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Blutspender gesucht: Privatunternehmer wollen Plasma

05.11.2007, 10:14

Dortmund/dpa. - Blut ist rar in Deutschland - neue Spender sind daher heiß begehrt. Neben dem marktführenden Deutschen Roten Kreuz (DRK), den Blutbanken an Unikliniken und kommunalen Krankenhäusern gehen zunehmend auch gewinnorientierte Privatunternehmen auf Spendersuche. Ihnen geht es vor allem um das derzeit in Deutschland knappe Blutplasma - ein kostbarer Rohstoff für die Pharmaindustrie, die etwa Gerinnungspräparate oder Impfstoffe daraus herstellt.

Ein heftiges Ringen um die Gunst der Spender beginnt in den kommenden Wochen in Dortmund: Gleich drei Einrichtungen machen sich auf die Suche nach neuen Spendern. So zieht das Institut für Transfusionsmedizin des kommunalen Klinikums noch in diesem Jahr in einen Neubau und plant eine Kampagne unter dem Motto «Dortmunder spenden für Dortmunder». Vor allem Vollblutspender hat das Klinikum im Visier.

Außerdem öffnen gleich zwei Unternehmen neue Spendestationen: Am 5. November das Pharmaunternehmen Biotest im hessischen Dreieich und neun Tage später der hierzulande größte private Blutspendedienst, Haema im Leipzig, der neben Plasma auch Vollblut gewinnt. Alle drei Einrichtungen zahlen pauschale Aufwandsentschädigungen für die Spenden - im Gegensatz zum DRK, das diese unter Hinweis auf ethische Richtlinien ablehnt. Haema will eine Woche später auch in Essen und Anfang Dezember in Berlin neue Zentren in Betrieb nehmen. Damit würde die Leipziger Firma bundesweit insgesamt 19 Spendezentren betreiben.

Während Haema das Plasma an die pharmazeutische Industrie verkauft, verarbeitet Biotest es selbst zu Präparaten. Bundesweit betreibt das börsennotierte Pharmaunternehmen über seine Tochter «Plasma Service Europe» bereits sechs Plasmapheresestationen, vier in Ostdeutschland und zwei in Nordrhein-Westfalen. «Die Versorgung mit Plasma ist derzeit der Engpass in der plasmaverarbeitenden Industrie», sagt Biotest-Sprecherin Marion Wendorff.

Hintergrund ist laut Friedrich-Ernst Düppe, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West (Hagen), eine «explosionsartig» angestiegene weltweite Nachfrage nach Plasmaprodukten vor allem in Indien, China, Russland oder in südamerikanischen Staaten. «Die wollen Produkte aus in Deutschland gewonnenem Plasma wegen der hohen Produktionsstandards.» Deutschland habe eines der sichersten Blutspendesysteme weltweit.

Eine feste Station plant das DRK im Gegensatz zur privaten Konkurrenz in Dortmund nicht. Es soll wie bisher bei Tages- Spendenaktionen etwa in DRK-Häusern oder kirchlichen Einrichtungen bleiben. Düppe sieht die Pläne der Privaten gelassen. «Wir hatten nie Probleme, was den Wettbewerb um die Gunst der Spender angeht. Seit 55 Jahren sind wir umgeben von Einrichtungen, die ihren Spendern Aufwandsentschädigungen zahlen.»