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Biorhythmus Biorhythmus: Wenn der Wecker fünf Mal klingelt

19.12.2001, 08:35

Heidelberg/gms. - Auf die Frage, warum er morgens so ungern aufsteht,antwortet Max: «Ganz einfach, weil ich eben noch so müde bin.» Mutterund Sohn sind mit ihrem Problem nicht alleine - das morgendlicheTauziehen zwischen «Nochmal in die Decke kuscheln» und «Endlich indie Gänge kommen» ist in vielen Familien Alltag.

«Der Organismus von Kindern und Jugendlichen unterliegt einemanderen biologischen Rhythmus als der von Erwachsenen. Sie sindzwischen halb sieben und sieben Uhr morgens einfach noch nicht aufAufwachen eingestellt, ihr Organismus befindet sich um diese Zeit aufeinem Tiefpunkt», erklärt Professor Jürgen Zulley, Leiter desSchlafmedizinischen Zentrums an der Psychiatrischen KlinikRegensburg.

«Manche Kinder reagieren auf das frühe Aufstehen mit einer sogenannten Schlafträgheit, die mitunter sogar gefährlich werden kann,wenn sie auf dem Schulweg unaufmerksam sind», warnt Zulley. «EinLangzeitprojekt in den USA hat gezeigt, dass ein späterer Schulbeginndie Leistungsfähigkeit der Kinder im Unterricht steigert, dieQualität ihres Schlafs erhöht und sich ihr morgendliches Essverhaltenbesserte. Selbst Pünktlichkeit und die Motivation gegenüber demUnterrichtsgeschehen wurden dadurch stark verbessert.»

Zulley fordert daher einen späteren Schulbeginn in Deutschland:«Andere europäische Länder wie Frankreich, Italien oderGroßbritannien haben sich längst auf einen «gesünderen» Schulbeginneingestellt, dort fängt die Schule erst gegen 9.00 Uhr an.»

Warum das nicht auch in Deutschland möglich ist, erklärt KonradWeber, Pressereferent beim Oberschulamt in Karlsruhe: «In den vonProfessor Zulley genannten Ländern beginnt die Schule zwar später,dafür müssen die Kinder aber auch bis spät in den Nachmittag hineindort bleiben. Wir bringen den gesamten Unterricht in einem halben Tagunter und beginnen daher früher.»

Eine Ausnahme wird nur bei Grundschülern gemacht: «DieGrundschulen fangen den Biorhythmus der Kinder auf, indem sieteilweise erst zur zweiten Stunde mit dem Unterricht beginnen. Ineinigen Schulen können die Kinder zwar schon früher von ihren Elterngebracht werden, mit dem Unterricht wird dann aber erst späterbegonnen.»

Für alle Eltern, die Probleme mit dem Wecken haben, hat ProfessorZulley noch ein paar praktische Tipps: «Helles Licht am Morgen hateine aktivierende Wirkung und ist als biologischer Wecker durchaus zuempfehlen. Am besten ist es, alle Lichter im Zimmer anzumachen, damitdas Kind fit wird.» Wichtig sei es auch, die Kinder immer zur selbenZeit ins Bett zu schicken und zum Einschlafen eine Geschichtevorzulesen.

Und wenn das alles nichts hilft, kann man sich immer noch demVerein «Delta t» aus Dreieich anschließen. Nach dem Motto «Wenn derHahn kräht auf dem Mist, sind wir wo es schöner ist» setzt sich«Delta t» für alle Langschläfer und zeitversetzt schlafende Menschenein. Günter Woog, Vorsitzender des Vereins, erklärt: «Wir möchtenlangschlafenden Menschen zu mehr Anerkennung, Toleranz und zu einemihrer Natur entsprechenden Leben verhelfen. Eine unsererHauptforderungen ist auch der spätere Schulbeginn.»

Informationen: «Delta t», Günter Woog, Frankfurter Straße 4-6,63303 Dreieich (Tel.: 06103/611 32, Internet:http://www.netstore.de/delta-t).