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Geocaching: Schatzsuche im Unterholz mit GPS-Technik

Von Christian Deker 03.03.2008, 11:24

Stuttgart/dpa. - Noch 60 Meter bis zum Ziel. Franziska Jörg hält das gelbe GPS-Gerät in der Hand und schaut konzentriert auf das Display. Der Pfeil zeigt in Richtung der Häuser, nach ein paar Metern beginnt schon der Zaun.

«Das kann irgendwie nicht stimmen», sagt sie zu ihrem Begleiter Florian Engster. Die beiden sind im Stuttgarter Killesberg-Park unterwegs und suchen nicht etwa den Weg nach Hause. Sie sind zum Vergnügen hier und gehen ihrem Hobby nach: Geocaching - Schnitzeljagd mit modernen Mitteln. «Cache» ist englisch und bedeutet so viel wie «geheimes Lager». Die Suchenden nehmen ein GPS-Gerät zu Hilfe. GPS steht für «Global Positioning System» und ist ein Navigationssystem, das mit Hilfe von Satelliten die exakten Koordinaten errechnet.

Vor einer guten Stunde waren Franziska und Florian bei den Koordinaten N 48° 48,360 E 009° 10,470 gestartet. Sie haben im Killesberg-Park nach einer Anleitung aus dem Internet vier Rätsel gelöst: Schilder finden und Säulen zählen. Daraus errechneten sie den Standort des Caches. Schnitzeljagd im Jahr 2008.

Florian Engster ist ein Bär von einem Mann. 28 Jahre alt, Fünf-Tage-Bart und über 1,90 Meter groß. Er hat Wanderstiefel an und einen Rucksack auf dem Rücken. Seit fünf Jahren sucht er nach Caches, rund 150 hat er bisher gefunden. «Es macht Spaß, in die freie Natur hinauszugehen, etwas Neues zu entdecken und nicht zu wissen, was auf einen zukommt», sagt er. Außerdem könne man anderen Menschen seine Heimat näher bringen, wenn man selbst Caches versteckt. «Ich bin dann ein Wanderführer aus der Ferne, ohne bei der Wanderung selbst dabei zu sein», sagt er.

Geocaching ist zum Trend geworden. Im Internet sind zwischen 10 000 und 15 000 Geocacher aus Deutschland registriert. Die Dunkelziffer schätzt Jörg Bertram, Geschäftsführer der Deutschen Wanderjugend, aber als viel höher ein. «Wir stellen einen rasanten Ansturm auf dieses Hobby fest», sagt er. Allein im vergangenen Jahr sei die Zahl der versteckten Schätze in Deutschland von 26 000 auf 48 000 geschnellt.

Geocaching ist ein Hobby für jedermann. «Wer mit einer Karte umgehen und ein Handy bedienen kann, ist auch in der Lage, Geocaching zu betreiben», sagt Jörg Bertram. «Im Discounter bekommt man schon für gut 100 Euro ein sehr taugliches Gerät.»

Florian Engster und seine 19-jährige Begleiterin finden den Schatz doch noch. Sie gehen über die Wiese und dann ein paar Meter durchs Unterholz. Florian Engster zieht aus einer schwarzen Tüte, die am Fuß eines Baumes versteckt war, eine Plastikkiste. Darin sind Stofftierchen, kleine Plastikfiguren, ein Schlüsselanhänger. Kleine Aufmerksamkeiten, die der Finder mitnehmen darf, wenn er etwas neues hineinlegt. «Das typische Inventar», sagt der Profi Engster. «Jede Menge Kruscht, den man zu Hause eigentlich nicht haben will.»

Außerdem ist in der Kiste ein kleiner Notizblock, in den sich alle Finder eintragen. Florian Engster schreibt: «Sehr schöne Runde zu später Stunde.» Er nimmt einen kleinen Stoff-Elefant aus der Box. Daran befestigt ist eine kleine Metallplatte mit einer Nummer, die der Besitzer des Elefanten im Internet registriert hat. Laut Anhänger gehört das Stofftier einer Karin und soll deren Familie in Stralsund besuchen.

Ein Geocacher versteckt Gegenstände für den nächsten ­ Stofftiere und Schlüsselanhänger reisen so um die halbe Welt. Florian Engster hat mehrere Münzen von der Schwäbischen Alb aus auf die Reise geschickt. Die eine ist gerade irgendwo in Tschechien, eine andere hat es über Portugal nach Schottland geschafft. Den kleinen Stoffelefanten wird er bei der nächsten Tour wieder aussetzen. «Wahrscheinlich in der Nähe eines Bahnhofs oder einer Autobahn», sagt er. «Damit er schnell nach Stralsund kommt.»

Weitere Infos: www.geocaching.de