Ernährung Ernährung: Sahne und Schmelzflocken helfen

Bonn/Hamburg/dpa. - Untergewicht ist jedoch auch abseits vonpsychosomatischen Erkrankungen wie Magersucht und Bulimie einernstzunehmendes Problem.
Ab einem Bodymass-Index (BMI) unter 18,5 gelten Erwachsene alsuntergewichtig. 1,5 Prozent der Frauen und 0,4 Prozent der Männersind laut dem Ernährungsbericht 2004 der Deutschen Gesellschaft fürErnährung in Bonn von diesem klinisch relevanten Untergewichtbetroffen. Der BMI gibt das Verhältnis zwischen Körpergröße undGewicht an. Dazu wird das Körpergewicht in Kilogramm durch dieKörpergröße in Metern zum Quadrat geteilt. Als Normalgewicht gilt einWert zwischen 18,6 und 24,9.
Gründe für die fehlenden Kilos gibt es einige. Eine wichtige Rollespielen die Gene, denn der Körperbau sei zu einem großen Teil erblichbedingt, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin Maike Groeneveld ausBonn. Häufig seien auch besonders aktive Menschen betroffen, für diezum Beispiel neben dem Beruf und der Familie auch Sport undGartenarbeit zum Alltag gehören. Viele Untergewichtige messen demEssen zudem keine große Bedeutung zu. «Sie lassen häufig ganzeHauptmahlzeiten aus, ohne es bewusst wahrzunehmen», schildertGroeneveld.
Die Folgen von Untergewicht sind jedoch nicht zu unterschätzen.Untergewichtige Männer würden häufig darunter leiden, dem Rollenbilddes Beschützers nicht zu entsprechen. Körperliche Auswirkungen seienoft eine geringere Leistungsfähigkeit, Kreislaufbeschwerden undschnelles Frieren. Außerdem seien Untergewichtige anfälliger fürInfektionen und hätten kaum Reserven für ernsthafte Erkrankungen oderStressphasen.
Bevor allerdings eine gezielte Ernährungstherapie begonnen wird,sollten medizinische Ursachen des Untergewichts ausgeschlossenwerden. So könnten beispielsweise Lebererkrankungen,Lebensmittelunverträglichkeiten oder Störungen derSchilddrüsenfunktion Gründe für ein zu geringes Gewicht sein. Auchmüssten psychische Probleme in Betracht gezogen werden: «Der Übergangvom Untergewicht zu einer Essstörung ist häufig fließend», erläutertProf. Joachim Westenhöfer, Diplom-Psychologe an der Hochschule fürangewandte Wissenschaften in Hamburg.
Sind medizinische und psychische Ursachen auszuschließen, solltendie Untergewichtigen zunächst ihr eigenes Essverhalten überprüfen.«Dafür ist es hilfreich, an mehreren Tagen zu dokumentieren, was inwelchen Mengen gegessen wird», empfiehlt Prof. Westenhöfer. Danachkönne anhand einer Ernährungspyramide, beispielsweise von der DGE,kontrolliert werden, ob bestimmte Nahrungsmittel vernachlässigtwerden. Um den Körper nicht zu überfordern, sei es sinnvoll, dieErnährung dann schrittweise anzupassen.
Groeneveld rät Untergewichtigen, pro Tag etwa 500 Kilokalorienmehr zu sich zu nehmen als Normalgewichtige. Da Untergewichtigehäufig Schwierigkeiten hätten, mehr Kilos auf die Waage zu bringen,sollten sie sich mit einer langsamen Gewichtszunahme zufrieden geben.«Erstrebenswert sind ein bis zwei Kilogramm pro Monat», empfiehltGroeneveld. Denn auch beim Zunehmen müsse auf eine gesunde undabwechslungsreiche Ernährung geachtet werden. «Zu fette Speisen undFastfood belasten den Organismus», erklärt Groeneveld.
Doch auch gesunde Kost lässt sich leicht mit einigen zusätzlichenKalorien anreichern. So könnten Brote zum Beispiel doppelt belegtoder Salate durch Oliven, Walnüsse oder in Öl eingelegte Tomatenergänzt werden. Quarkspeisen oder Joghurt ließen sich mit Sahne oderSchmelzflocken gehaltvoller machen. Als energiereiche Snacks fürZwischendurch eigneten sich beispielsweise Nüsse, Kürbiskerne oderTrockenfrüchte. Pralinen, Sahnetorte oder Chips sollten hingegen auchfür Untergewichtige eher die Ausnahme bleiben.
Betroffen von Untergewicht sind oft auch ältere Menschen. Beiihnen hat das in der Regel allerdings andere Ursachen als bei ihrenjüngeren Leidensgenossen. «Das Appetit- und Geschmacksempfinden lässtbei Senioren deutlich nach. Auch Kaubeschwerden sind häufig», weistHenry Kieschnick vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) aufmögliche physiologische Gründe des Untergewichts im Alter hin. Häufigwürden den Senioren jedoch auch Tätigkeiten wie Kochen oder Einkaufenschwer fallen - oder ihnen fehle einfach die Kraft, Geschirr zutragen.
Um auf Untergewicht bei älteren Menschen aufmerksam zu werden, rätKieschnick den Angehörigen, regelmäßig das Gewicht zu kontrollierenund bei zu weiten Röcken oder Hosen aufzuhorchen. Wichtig sei auch,auf die Bedürfnisse der Senioren einzugehen. Auch im Alter könne sichdas Geschmacksempfinden noch ändern. «Nicht alles, was einmal gernegegessen wurde, muss im Alter immer noch beliebt sein», gibtKieschnick zu bedenken.
Informationen: Im Forum «Rund ums Gewicht» auf der Internetseitegeben Experten Tipps zum Thema Unter- undÜbergewicht.