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Blutsauger Blutsauger: Herzprobleme nach Zeckenbiss

Von Manja Greß 04.06.2004, 08:27
Doppelt gefährlicher Biss - Zecken übertragen neben der Hirnhautentzündung FSME auch Borreliose. Nicht nur, weil gegen letztere kein Impfschutz existiert, muss vor allem in Risikogebieten Vorsorge getroffen werden. (Foto: dpa)
Doppelt gefährlicher Biss - Zecken übertragen neben der Hirnhautentzündung FSME auch Borreliose. Nicht nur, weil gegen letztere kein Impfschutz existiert, muss vor allem in Risikogebieten Vorsorge getroffen werden. (Foto: dpa) Baxter

Fulda/Hamburg/dpa. - Im Sommer zieht es viele Menschen hinausins Grüne. Doch das sonnige Wetter hat auch seine Schattenseiten -mit der warmen Witterung beginnt jedes Jahr die Zeckensaison. Diekleinen Blutsauger können gefährliche Krankheiten übertragen. Dochwährend vor der Hirnhautentzündung FSME oft gewarnt wird, ist dieebenfalls von Zecken übertragene Borreliose ungleich weniger bekannt- dabei ist sie die Erkrankung, die am häufigsten durch Zeckenbisseverursacht wird. Und anders als die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis(FSME), die in Deutschland nur in bestimmen Gebieten akut ist, istdie Borreliose bundesweit verbreitet.

«In Deutschland gibt es jährlich bis zu 100 000 Neuinfektionen»,sagt Karl-Heinz Leipholz von der Borreliose-Selbsthilfegruppe inFulda. Ab Temperaturen über 4 Grad Celsius beginne die Gefahr, warntder Experte. «Vom Frühjahr bis zum Spätherbst habenBorreliose-Erreger Hochkonjunktur.» Dagegen haben sich nach Angabendes Robert-Koch-Institutes in Berlin bundesweit nur 276 Menschen mitFSME infiziert, die meisten davon in Bayern und Baden-Württemberg.Allerdings ist die Hirnhautentzündung, die in rund drei Prozent derFälle tödlich endet, auch gefährlicher als Borreliose.

Doch auch die Borreliose ist nicht zu unterschätzen: EineInfizierung rechtzeitig zu erkennen ist nicht immer leicht, da dieZeckenbisse leicht übersehen werden und die Symptome anderenKrankheiten ähnlich sind. «Bei etwas mehr als der Hälfte der Vorfällekommt es nach einigen Tagen oder Wochen zu einer Rötung um dieStichstelle», erklärt Jürgen Peters vom Deutschen Borreliose-Bund inHamburg. Die Hautrötung breitet sich oft ringförmig aus. Medizinersprechen deshalb von der Wanderröte.

«Beim anderen Teil der Betroffenen trifft die Zecke ein Blutgefäß,und so kann der Erreger direkt ins Blut gelangen und setzt sich ananderer Stelle fest», erläutert Peters. Leicht übersehen wird einZeckenstich an Körperregionen, die nicht sofort ins Auge fallen: «ZumBeispiel am Kopf unter den Haaren, hinter den Ohren oder am Rücken.»

Wer infiziert wurde, fühlt sich meist etwas abgeschlagen, klagtüber Nachtschweiß oder Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen. Patientendenken dabei zuerst an eine harmlose Sommergrippe. «Wenn eineBorreliose nicht erkannt und dadurch auch nicht gleich behandeltwird, kann es zu einer chronischen Nervenentzündung, Herzbeschwerdenund sogar Lähmungen kommen», sagt Leipholz. Von allen jährlichenNeuinfizierten kämen 20 Prozent in ein chronisches Stadium. Deshalbrät Leipholz jedem Betroffenen, die Zecke so schnell wie möglich miteiner Pinzette zu entfernen.

Allerdings verkaufen laut Leipholz viele Apotheken dafürungeeignete Pinzetten, die nicht spitz genug sind. Beim Entfernensollte der Quälgeist knapp über der Einstichstelle gepackt und miteiner Drehbewegung herausgezogen werden. «Auf keinen Fall auf denKörper des Tieres drücken, um es zu zerquetschen», warnt derAllgemeinarzt Thomas Schubert aus Berlin. «Das kann schwerwiegendeFolgen haben», erklärt der Mediziner. «Die Zecke gibt dann währenddes Todeskampfes ihren Darminhalt und damit auch die Erreger direktin die Haut ab.»

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte die Zecke vom Arztentfernen lassen. Borreliose-Erkrankte erhalten im Anschluss einemedikamentöse Behandlung mit Antibiotika, die zwischen drei bis fünfWochen angewandt wird. «Viele Ärzte verschreiben die Medikamenteleider nur für einen zu kurzen Zeitraum», bemängelt Leipholz von derSelbsthilfegruppe. Auch dadurch könnten Patienten ins chronischeStadium kommen.

Um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, kann jederVorsichtsmaßnahmen treffen, die es Zecken erschweren, überhauptzuzubeißen. «Wer ins Grüne geht, sollte auf alle Fälle lange Hosenund darunter Strümpfe tragen», empfiehlt Schubert. Auch derOberkörper muss bedeckt sein, da sich die Tiere auf einer Höhe vonbis zu eineinhalb Metern aufhalten können. Peters rät außerdem zuheller Kleidung, die Zecken leichter sichtbar macht. «Durch derengefährliche Angriffe sind übrigens gerade Kinder gefährdet», weißLeipholz. «Die stromern ja gern durchs Gebüsch, wo sich die Tiereverstärkt aufhalten.» Deshalb sollten Eltern ihren Nachwuchs immernach Zecken absuchen.

Viele Menschen fühlen sich bereits vor Borreliose-Erregergeschützt, wenn sie sich gegen Zeckenbisse impfen lassen haben. «Einetrügerische Sicherheit», warnt Leipholz. «Sie sind dann lediglichgegen die Viruserkrankung FSME immun, aber gegen Borreliose-Bakterienist der Impfstoff wirkungslos.»

Informationen: Borreliose Bund Deutschland, Große Straße 205,21075 Hamburg (Tel.: 040/790 57 88, Fax: 040/792 42 49,