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Abnehmen Abnehmen: Fastenkuren auf eigene Faust haben Hochkonjunktur

Von Nicole in der Beeck 17.03.2004, 11:09
Eine Frau steht in Oldenburg auf einer Waage (Foto vom 17.10.01). Sobald die Temperaturen etwas steigen und kein dicker Mantel die im Winter angefutterten Rundungen mehr kaschiert, werden sie unerbittlich sichtbar: Fettpölsterchen. Fastenkuren haben Konjunktur. Doch zur Gewichtsabnahme ist die besondere Diät, die auf alte Traditionen wie die Fastenzeit vor Ostern im Christentum oder den Ramadan im Islam zurueck geht, nur bedingt sinnvoll. "Früher galt totales Fasten als eine der wirksamsten Methoden, um abzunehmen. Das ist wissenschaftlich überholt", berichtet Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). "Entscheidend, um anhaltend abzuspecken, ist aber eine dauerhafte Ernährungsumstellung und ein verändertes Bewegungsverhalten", sagt die Ernährungsexpertin. (Foto: ddp)
Eine Frau steht in Oldenburg auf einer Waage (Foto vom 17.10.01). Sobald die Temperaturen etwas steigen und kein dicker Mantel die im Winter angefutterten Rundungen mehr kaschiert, werden sie unerbittlich sichtbar: Fettpölsterchen. Fastenkuren haben Konjunktur. Doch zur Gewichtsabnahme ist die besondere Diät, die auf alte Traditionen wie die Fastenzeit vor Ostern im Christentum oder den Ramadan im Islam zurueck geht, nur bedingt sinnvoll. "Früher galt totales Fasten als eine der wirksamsten Methoden, um abzunehmen. Das ist wissenschaftlich überholt", berichtet Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). "Entscheidend, um anhaltend abzuspecken, ist aber eine dauerhafte Ernährungsumstellung und ein verändertes Bewegungsverhalten", sagt die Ernährungsexpertin. (Foto: ddp) ddp

Bonn/ddp. - Sobald die Temperaturen etwas steigen und kein dicker Pullover die im Winter angefutterten Rundungen mehr kaschiert, werden sie unerbittlich sichtbar: Fettpölsterchen. Fastenkuren haben Konjunktur. Doch zur Gewichtsabnahme ist die besondere Diät, die auf alte Traditionen wie die Fastenzeit vor Ostern im Christentum oder den Ramadan im Islam zurückgeht, nur bedingt sinnvoll.

«Früher galt totales Fasten als eine der wirksamsten Methoden, um abzunehmen. Das ist wissenschaftlich überholt», berichtet Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). «Entscheidend, um anhaltend abzuspecken, ist aber eine dauerhafte Ernährungsumstellung und ein verändertes Bewegungsverhalten», sagt die Expertin. Fasten könne hierfür maximal den Einstieg bilden.

Heute wird Heilfasten nicht vorrangig zum Abnehmen eingesetzt, sondern um ernährungsbedingte Stoffwechsel- und chronische Krankheiten zu behandeln. Auch wenn eine schnelle Gewichtsabnahme etwa vor einer Operation medizinisch notwendig ist, kann der ärztlich betreute Nahrungsverzicht sinnvoll sein.

Bei einer Nulldiät ist nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung die ärztliche Kontrolle oder sogar ein stationärer Aufenthalt unabdingbar. Grund: Der Körper reagiert, kommt durch den Nährstoffstopp in einen Hungerstoffwechsel. Fettreserven, Kohlenhydrate und Eiweiß werden abgebaut. Gesundheitliche Risiken bis hin zu Gichtanfällen können die Folge sein.

«Fettspeicher hat der Körper in der Regel ausreichend zur Verfügung. Kohlenhydrate sind bedingt verfügbar. Für Eiweiß gibt es jedoch keinen Speicher, so dass es beim Fasten dem Körper als wichtiger Baustoff entzogen wird», erklärt Keller.

Verschiedene Fastenformen wie modifiziertes Fasten, die Molke-Trinkkur oder Heilfasten versuchen diesem Mangel entgegenzuwirken und sehen eine zusätzliche Eiweiß- und Nährstoffaufnahme während der Diät vor.

Bei einigen Menschen setzt Heilfasten Glückshormone frei und dient als Impuls, um anschließend gesünder zu leben. Doch längst nicht jeder reagiert positiv auf die radikale Nahrungsumstellung. «Vor allem bei sensiblen Menschen kann es zu so genannten Fastenkrisen kommen, die nicht unterschätzt werden dürfen», warnt Keller. Die Symptome reichen von Erschöpfung über Kopfschmerzen bis hin zu Schweißausbrüchen, Schlafproblemen und Kreislaufzusammenbrüchen oder Gichtanfällen.

Schwangeren, Stillenden, Kindern und alten Menschen rät die Expertin daher von Fastenkuren egal welcher Art ab. Für alle anderen gilt: Erst zum Arzt und sein Einverständnis einholen und die Diät möglichst unter fachlicher Aufsicht durchführen. «Fastende müssen körperlich und psychisch fit sein», mahnt Keller.

Wer meint, er könne mit Heilfasten seinen Körper entschlacken, irrt: «Entschlacken ist ein wissenschaftlich nicht begründbarer Kunstbegriff», sagt Keller. Ein gesunder Körper, dem genügend Flüssigkeit zugeführt wird, scheide alle nicht benötigten Stoffe über Darm und Niere aus. «Eine Fastenkur ist hierfür nicht erforderlich», erklärt die Expertin.