Ernährung Ernährung: Rebell im Untergrund
Hamburg/gms. - Ärger schlägt auf den Magen - die alteVolksweisheit erfahren viele Menschen schmerzlich am eigenen Leib.Beschwerden der Verdauungsorgane zählen zu den häufigsten Gründen fürArztbesuche, heißt es bei der Gesellschaft zur Bekämpfung derErkrankungen von Magen, Darm und Leber (Gastro-Liga) in Gießen.
Da die Ursachen von Magen-Darm-Beschwerden von der Ernährung überStress oder Ärger bis hin zu Virusinfektionen reichten, müssezunächst zwischen funktionellen Störungen und organischenErkrankungen unterschieden werden, sagt Professor Jürgen Hotz,Chefarzt für Innere Medizin und ärztlicher Direktor der Klinik fürGastroenterologie in Celle.
So zählen der Reizmagen und Reizdarm zu den häufigstenfunktionellen Magen- und Dickdarmstörungen. OrganischeMagen-Darm-Erkrankungen sind dagegen die so genannte Refluxkrankheitder Speiseröhre, Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüre,Gallensteinleiden, Viruserkrankungen der Leber sowiechronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn.
Meist liegen keine organischen Erkrankungen oder Störungen vor,wenn Symptome wie Durchfall («deutlich mehr als drei Mal täglicheStuhlentleerung») oder Verstopfung («weniger als drei Mal proWoche»), Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen «nach diätetischerUmstellung» bald wieder weggehen, sagt der Würzburger Arzt ArneTwelmeier. Aber auf jeden Fall zum Arzt gehen sollte man beiBluterbrechen oder Blut im Stuhl, warnt er.
Oft antworte der Körper auf Hektik oder Ärger mitMagen-Darm-Beschwerden, die manchmal mit Entspannungsübungen behobenwerden könnten, vor allem aber mit ausgewogener undballaststoffreicher Ernährung, sagt die Ärztin Ursula Möhle ausKirchheim. Bei leichten Magen- und Darmstörungen empfiehlt Hotz«verschiedene Hausmittel, wie häufige kleine und verträglicheMahlzeiten, Kräuter- und Kamillentee oder Wärmewickel».
«Unser Lebensstil, der Stress und die Ernährung» sind meistverantwortlich für das Reizmagen- oder Reizdarm-Syndrom, bestätigtder Celler Chefarzt Hotz. Beim so genannten Reizmagen, bei dem dieBewegung der Magenmuskeln gestört ist, quälen Oberbauchbeschwerdenoder gar -krämpfe. Unterbauchschmerzen dagegen sind eher Anzeichenfür den Reizdarm.
Übelkeit und Erbrechen als weitere häufige Magen-Darm-Beschwerdenkönnen ebenso wie der Reizmagen oder -darm durch psychische Erregungausgelöst werden. Allerdings reagiert der Körper beim Erbrechen auchauf giftige oder unverträgliche Stoffe. Wenn das Erbrechen nicht übereinen längeren Zeitraum andauere, könne die Störung oft durch leichteKost wieder behoben werden, so Ursula Möhle.
Auch saures Aufstoßen, das meist nach dem Essen auftritt, kannkörperlicher Ausdruck für Stress und Hektik sein. Sodbrennen seiallerdings auch ein «typisches Symptom für die Refluxkrankheit derSpeiseröhre», bei der zu viel Magensäure gebildet wird, erklärtGastroenterologe Jürgen Hotz. Häufig stellen sich drückende undbrennende Schmerzen hinter dem Brustbein ein, die dem Sodbrennenseinen Namen geben.
Auch bei Kindern sind Erbrechen, Bauchschmerzen oder auchDurchfall keineswegs selten. «Leichte Kost oder Salzstangen alsHausmittelchen helfen da häufig», sagt Ärztin Möhle. Wenn allerdingsKinder über einen längeren Zeitraum die Nahrung verweigern oderplötzlich erbrechen, könnten das Symptome für ernste Erkrankungensein, warnt Twelmeier.
Für ältere Menschen mit Verdauungsproblemen gilt laut Hotz dieRichtlinie: «Fette und schwer verdauliche Speisen meiden.» Gift fürden Magen sind auch zu heiß und schnell verschlungenes Essen sowieNikotin und übermäßiger Alkoholgenuss. Auch Zitrussäfte oder Weißweingelten als Säurereize und können Beschwerden hervorrufen oderverstärken. Mit ballaststoffreicher Nahrung wie Vollkornbrot, wenigtierischen Fetten, viel Trinken und viel Bewegung liege manvorbeugend immer richtig, sagt Ursula Möhle.