Geschichte eines Getränks Geschichte eines Getränks: Kakao schmeckt nicht nur Kindern

Köln/Hannover/dpa. - Den Maya galt Kakao als Trank der Götter - im alten Amerika und dann auch in Europa war er zunächst dem Adel vorbehalten. Später sank die braune Köstlichkeit zur Kinder- und Schulmahlzeit herab. Doch allmählich erfreut sich der Kakao wieder größerer Wertschätzung.
Jahrzehntelang haben vor allem Fertigmischungen das Image des Getränks bestimmt. Reiner Kakao, der sich durch dunkelbraune Färbung und herb-bitteren Geschmack auszeichnet, verschwand aus den Geschäften und machte süßen Instantpulvern Platz. Inzwischen findet aber auch herber Kakao wieder Abnehmer. «Sobald der Zucker rauskommt und edleren Gewürzen wie etwa Ingwer weicht, wird das selbst für Männer wieder interessant», sagt Martin van Almsinck vom Schokoladenmuseum Imhoff-Stollwerck in Köln.
Die Kunst liegt darin, den Kakao mit Gewürzen und anderen Zutaten zu verfeinern. Allein 14 verschiedene Trinkschokoladen gibt es im Café des Museums. Eine ähnliche Vielfalt bietet die «Holländische Kakaostube» in Hannover, die seit 1921 auf Trinkschokolade spezialisiert ist. «Unsere Schokolade Hawaii ist gut eingeschlagen - mit Cointreau unter einem Sahnehäubchen», sagt Mitarbeiterin Monika Schneider.
Doch auch ohne Alkohol wirkt Trinkschokolade anregend. Laut Sternekoch Michael Beck vom Restaurant «Alte Rose» in Hofheim-Wildsachsen in Hessen ist eine gut gewürzte Schokolade ideal für die dunkle Jahreszeit: «Milch aufkochen, Kuvertüre klein hacken und darunterrühren, eine Prise Salz hineingeben. Dann Muskat, Zimt, Nelken und grünen Kardamom dazu - so wird ein guter Stimmungsaufheller daraus.»
Die anregende Wirkung des Kakaos führen Wissenschaftler auf die Inhaltsstoffe seiner Bohnen zurück. Zum einen enthält die Pflanze neben Koffein das ähnlich aufmunternde Theobromin. Darüber hinaus finden sich im Kakao Stoffe, die bei der Bildung des «Glückshormon» Serotonin helfen.
Vor allem die Polyphenole im Kakao sind in jüngster Zeit laut Susanne Schelosky vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Nuthetal bei Potsdam ins Blickfeld gerückt. «Bitterschokolade mit einem hohen Kakaogehalt kann den Blutdruck leicht senken», so die Medizinerin. Zudem enthalte Kakao viele Antioxidantien, die vor Krebs- und Herzkrankheiten schützen können. Allerdings wiege der hohe Fettgehalt der Schokolade die positiven Effekte meist wieder auf.
Trinkschokolade dagegen enthält in der Regel wesentlich weniger Fett: «Die Kakaobohne hat von Natur aus mehr als 50 Prozent Fettgehalt, Kakaopulver dagegen nur 10 bis 20 Prozent», sagt Kakaoexperte van Almsinck.
Die meisten Kakaobohnen stammen aus der Elfenbeinküste und aus Ghana, die zusammen mehr als die Hälfte der Weltproduktion erbringen. Dort wachsen vor allem Bohnen der Sorte «Forastero», erläutert Kai Dithmer von der Firma Hamester in Hamburg, die einen Großteil des in Deutschland verbrauchten Kakaos verarbeitet. «Bohnen mit außergewöhnlichem Geschmack kommen aus Madagaskar oder der Karibik», so der Experte.
In Europa zunächst nicht geschätzt wurde der Kakao als Speisegewürz. Anders war es in Mexiko, wo schon die Maya Kakao und scharfe Gewürze mischten. «Es gibt eine ganze Geschichte der Kakaoküche aus Mittelamerika», so Beck. So werden in der Mole poblano, einer scharfen Soße, Kakao und Chili zusammengerührt.