Gestiegene Ansprüche Gestiegene Ansprüche: Stilbewusst selbst im Schlaf

Bad Honnef/Uffing/dpa. - In der Studentenbude tut es meist einfach eine Matratze mit Lattenrost darunter. Doch mit den Jahren und den größer werdenden Wohnungen steigen meist auch die Ansprüche.
Erholsamen Schlaf soll das Bett bieten und gleichzeitig gut aussehen. «Das Hauptthema ist Komfort, es sollte aber auch ein gutes Design sein», fasst Ursula Geismann vom Verband Deutscher Möbelhersteller (VDM) in Bad Honnef die Ansprüche der Möbelkäufer zusammen.
Das Schlafzimmer soll eine Ruhezone sein. «Nicht überfrachtet, sondern schlicht und reduziert», sagt Geismann. Entsprechend gebe es bei den Herstellern derzeit viele schnörkellose und geradlinige Modelle.
Ein Beispiel dafür ist «Noah» vom Unternehmen e15 aus Oberursel (Hessen). Entworfen wurde das archaisch anmutende Gestell vom Belgier Philippe Allaeys. «Das Bett gibt es in Eiche oder auch aus Hemlocktanne - dann fällt es etwas heller aus»,sagt Claas Albers von e15. Das Besondere des minimalistischen Möbelstücks ist, dass es einige Zentimeter über dem Boden zu schweben scheint. Dieser Effekt ergebe sich dadurch, dass das Gestell auf drei von außen nicht sichtbaren Querstreben ruht, erklärt Albers.
Noch eine Spur reduzierter fällt das Modell «dinadrei» der Firma Sanktjohanser aus Uffing in Bayern aus. Aus Massivholz oder Multiplexplatten gefertigt, werden die einzelnen Bestandteile des Bettes ohne jedes schmückende Beiwerk zusammengefügt. Ohne Komfort müssen die Schlafenden dennoch nicht auskommen: Der seitliche Bettenrand bildet eine 15 Zentimeter breite Ablage, auf der Lektüre oder Wecker Platz finden.
Das Unternehmen MDF aus Italien setzt für seine «Laccato»-Bettenkollektion statt auf Holz ganz auf Aluminium. Schlichte Metallstreben in glänzendem Weiß, Schwarz, Rot oder Grau umrahmen die Matratze, nur am Kopfteil ist das Gestell leicht erhöht. Bei der Breite hat der Käufer die Wahl unter sieben verschiedenen Maßen von schmalen 100 bis zu üppigen 210 Zentimetern.
Als ein wichtiges Kriterium für erholsamen Schlaf nennt Ursula Geismann eine gute Unterfederung des Bettes. «Wer öfter einmal im Bett liest, für den empfiehlt sich ein Bett mit Rückwand», empfiehlt die Expertin außerdem. «Daran kann man sich gut anlehnen.»
Entsprechende Modelle finden sich zum Beispiel in der «Armani-Casa»-Einrichtungskollektion des italienischen Modeschöpfers Giorgio Armani. Er stattete unter anderem die Betten «Omega» und «Osaka» mit gepolsterten Kopfteilen aus.
Fast komplett freie Wahl bei den Kopfteilen besteht bei der neuen «Somnus»-Bettenkollektion, die der italienische Designer Paolo Piva für die Wittmann Möbelwerkstätten aus Etsdorf/Kamp in Österreich entworfen hat. Den Kern des Programms bilden drei verschiedene Basismodelle, die mit verschiedenen Kopfhäuptern kombiniert werden können, so Karin Denk von Wittmann. Mal mit gepolstertem, großen Rahmen, mal kompakt auf die Größe der Matratze reduziert, kann sich «Somnus» verschiedenen Umgebungen anpassen.
Ebenfalls von Paolo Piva stammt «Smara», das als multifunktionales Wohnmöbel eingesetzt werden kann. Zielgruppe sind Menschen, die ihr Bett nicht allein zum Schlafen nutzen möchten. «Die Basis des Bettes bildet eine massive, von unten belüftete Platte», erklärt Denk. Auf dieser Platte liegen zwei Federkernmatratzen, die auf dem größeren Untergrund hin und her bewegt werden können. Aus einem Doppelbett entstehen so zum Beispiel mit wenigen Handgriffen zwei Einzelbetten. Den Abschluss des Bettes bildet ein Fußteil, das sowohl als Bank wie auch als Tisch zum Frühstücken im Bett genutzt werden kann.
Das Modell «Royal» des italienischen Unternehmens Bonaldo zeigt sich bei der Farbgebung wandelbar. Der Rahmen des Bettes sowie Kopf- und Fußteil sind mit Hartleder bezogen, wobei die Wahl zwischen verschiedenen Farbtönen von Sand über Rot bis Anthrazit besteht.
Kuschelig fällt dagegen «Lover» von der Firma Ligne roset aus Gundelfingen (Baden-Württemberg) aus. Der Franzose Pascal Mourgue setzte dafür ein Polsterbett mit hohem geschwungenen Kopfteil auf zwei Kufen. Das Kopfteil ist mit einem weichen, abnehmbaren Bezug umhüllt. Für den perfekten Look liefert der Hersteller auf Wunsch auch gleich die passende Bettwäsche aus Baumwollsatin einschließlich Spannbezug mit Sondermaßen mit.
Solche Extras sieht Ursula Geismann keineswegs als überflüssigen Luxus an. «Design ist keine Angeberei, sondern zur eigenen Freude da», sagt sie. Auch Betten würden heute nicht mehr nur nach dem reinen Zweck, sondern auch nach dem Aussehen gekauft. «Design findet heute in allen Räumen statt - auch im Schlafzimmer.»