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Die Crux mit den Staren Die Crux mit den Staren: Fachärztinnen beantworten Fragen zu Augenkrankheiten

Von Kerstin Metze und Dorothea Reinert 06.10.2013, 16:05
Druckmessung - Mit einem Tonometer misst der Arzt den Augeninnendruck. Bei Erwachsenen liegt er normalerweise zwischen 10 und 21 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg).
Druckmessung - Mit einem Tonometer misst der Arzt den Augeninnendruck. Bei Erwachsenen liegt er normalerweise zwischen 10 und 21 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg). dpa Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Karin R., Bitterfeld: Ich hatte eine Graue-Star-Operation. Da ich im rechten Auge eine Gliose habe, steht noch eine Operation an. Bitte erklären Sie mir, was dabei passiert.

Antwort: Bei der Gliose handelt es sich um eine Verdickung der inneren Netzhautschicht, das ist eine Alterserscheinung. Sie führt aber nur dann zu einer Operation, wenn die Sehschärfe deutlich eingeschränkt ist und verzerrt gesehen wird. Zuerst wird der Glaskörper entfernt, dann mit einer feinen Pinzette das verdickte Häutchen, so dass die Netzhaut sich glättet. Anschließend wird eine Gasfüllung in das Auge geleitet, die etwa vier bis sechs Wochen im Auge bleibt. Während dieser Zeit sieht man schlecht. Erst wenn sich das Gas vollständig aufgelöst hat und durch Augenwasser ersetzt ist, bessert sich die Sehschärfe und es wird in der Regel nicht mehr verzerrt gesehen. Die Operation dauert etwa ein bis zwei Stunden.

Hanna R., Merseburg: Bis zu welchem Wert ist der Augeninnendruck normal?

Antwort: Bei einem gesunden Auge ohne Risikofaktoren sind Druckwerte bis 24 mmHg in Ordnung. Liegt ein Glaukom (Grüner Star) vor, sollten die Werte 20 mmHg nicht überschreiten. Liegt bereits ein Schaden am Sehnerv vor oder ist ein Gesichtsfeldausfall vorhanden, sollte der Augeninnendruck maximal 13 bis 15  mmHg betragen.

Helga T., Sangerhausen: Bei mir liegt eine beginnende Altersbedingte Makula-Degeneration vor. Ich soll sie bislang nur mit dem Amsler-Gitter kontrollieren. Reicht das, um den Prozess aufzuhalten?

Antwort: Die Altersbedingte Makula-Degeneration (AMD) führt zu Veränderungen an der Makula, der Stelle des schärfsten Sehens, und damit zum Verlust der Sehkraft. Im Anfangsstadium einer AMD ist die Kontrolle mit dem Amsler-Gitter wichtig. So lange Sie hier gerade Linien sehen, besteht kein Anlass zur Sorge. Wichtig ist die regelmäßige Selbstkontrolle mit dem Gitter und die halbjährliche Kontrolle beim Augenarzt. Achtung ist erst dann geboten, wenn Sie die Linien auf dem Amsler-Gitter verzerrt wahrnehmen. Kleine Blutgefäße wachsen aus der Aderhaut unter die Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens. Dagegen hilft eine Spritzentherapie in das Auge. Die Blutgefäße werden somit verschlossen. Es erfolgt eine dreimalige Injektion im Abstand von einem Monat, um eine Stabilisierung der Sehschärfe zu erreichen.

Christa T., Eisleben: Meine Ärztin hat mir gegen die trockene AMD Nahrungsergänzungsmittel empfohlen. Bringt das was?

Antwort: Ja, es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Nahrungsergänzungsmittel mit dem Wirkstoff Lutein das Fortschreiten einer AMD zumindest verzögern können. Sie sollten mindestens zehn Milligramm pro Tag nehmen. Eine Heilung damit ist allerdings nicht möglich.

Gisela V., Merseburg: Ich soll wegen einem Grauen Star operiert werden. Vor Aufregung habe ich vergessen zu fragen, was da genau gemacht wird?

Antwort: Bei der Grauen-Star-Operation wird Ihre getrübte Linse durch eine Kunstlinse ersetzt. Das muss man sich so vorstellen: Die getrübte Linse wird per Ultraschall verflüssigt, abgesaugt und durch eine klare Kunstlinse ersetzt. In einem Aufklärungsgespräch wird das alles mit Ihnen genau besprochen. Die Operation gehört zu den am häufigsten durchgeführten Operationen in Deutschland. Sie erfolgt unter örtlicher Betäubung, so dass Sie keinen Schmerz verspüren.

Petra R., Eisleben: Ich soll wegen Grauen Stars an beiden Augen operiert werden. Dabei kann ich mich für Einstärken- oder Mehrstärkenlinsen entscheiden. Ich habe den Unterschied, auch in Bezug auf die Kosten, nicht richtig verstanden. Wie verhält es sich?

Antwort: Bei der Operation des Grauen Stars werden Kunstlinsen eingesetzt, die einen großen Teil der Weit- und Kurzsichtigkeit ausgleichen können. In der Regel werden Einstärkenlinsen verwendet, bei denen die Kosten von Linse und Operation von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden. Mit diesen Linsen lässt es sich gut in der Ferne sehen, wenn man keine Hornhautverkrümmung hat. Für die Nähe ist jedoch eine Brille notwendig. Möchten Patienten nach der Grauen-Star-Operation völlig auf eine Brille verzichten, können Mehrstärkenlinsen und solche, die die Hornhautverkrümmung ausgleichen, eingesetzt werden. Bei Sonderwünschen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse seit 2012 die Kosten für die Operation und für die Standard-Einstärkenlinsen. Sie müssten die Differenz der Kosten zwischen Standard- und Sonderlinsen, also in Ihrem Fall eventuell die Mehrstärkenlinse, privat bezahlen. Abhängig vom Linsenmodell macht das zwischen 400 bis 800 Euro pro Auge aus.

Gert M., Kabelsketal:Wann müsste ein Grauer Star operiert werden?

Antwort: Der Graue Star ist eine normale Altersveränderung, bei der sich die Augenlinse eintrübt und man beginnt, schlechter zu sehen. Bei einem Sehvermögen von weniger als 50 bis 60 Prozent sollte an eine OP gedacht werden, abhängig von der individuellen Situation. Die Nachbehandlung dauert etwa sechs bis acht Wochen. Wichtig ist zu wissen: Für das Autofahren ist eine Mindestsehschärfe von 60 Prozent vorgeschrieben.

Rainer N., Aschersleben: Ich bin 90 Jahre alt und habe eine trockene AMD. Mein Arzt meint, bei mir seien alle Mittel ausgeschöpft. Aber vielleicht kann doch noch etwas helfen?

Antwort: Bei der trockenen AMD gibt es leider noch keine Therapiemöglichkeiten. Das bedeutet, das Lesen und das Erkennen von Gesichtern wird immer schwieriger. Ein kleiner Trost ist, dass das Gesichtsfeld zur Orientierung in der Wohnung und auch auf der Straße erhalten bleibt. Neben gesunder Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Fisch sowie Nahrungsergänzungsmitteln mit Lutein empfehlen wir vor allem vergrößernde Sehhilfen.

Maria H., Quedlinburg: Ich soll wegen Grauem Star am linken Auge operiert werden. Ist parallel dazu rechts wegen einer feuchten AMD eine Spritzentherapie möglich?

Antwort: Ja, das ist möglich. Die Aussichten für eine Verbesserung der Sehschärfe sind umso günstiger, je früher die Spritzentherapie begonnen wird. Dabei wird das Auge mit Tropfen betäubt, so dass die Medikamenteneinspritzung nicht gespürt wird. Über die Zeit von drei Monaten wird pro Monat einmal gespritzt. Vier Wochen nach der letzten Spritze findet eine Kontrolluntersuchung mit einer sogenannten Optischen Kohärenztomographie (OCT) statt, ob die Makula trocken ist. Ist das nicht der Fall, muss noch einmal eine Spritzentherapie erfolgen.

Manuela F., Köthen: Ich bin seit 2012 Glaukom-Patientin und habe einen Augeninnendruck von 18 bis 20 mmHg. Zudem nehme ich drei verschiedene konservierungsfreie Tropfen. Jetzt sollen meine Augen gelasert werden, da die Medikamente nicht auf Dauer genommen werden können. Wie muss ich mir das Lasern vorstellen?

Antwort: Laserverfahren werden bei Glaukom angewandt, wenn die Tropfentherapie keinen ausreichenden Erfolg bringt und die Gefahr besteht, dass der Augeninnendruck ansteigt. Bei den Laserverfahren werden Bereiche, wo das Augenwasser gebildet wird, vernarbt und somit ausgeschaltet. Der Augeninnendruck sinkt. Oder man bringt ein Loch in die Regenbogenhaut, damit das Augenwasser besser zirkulieren kann.

Birgit K., Saalekreis: Ich habe trockene Augen. Besonders nachts, wenn ich aufwache, brennen sie extrem. Tropfen helfen kaum, eher eine Salbe. Können Sie mir helfen?

Antwort: Nach Ihrer Schilderung liegt bei Ihnen ein ausgeprägtes trockenes Auge vor. Wichtig ist, dass tagsüber ganz oft getropft wird. Stellt sich kein Erfolg ein, empfiehlt es sich, eine andere Sorte von den verfügbaren Tropfen, Gels, Sprays und Salben auszuprobieren. Wenn das auch nicht hilft, sollte ein Punctum Plug ausprobiert werden: Kleine Silikonstöpsel werden in die unteren Tränenpünktchen eingesetzt. Sie bleiben dauerhaft darin. Der Effekt: Tränenflüssigkeit und Tropfen bleiben länger auf der Augenoberfläche und fließen nicht so schnell ab.

Fragen und Antworten notierten Kerstin Metze und Dorothea Reinert.