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Behandlung Behandlung: Kleine Stiche mit großer Wirkung

Von Aliki Nassoufis 21.03.2007, 10:00
Immer noch nicht völlig anerkannt - die Kassen übernehmen die Kosten für Akupunktur in der Regel nur bei chronischen Knie- und Rückenschmerzen. (Foto: dpa)
Immer noch nicht völlig anerkannt - die Kassen übernehmen die Kosten für Akupunktur in der Regel nur bei chronischen Knie- und Rückenschmerzen. (Foto: dpa) AOK Mediendienst

Hamburg/Siegburg/dpa. - Auch bei Allergien,Regelschmerzen und sogar mittelschweren Depressionen sollen dieStiche mit den feinen Nadeln helfen. Längst nicht jede Behandlungallerdings wird von den Krankenkassen übernommen.

«Akupunktur hilft vor allem bei chronischen und akuten Schmerzenwie Migräne oder Arthrose, aber auch gegen Stress und Asthma»,erklärt Helmut Rüdinger, Vizevorsitzender der DeutschenÄrztegesellschaft für Akupunktur (DÄGFA) in Hamburg. Das hat sichherumgesprochen: Hunderttausende Menschen in Deutschland habenbereits Erfahrungen mit Akupunktur.

Einer von ihnen ist Timo aus Berlin. Während des Studiums hatte erständig starke und stechende Kopfschmerzen, besonders, als er seineAbschlussarbeit am Computer schrieb. «Zuerst habe ichKrankengymnastik verschieben bekommen, dann Massagen», erinnert sichder heute 30-Jährige. «Erst die Akupunktur hat geholfen.» Nach nuracht Sitzungen war er komplett schmerzfrei - bis heute.

Kritiker zweifeln dennoch an der Wirksamkeit der Nadeln. So nahmder Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) in Siegburg 2006 zwar dieAkupunkturbehandlung in den Leistungskatalog der gesetzlichenKrankenkassen auf, allerdings nur gegen chronische Knie- undRückenschmerzen. Bei anderen Erkrankungen sei der Behandlungserfolgunklar und müsse folglich selbst bezahlt werden, so der G-BA.

So ergab die groß angelegte gerac-Studie, dass beispielsweise beider Therapie von Kopf- und Migräneschmerzen mit Akupunkturbeziehungsweise mit Medikamenten keine Unterschiede feststellbarseien. Möglicherweise waren dabei psychische Faktoren im Spiel, diedas Befinden der Patienten lediglich subjektiv verbesserten,urteilten die Experten in der Studie.

In der traditionellen chinesischen Medizin ist die Akupunkturdagegen fest verankert. Die Idee ist, Strömungen im Körper durch dasEinstechen von Nadeln zu beeinflussen. Dabei wird allerdings nichtwahllos in den Körper gepiekst. Vielmehr gibt es in der asiatischenTradition mehr als 360 Akupunkturpunkte, die auf bestimmten Linien,den so genannten Meridianen, angeordnet sind. Diese Punkte lassensich spiegelverkehrt auf beiden Körperseiten finden und sind jeweilseiner bestimmten Stelle im Inneren des Körpers zugeordnet.

Westliche Akupunkteure vermuten allerdings noch eine physiologischbegründete Wirkung: «Beim Einstechen trifft die Nadel kleine Nerven,die Impulse zum Rückenmark und zum Gehirn senden», sagt AkupunkteurRüdinger. Das Hirn gibt dann das Signal zur Endorphin-Ausschüttung,was beim Patienten ein Gefühl von Glück und Entspannung auslöst.

«Akupunktur wirkt jedoch bei verschiedenen Menschenunterschiedlich», warnt Rüdinger. Während die Nadeln beim einen dieSymptome komplett verschwinden lassen, bringen sie beim anderennichts. «Das kann manchmal auch an Störfeldern im Körper liegen, diewie Narben oder Entzündungen die Wirkung hemmen.» Nebenwirkungen hatdie Therapie nur wenig - so kommen bisweilen kleine Blutergüsse vor.

Für Patienten stellt sich dennoch häufig die Frage, wie sie denrichtigen Akupunkteur finden. «Wichtig ist vor allem, wie vielErfahrung der Therapeut hat», sagt Mediziner Rüdinger. Ein gutesIndiz dafür ist die Zusatzbezeichnung Akupunkteur. Dafür muss manimmerhin mindestens 200 Stunden anerkannte Weiterbildung nachweisen.