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Geschirr Geschirr: Minimalistisch und funktional

24.03.2003, 10:35
Geschirr. (Foto: dpa)
Geschirr. (Foto: dpa) Thomas Porzellan

München/dpa. - Ein paar Teller aus dem alten Service von Mama, die Schüssel ein Geschenk der Freundin, das Besteck von Oma: Die Küchenausstattung von Männern sieht oft bunt zusammen gewürfelt aus. Schließlich galten Porzellan und Co. lange Zeit als reine Frauensache. Nicht zuletzt wegen der wachsenden Zahl männlicher Singles beginnt diese einstige Frauendomäne jedoch langsam zu bröckeln. Immer mehr Männer entdecken das Interesse am Kochen und an den dafür nötigen Utensilien vom scharfen Messer bis zum kompletten Geschirr.

«Ich selbst habe Porzellan erst sehr spät entdeckt, habe es inzwischen aber wirklich lieben und schätzen gelernt», erzählt der Designer Konstantin Grcic aus München. Männern gehe es bei Geschirr - anders als Frauen - nicht so sehr um die Dekoration des Tisches. «Das sind Gebrauchsgegenstände, sehr funktionale Dinge», erklärt Grcic.

«Männer wollen es auf den Punkt gebracht haben, alles soll funktionieren», bestätigt Juliane Dörschel, Kreativ-Direktorin beim Hersteller Rosenthal aus Selb (Bayern). Ein Geschirr, das Männer ansprechen soll, müsse deshalb auf wenige Teile reduziert sein, die alle miteinander kombinierbar, multifunktional und dabei ästhetisch sind.

Ein Beispiel dafür sei das neue Rosenthal-Geschirr «jm-tools», das der britische Industriedesigner Jasper Morrison entworfen hat. Dabei handelt es sich um minimalistisch gestaltete Accessoires für Tisch und Küche. So können etwa die zylindrischen Schüsseln in verschiedenen Größen gestapelt und mit einem Deckel verschlossen werden. Auf diese Weise eigneten sie sich nicht nur für Knabbereien und Dips, sondern auch zur Aufbewahrung im Kühlschrank. Die so genannte Kombikanne wird mit einem dazugehörigen Kaffeefilter geliefert, der sowohl auf die Kanne als auch auf die zum Set gehörende Tasse gesetzt werden kann.

Solche schlichten Entwürfe wie die Morrisons hält Kerstin Seifert vom Unternehmen SKV-Arzberg Porzellan aus Arzberg (Bayern) für typisch für die Porzellan-Vorlieben der Männer. «Gefragt sind weiße, puristische Designs oder Dekore mit grafischen Farbflächen», so Seifert. Für die grafische Richtung steht etwa das neue Dekor «Fine Dining» aus der Arzberg-Serie «Move». Hellblaue und dunkelblaue Farbflächen nehmen dabei streng geometrisch ein Viertel, die Hälfte oder drei Viertel der Teller- und Plattenflächen ein.

«Farblich herrscht Purismus vor - statt durch Muster wird das Geschirr lieber durch eine witzige Idee aufgewertet, wie etwa ein farbiges Teil», hat Yvonne Puschatzki von der Firma Kahla aus Thüringen in Bezug auf Muster und Farben beobachtet. Auf die männliche Kundschaft habe sich das Unternehmen unter anderem mit größeren Henkeln und Griffen bei einigen Geschirrteilen eingestellt - damit diese auch von großen Männerhänden bequem gehalten werden können.

Dass Männer sich für Geschirr interessieren, hat nach Ansicht der Experten auch mit der veränderten Einstellung gegenüber Kochen und Küche zu tun. «Viele Männer sind heute hervorragende Gastgeber», sagt Elke Fischer vom Hersteller Villeroy & Boch aus Mettlach (Saarland). Während Frauen in der Küche manchmal Kompromisse machten, seien Männer nicht zu Zugeständnissen bereit. «Männer wollen die perfekte Ausstattung», so Fischer - das gelte für Messer und Pfannen ebenso wie für Porzellan.

«Kochen geschieht nicht mehr im Verborgenen, sondern hat heute etwas von Werkstattcharakter - es entsteht etwas Kreatives», erklärt Konstantin Grcic, der für die Firma Thomas aus Selb das neue Geschirr «Coup» entwickelt hat. Ausgangspunkt für den Entwurf seien die Eigenschaften des Materials Porzellan gewesen. «Porzellan ist in der klassischen Herstellung ein weiches, auch flüssiges Material», erzählt der Designer. Dies spiegele sich in den weichen Rundungen und Übergängen der verschiedenen Geschirrteile wieder. «Das Weiche hat dabei aber noch immer etwas sehr Klares», sagt Grcic. Besonders interessiert habe ihn das Arbeiten mit den Proportionen.

«Welche Größe ist für was geeignet?», wollte er herausfinden. So entspricht etwa die Form der Teekanne einer vergrößerten Tasse, die um Deckel und Schnaupe erweitert wurde. Dem Funktionsgedanken entspricht, dass beispielsweise alle Teller auch als Deckel für die entsprechenden Schalen benutzt werden können. In der Grundversion zeigt sich das Geschirr ganz in Weiß. Für das Dekor «Spray» hat Grcic die insgesamt 37 Porzellanteile jedoch mit auseinander laufenden Farbtupfern in Türkis und Orange verziert - schließlich sollen ja die Frauen mit ihrer Vorliebe für Muster auf ihre Kosten kommen.