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Unten ohne  Barfuß: Unten ohne - darum sollten wir öfter mal barfuß laufen

02.08.2016, 12:49
Eine Achtsamkeitsübung für warme Tage: langsam ein paar Schritte barfuß übers Gras gehen. Beim Aufsetzen der Füße auf das Abrollen achten und die Anspannung loslassen. 
Eine Achtsamkeitsübung für warme Tage: langsam ein paar Schritte barfuß übers Gras gehen. Beim Aufsetzen der Füße auf das Abrollen achten und die Anspannung loslassen.  dpa-tmn

Barfuß durch das feuchte Sommergras zu streifen oder an Strand oder Dünen entlang zu laufen ist nicht nur für die Füße eine wahre Wohltat.

Auch bei Knie-, Hüft- und Rückenproblemen kann der Verzicht auf Schuhe positiv wirken – vorausgesetzt, man geht es richtig an. Worauf „Barfußläufer“ beim Start achten sollten, erläutert Dr. med. Thomas Schneider, leitender Orthopäde der Gelenkklinik in Gundelfingen.

Warum ist Barfußlaufen so gesund?

Dr. Thomas Schneider: Unsere Füße müssen Tag für Tag einiges aushalten. Stundenlang eingepfercht in engen Slippern oder in hohen Stöckelschuhen, sind gesundheitliche Schäden programmiert. Nicht nur die Füße leiden unter dem beengten Dasein. Auch Knie-, Hüft- und Rückenprobleme sind eine häufige Folge.

Mit Barfußlaufen kann ich dem entgegenwirken?

Schneider: Ja, denn Füße und Wirbelsäule bilden beim Gehen eine systematische Einheit: Über Muskeln und Sehnen miteinander verbunden, kann sich eine Fehlstellung der Füße ungünstig auf Rücken- und Körperhaltung auswirken. Deshalb sollte man bei passender Gelegenheit am besten ganz aufs Schuhwerk verzichten.

Was sind die konkreten gesundheitlichen Vorteile?

Schneider: Schon Gesundheitspfarrer Sebastian Kneipp wusste um die wohltuende Wirkung des Barfußgehens über taufrisches Gras. Unermüdlich pries er den kreislaufstärkenden, positiven Abhärtungseffekt.

Inzwischen empfehlen auch Orthopäden durchweg die natürliche Gesundheitsvorsorge, um Fußmuskulatur und Fußgewölbe zu kräftigen. Erwiesen ist: Regelmäßiges Laufen mit nackten Füßen fördert die gesunde Zehenstellung und kann somit Schäden wie Senk- und Spreizfüße korrigieren oder sogar verhindern.

Welche Auswirkungen hat Barfußlaufen auf die Bandscheiben?

Schneider: Die „Freiluft-Bewegung“ wirkt sich im Normalfall auch auf die Bandscheiben wohltuend aus. Erschütterungen und Stöße werden gedämpft. Blockaden der Wirbelgelenke lösen sich auf.

Dr. Thomas Schneider, leitender Orthopäde sowie Fuß- und Sprunggelenksspezialist der Gelenk-Klinik Gundelfingen

Worauf sollte ich beim ersten Mal achten?

Schneider: Hier gilt wie bei fast allem: Nur nichts übertreiben. Am besten den Fuß erst einmal auf kurzen Strecken daran gewöhnen. Ansonsten droht selbst trainierten Läufern Verletzungsgefahr.

Weshalb?

Schneider: Dutzende von kleinen und kleinsten Muskeln und Gelenken im Fuß sind durch stark gedämpfte Schuhe meist über Jahre an einen hohen „Laufkomfort“ gewöhnt. Vor allem beim Training auf harten Böden wie Asphalt und Zement kann da das passive Dämpfungssystem von Fuß und Ferse nicht mithalten. Die Folge: Sehnenreizungen, Achillessehnenentzündungen, Brüche sowie weitere Verletzungen im Fuß beim abrupten Umstieg auf das Barfußlaufen.

Wie Sie Ihre Füße nicht überlasten 

Wie gehe ich es schonender an?

Schneider: Empfehlenswert sind für die „Übergangszeit“ spezielle Laufeinlagen: Sie helfen dem Fuß, die Wahrnehmung ungedämpften Laufens wieder zu erlernen. Dadurch lässt sich eine Überlastung der noch untrainierten Gelenke und des Fußes vermeiden. Als gute Übungsstrecken bieten sich Wiesen, Strand oder Parks an. Aber auch dort sollte man auf Scherben und andere Gefahren achten. Ideale Voraussetzungen bieten Barfußparks.

Was zeichnet Barfußparks aus?

Schneider: Pfade mit fein gehäckseltem Mulch, mit grobem Kiesel oder Schlamm als Untergrund machen den Barfußspaziergang abwechslungsreich. Ziel ist es, auf natürlichen Wegen die Fußreflexzonen zu aktivieren und dadurch positive Auswirkungen auf die Organe zu erzielen. In Kombination mit Kneippanwendungen haben sich diese Einrichtungen nicht zuletzt bei der Behandlung von Venenleiden bewährt.

Eignet sich Barfußlaufen für jedes Alter?

Schneider: Heute raten Orthopäden bereits Kindern dazu, so oft wie möglich mit nackten Füßen zu laufen. Denn das ist die beste Methode, um die Fußmuskulatur zu kräftigen und eine gesunde Zehenstellung fürs ganze Leben zu sichern.

Außerdem belegen wissenschaftliche Studien positive Auswirkungen auf die gesamte Körperkoordination.

Sollte ich auch als Rentner barfuß laufen?

Schneider: Ja, denn gerade im Alter macht es Sinn, das Gleichgewicht zu schulen. Durch Druck, Temperatur, Unebenheiten oder andere Reize werden die Sensibilität und Sensormotorik gefördert. Eine gut trainierte Fußmuskulatur senkt die Gefahr des Umknickens und daraus folgender Verletzungen, die gerade im Alter problematisch sein können. (dmn)