Dreist und hungrig Dreist und hungrig: Was Wespen dieses Jahr gefährlicher macht

Köln - Sie sind mehr und sie stechen öfter zu: Wespen scheinen in diesem Sommer einfach überall zu sein. Egal wo wir uns im Freien aufhalten, sie sind schon da. Egal ob wir draußen ein Eis essen, auf der Terrasse ein Stück Kuchen oder im Garten Fleisch grillen. In dieser Saison gibt es besonders viele Exemplare. Warum ist das so?
Warum gibt es diesen Sommer so viele Wespen?
Ein Grund für die große Anzahl an Wespen ist die lange extreme Hitzeperiode. Die sogenannte Schafskälte im Juni, die in früheren Jahren oft einen Rückschlag für die Populationen bedeutete, blieb dieses Jahr weitgehend aus. Auch Überflutungen gab es in den meisten Regionen nicht. Die Nester der Insekten konnten nach Nabu-Angaben unter diesen Bedingungen groß und stark werden, so dass viele Tiere erfolgreich durchkamen.
Warum sind die Wespen in diesem Sommer so dreist?
Die Tiere haben Hunger und wollen Futter für ihren Nachwuchs sammeln.
Durch die Hitze und extreme Trockenheit ist das aber nicht so leicht. Derzeit sind sie mit der Brutpflege beschäftigt und dafür besonders auf der Suche nach Eiweiß. Das rohe Steak neben dem Grill ist also für Wespen wertvolles und einfach erreichbares Futter für den Nachwuchs. Ist die Brut ab August und September aus dem Gröbsten raus, suchen die Tiere wieder für sich Nahrung – und wollen Zucker. Dann haben sie statt des Grilltellers eher die Kuchenplatte im Visier.
Sind Wespenstiche in diesem Jahr giftiger und schmerzvoller?
Die Wirkstoffkonzentration des Gifts, das sie bei einem Stich injizieren, ist gleich. Wie unser Körper auf einen Wespenstich reagiert, kann jedoch variieren. Auch an uns gehen die hohen Temperaturen nicht spurlos vorüber. Aufgrund der langanhaltenden Hitze können wir anfälliger auf die Stiche reagieren: Das Herz-Kreislaufsystem muss bei hohen Temperaturen mehr arbeiten, der Blutdruck sinkt und die Körpertemperatur steigt an. Auch unsere Haut ist bei hohen Temperaturen gereizter. Werden wir unter diesen Bedingungen von einer Wespe gestochen, kann es sein, dass die Einstichstelle stärker anschwillt, schmerzt und juckt.
Sind Wespenstiche gefährlich?
Nein, Wespenstiche sind nicht gefährlicher als andere Stiche von Bienen, Hummeln oder Hornissen. Eine Ausnahme bilden Allergiker. „Das betrifft ungefähr drei Prozent der Bevölkerung“, erklärt Expertin Melanie von Orlow vom Nabu. Ausnahmen seien Stiche im Mundbereich – dort können sie zu lebensbedrohlichen Schwellungen führen.
Was tun, wenn ich gestochen wurde?
Falls der Stachel steckengeblieben ist, sollte man ihn mit einer Pinzette entfernen. Ist keine zur Hand, könne man den Stachel auch vorsichtig mit den Fingernägeln entfernen. Gegen Schmerz und Juckreiz hilft anschließend Kälte. Am besten ein Kühlpack oder einen Beutel mit Eiswürfeln mit einem Tuch umwickeln und auf den Stich halten.
Damit es nicht so weit kommt, was hilft denn nun wirklich gegen dreiste Wespen?
Am besten sollte man die Tiere gar nicht erst anlocken. Das heißt: Beim Essen im Freien Lebensmittel und Getränke immer abdecken. „Das heißt nicht, dass das Kaffeekränzchen nicht draußen stattfinden darf“, erklärt Julian Heiermann, Zoologe beim Naturschutzbund Deutschland. Doch sollte man süße Düfte, die Wespen anlocken, so gering wie möglich halten – also zum Beispiel Kuchen stückchenweise rausbringen oder alles gut abdecken. Und für Kinder rät Heiermann: Bierdeckel auf die Limo-Gläser, ein Loch stechen und einen Strohhalm durchstecken. Aber der darf nicht zu dick sein, sonst kriechen die Tiere hinein.
Besser: Ruhe bewahren, hektische oder panische Bewegungen in der Nähe der Tiere vermeiden und sie auf keinen Fall anpusten. Das Kohlendioxid in der Atemluft wirkt wie ein Alarmsignal auf die Tiere und versetzt sie in Angriffsstimmung. Viel einfacher lassen sich Wespen verscheuchen, wenn man sie mit einem Wassernebel ansprüht.
Was tun, wenn Wespen direkt am Haus ein Nest gebaut haben?
(sar/mit dpa)