Arme Menschen sterben früher - Praxisgebühr schreckt ab
Mainz/dpa. - Arme Menschen sterben in Deutschland Studien zufolge früher und gehen seltener zum Arzt. Die Lebenserwartung zwischen dem ärmsten und dem reichsten Viertel der Bevölkerung weiche bei Männern um 14 Jahre voneinander ab.
Bei Frauen handele es sich um 8 Jahre, berichtete der Vorsitzende des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland, Gerhard Trabert, in Mainz von den Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen.
«Eigenleistungen, Zuzahlungen und zusätzliche Hürden im Gesundheitssystem werden wahrscheinlich dazu führen, dass der Abstand noch größer wird», sagte der Obdachlosen-Arzt. Schon heute gingen einer EU-Studie zufolge arme Menschen seit Einführung der Praxisgebühr trotz Beschwerden seltener zum Arzt.
Dies gelte auch für Kinder, für die keine Praxisgebühr anfällt. Alleine die Anfahrt zum Arzt sei für die Bezieher von Hartz IV oder Sozialhilfe oft nicht zu bezahlen, schilderte Trabert. Kinder aus solchen Familien litten auch besonders häufig unter mangelhafter Ernährung. «0,55 Euro für ein Frühstück und jeweils 0,98 Euro für Mittag- und Abendessen - von dem Geld kann man sich nicht ausgewogen ernähren», sagte Trabert. Er forderte deshalb für arme Menschen höhere Regelsätze für Essen, kostenlose Schulspeisungen sowie die Befreiung von Eigenleistungen im Gesundheitssystem.