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Allergie Allergie: Hausstaubmilben machen vielen das Leben schwer

Von Karen Schierhorn 28.01.2004, 14:14

Bochum/München/dpa. - Sie tummeln sich fast überall in der Wohnung. Doch mit bloßem Auge sind Hausstaubmilben nicht zu erkennen - und sie sind mehr als nur lästig: Für allergische Menschen stellen sie eine ernste Gesundheitsgefährdung dar. Bundesweit machen die winzigen Plagegeister und ihre hochallergenen Ausscheidungen rund 4,5 Millionen Menschen das Leben schwer.

Die Tiere leben von Haaren und Hautschuppen, die sie vor allem in Polstermöbeln und Betten finden. Was die Milben für Menschen gefährlich macht, sind ihre Extremente: Die Kotbällchen zerfallen nach dem Austrocknen in winzig kleine Teilchen, die sich mit dem Hausstaub verbinden.

Durch Bewegungen von Textilien wie Vorhängen, Bettwäsche und Teppichen oder durch Luftzug, zum Beispiel beim Staubsaugen, wirbelt der allergenhaltige Staub auf und wird mit der Atemluft inhaliert. «Wenn die Nasenatmung stark behindert ist oder das Allgemeinbefinden beeinträchtigt wird, ist eine medikamentöse Therapie notwendig», erläutert Professor Gerhard Schultze-Werninghaus von der Medizinischen Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Klinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Wird die Hausstaubmilbenallergie nicht frühzeitig behandelt, drohen ernsthafte Gesundheitsschäden, warnt Ralf Stark, Facharzt unter anderem für Allergologie an der Stiftung Krankenhaus Bethanien in Moers: «Es besteht die Gefahr, dass die Entzündung auf die tieferen Atemwege übergreift und sich daraus chronische Organschäden, zum Beispiel der Bronchien oder Lunge, entwickeln. Sie können nur noch medikamentös gelindert, aber nicht mehr geheilt werden.» Dann sei eine Dauertherapie mit antiallergisch-wirkenden, die Lungen erweiternden Substanzen erforderlich, «wenn nötig auch mit Kortison.»

Als ergänzende Maßnahmen empfiehlt Professor Walter Dorsch, Facharzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in München, allen Betroffenen die Stärkung des Immunsystems. Das geht zum Beispiel mit Hilfe Kneippscher Güsse. Ob und wie stark der Staub in den eigenen vier Wänden milbenbelastet ist, kann durch einen einfachen Farbtest aus der Apotheke nachgewiesen werden. Damit sich die Plagegeister aus dem Staub machen, können Betroffene mehrere Maßnahmen ergreifen. Dazu gehört unter anderem, Teppiche, Vorhänge, Wandbehänge und alles, was sonst noch zu Staubfängern in der Wohnung werden kann, zu entfernen.

Matratzenbezüge und Bettzeug sind regelmäßig bei mindestens 60 Grad Celsius zu reinigen. Spezielle milbendichte Bettzeugüberzüge - so genannte Encasings - versperren Milben ihren Hauptlebensraum und verschaffen somit ebenfalls Linderung. «Meist werden die Kosten für die Encasings von der Krankenkasse übernommen», so Dorsch.

Außerdem sollten die Räume gut gelüftet und trocken gehalten werden. Wer nicht auf Polstermöbel, Teppiche und Teppichböden verzichten will, muss sie zumindest häufig absaugen. Bei der Wahl der Staubsauger sollte auf Geräte mit speziellen Feinstaubfiltern geachtet werden. Kuscheltiere können durch einen 24-Stunden-Besuch in der Kühltruhe von Milben befreit werden.

«Die einzige hochwirksame, radikale Behandlung bei einer Hausstaubmilbenallergie aber ist die Hyposensibilisierung», so Professor Dorsch. Bei dieser Behandlung werden dem Allergiker mit Spritzen unter die Haut die für ihn schädlichen Allergene in steigender Dosierung verabreicht, bis er darauf nicht mehr oder nur geringfügig mit allergischen Krankheitserscheinungen reagiert. «Die Behandlungszeit beträgt meist drei Jahre - anfangs wöchentlich, nach drei Monaten monatlich», so Dorsch.

Ratsam ist die Injektion jedoch nicht für jeden Patienten: «Vor allem für kleine Kinder ist sie wegen der traumatisierenden Wirkung der Spritzen problematisch», so Stark. Eine Alternative sei in diesen Fällen die so genannte Sublinguale Immuntherapie (SLIT). Die Substanz, auf die der Patient allergisch reagiert, wird dabei in einer Lösung aufbereitet. Die Lösung tropft sich der Patient täglich unter die Zunge. «Aber die Wirksamkeit dieser Behandlung ist nicht noch nicht ausreichend belegt», schränkt Stark ein. Das bestätigt Schultze-Wernighaus und ergänzt: «Das Wichtigste neben der medikamentösen Behandlung ist die Eigenvorsorge zu Hause.»

Informationen: Ärzteverband Deutscher Allergologen (ÄDA), Blumenstraße 14, 63303 Dreieich (Tel.: 06103/622 73, Fax: 06103/69 70 19); Deutscher Allergie- und Asthmabund (DAAB), Hindenburgstraße 110, 41061 Mönchengladbach (Tel.: 02161/81 49 40, Fax: 02161/814 94 30).

Ärzteverband Deutscher Allergologen im Internet: http://www.aeda.de

Deutscher Allergie- und Asthmabund im Internet: http://www.daab.de