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Akupunktur Akupunktur: Nadeln gegen die Schmerzen

Von Sven Appel 26.10.2005, 09:29

Bonn/Berlin/dpa. - Die ursprünglich aus China stammende Methode der Hautreizung mit Hilfe von Nadeln gehört dazu. Auf diese Weise können bestimmte Schmerzzustände wirksam behandelt werden.

Laut der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) in Hamburg wenden in Deutschland 50 000 Ärzte auch die Akupunktur an. Und es gebe kaum eine Universitätsklinik, die nicht schon entsprechende Untersuchungen angestrengt hat. Weil die Forschungsergebnisse bei vielen Schulmedizinern jedoch als widersprüchlich gelten, hat der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen die medizinische Notwendigkeit der Akupunktur bisher nicht anerkannt.

Die Folge ist, dass Akupunktur grundsätzlich zunächst nicht zum Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenkassen gehöre, sagt Thomas Müller, Abteilungsleiter Produkte beim AOK-Bundesverband in Bonn. Allerdings gibt es seit dem Jahr 2000 ein Modellvorhaben der Krankenkassen, bei dem die Akupunktur praktisch erprobt wird.

«In drei Bereichen haben wir ernst zunehmende Hinweise darauf, dass Akupunktur gegen Schmerzen hilft», sagt Müller. Diese Bereiche sind dauerhafte Rücken- und Kopfschmerzen sowie Kniegelenksbeschwerden. Patienten mit entsprechenden chronischen Beschwerden bezahlt die AOK bis zu zehn Akupunktursitzungen, in Ausnahmen auch mehr.

Helmut Rüdinger ist 2. Vorsitzender der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur mit Sitz in München und findet es schade, dass die Krankenkassen nur die Kosten bei chronischen Beschwerden übernehmen. «Bei akuten Beschwerden kann die Akupunktur viel schneller helfen», so der in Hamburg niedergelassene Arzt.

Weitere Aufschlüsse über die Wirksamkeit von Akupunktur sollte zum Beispiel die von AOK und BKK angestrengte Gerac-Studie bringen. Bereits im vergangenen Jahr haben erste Ergebnisse der Untersuchung gezeigt, dass Akupunktur Rücken- und Knieschmerzen deutlich besser lindert, als die Standardtherapie aus Medikamenten und Krankengymnastik.

Die Akupunktur kann wirkungsvoll Schmerzen lindern. «Sie kann aber den Verschleiß von Gelenken nicht rückgängig machen», sagt Helmut Rüdinger. Inwieweit Akupunktur lediglich die Symptome - also den Schmerz - beseitigt und nicht die Ursachen, darüber scheiden sich laut Rüdinger die Geister. «Akupunktur regt auch die Selbstheilungskräfte des Körpers an», sagt Rüdinger.

Umstritten beziehungsweise wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist laut Warentest die Wirkung der Akupunktur bei Asthma, Geburtsschmerzen, Tinnitus sowie bei der Raucherentwöhnung. Bei Asthma sowie der Wirksamkeit in der Geburtsvorbereitung ist Rüdinger jedoch anderer Meinung. Bei chronischem Rheumatismus sowie beim so genannten Gesichtsnervenschmerz etwa stoße die Akupunktur aber auch seiner Meinung nach an ihre Grenzen.

Wie bei der schulmedizinischen Behandlung kann es bei der Akupunktur zu Nebenwirkungen kommen: Zum Beispiel treten laut DAK bei Behandlungen im Sitzen gelegentlich Kreislaufstörungen auf. Blutergüsse sind keine Seltenheit. Eine zu kräftige Nadelsimulation kann zu einer kurzfristigen Verschlimmerung der Symptome nach der ersten Behandlung führen. Das Modellvorhaben der Krankenkassen soll auch Aufschluss über die möglichen Nebenwirkungen geben.

Für den Erfolg der Akupunktur ist eine genaue Untersuchung des Patienten wichtig, so Rüdinger. Ausschlaggebend ist aber auch für die Qualifikation des behandelnden Mediziners. Für Kompetenz spricht laut Rüdinger zum Beispiel die so genannte Vollausbildung, auch B-Diplom genannt. Außerdem haben die Ärztekammern die Einführung einer Zusatzausbildung in Akupunktur beschlossen. «Nach einer entsprechenden Qualifikation sollte man den Arzt ruhig fragen.»