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Ernährung Ernährung: Fitness durch gesunde Kost

Von Rudolf Grimm 27.01.2004, 15:02

Hamburg/dpa. - Fitness kommt nicht allein durch Sport sondern auch die richtige Ernährung. Wer seine Ernährung gezielt auf Schlanksein, Gesundheit und vielleicht auch psychische Stärkung ausrichten will, dem bieten sich unterschiedliche Wege. Viele der gepriesenen Ernährungskonzepte sind jedoch nach wissenschaftlichem Befund Irrwege.

Speziell bei Schlankheitsdiäten sind einige inzwischen weitgehend ruchbar. Da absolviert man zum Beispiel ein vorgeschriebenes Programm - einige Kilo sind weg, aber schnell sind sie wieder da. Die Ernährungswissenschaftlerin Ursel Wahrburg von der Fachhochschule Münster präsentiert in ihrem neuen Buch «Anders essen -aber wie?» 55 verschiedene Diäten und Ernährungsweisen und setzt sich mit ihnen kritisch auseinander (Verlag C.H. Beck, 333 S., 12,90 Euro). Ihre Faustregel: «Je größer die Wunder, je müheloser, schneller und unaufhaltsamer die Fettpolster dahinschmelzen sollen, desto unwahrscheinlicher wird jeder tatsächliche Erfolg.»

Sie unterscheidet zwischen Schlankheitsdiäten oder -kuren und alternativen Ernährungsweisen. Letztere werden für das ganze Leben empfohlen und nicht primär zur Gewichtsabnahme, auch wenn diese manchmal ein Nebeneffekt ist.

Mit am sichersten wird man laut Wahrburg eventuelles Übergewicht bei der so genannten Mazdaznan-Ernährung los. Mazdaznan ist eine aus Iran und Afghanistan stammende Lebenslehre, in der die Ernährung vor allem als notwendiges Hilfsmittel beim Streben nach einem höheren Bewusstsein gilt. Grundsatz ist: Lieber zu wenig als zu viel. Und: Lasse alles Durcheinander und Mischen beiseite und bevorzuge alle frischen und durchsonnten Nahrungsmittel. Praktizierende sind überflüssiges Fett bald los - allerdings mit der Perspektive eines nicht gerade gesunden Untergewichts.

In der traditionellen chinesischen Ernährungspraxis gibt es den Rat, jeden Bissen zehn- bis fünfzehnmal zu kauen. Das sättigt schneller und soll Gewichtsproblemen vorbeugen. Im übrigen meidet sie üppige Mahlzeiten. Wenn man sich nach dem Essen nicht voll oder schläfrig fühlt, war es meist das richtige Maß.

Als ein Beispiel dafür, dass unsere Esskultur von alternativen Wegen manches lernen kann, hebt die Professorin die Küche der indischen Heil- und Gesundheitskunde Ayurveda hervor: Frisch zubereitete Speisen, große Gewürzvielfalt. Man isst überwiegend lacto-vegetarisch, also auch Milch und Milchprodukte. Die Kost ist fettarm sowie reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Dem Körpergewicht kommt zugute, dass die Gerichte leicht und die Mengen maßvoll sind.

Ursel Wahrburg findet im Alternativangebot aber auch einiges «eher haarsträubend und abschreckend». Bei manchem aus dem esoterischen und spirituellen Bereich äußert sie Vorbehalte. «Unsinnig, unwirksam und unbewiesen» nennt sie die von dem amerikanischen Naturheilkundler Peter D'Adamo propagierte Blutgruppenernährung. Jeder Blutgruppentyp (A, B, AB oder O) findet hier Listen mit geeigneten und zu vermeidenden Lebensmitteln. Auf die versprochene automatische Normalisisierung des Gewichts solle man nicht vertrauen, befindet die Autorin.

Auch die Beschreitung des von Joseph Evers (1894-1975) gewiesenen Ernährungswegs empfiehlt sie nicht. Der deutsche Arzt hatte festgestellt, dass das Gebiss von Schimpansen dem unsrigen am ähnlichsten ist und daraus geschlossen, die Hauptnahrung der Schimpansen, Früchte und Wurzeln, müsse auch für den Menschen die «natürlichste» sein.

Zu den Pluspunkten einer Reihe alternativer Ernährungsweisen zählt sie, dass es da noch richtige, selbst gemachte Mahlzeiten gibt. Uwe Spiekermann von der Universität Göttingen verzeichnete unlängst in einem Beitrag der Zeitschrift «Psychologie heute» in Weinheim gerade diesbezüglich einen wachsenden Mangel in Deutschland - nämlich die Zunahme der Außerhausverpflegung und des häuslichen Verzehrs von Tiefkühlpizzen oder Pommes frites und den entsprechenden Rückgang der Kochfertigkeiten.

«40 Minuten dauern gegenwärtig die drei Kernmahlzeiten, und die Zeit für die Zubereitung des Essens liegt durchschnittlich noch darunter», konstatierte der Wissenschaftler. «Eine (Rück-)Besinnung auf die Kulturtechnik Essen erscheint sinnvoll und notwendig zu sein. Diese gründet zentral auf der Fähigkeit, Speisen eigenhändig zubereiten zu können. Ohne diese Fähigkeit gibt es kein rechtes Wissen vom richtigen Essen.»