helfen laut Thomas bereits Einlagen mit einem extra-weichen Teil für die Ferse oder eine Physiotherapie. Sie seien nach etwa sechs bis acht Wochen beschwerdefrei.
«Da kann man viel machen», sagt der Physiotherapeut Roman Bachmann aus dem hessischen Weilmünster. Die Behandlung hängt von der Ursache und dem Stadium ab. So werden zum Beispiel die Wadenmuskeln massiert und gedehnt. Ist ein fehlerhafter Gang die Ursache, lernen die Patienten, die Ferse richtig aufzusetzen und abzurollen. Bachmann setzt auch Stimmgabeln bei der Therapie ein. Er schlägt sie an und hält die vibrierenden Gabeln dann an bestimmte Stellen des Körpers. «Dadurch wird die Auflösung der Kalkansammlung beschleunigt», sagt er.
Etwa zehn Prozent der Betroffenen erhielten entzündungshemmende Spritzen, sagt Thomas, etwa genauso viele würden mit Stoßwellen oder Ultraschall behandelt. Operiert werde ein Fersensporn mittlerweile nur noch bei etwa zwei bis drei Prozent der Patienten. «Das war früher en vogue», erzählt Thomas. Bei einer Operation wird entweder mit einem Schnitt die zu große Spannung aus der Sehnenplatte genommen oder der Fersensporn abgetragen.
Doch ein solcher Eingriff kann seine Nachteile haben. Das fängt schon damit an, dass dabei in die Fußsohle geschnitten wird, auf der der Patient möglichst bald wieder stehen soll. Und es ist nicht gewährleistet, dass die Betroffenen nach der Heilung keine Beschwerden mehr haben. «Das Ergebnis einer Operation ist für die Patienten oft frustrierend», meint Boss. Zu ihm kommen auch Menschen, die nach einer Operation immer noch Schmerzen haben. Ihnen wird in der Schmerzklinik geholfen, zum Beispiel indem die Nerven rund um den Schmerzpunkt blockiert werden.