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Genossenschaften Genossenschaften: Mieter genießen Sicherheit und haben Mitverantwortung

Von Kai Portmann 12.10.2006, 18:20
In Genossenschaftswohnungen genießen Mieter mehr Rechte als auf dem freien Markt. Sie müssen sich allerdings auch in die Gemeinschaft einbringen. (Foto: dpa)
In Genossenschaftswohnungen genießen Mieter mehr Rechte als auf dem freien Markt. Sie müssen sich allerdings auch in die Gemeinschaft einbringen. (Foto: dpa) dpa

Berlin/Münster/dpa. - Jede zehnte Mietwohnung hierzulande gehört damiteiner Genossenschaft. Wer darin wohnt, genießt ein hohes Maß anSicherheit, betonen Experten. Doch gleichzeitig trägt er auch einStück Mitverantwortung für das Wohl aller Genossen.

«Wohnungsgenossenschaften stehen für sicheres und relativpreiswertes Wohnen», sagt Ulrich Ropertz, Sprecher des DeutschenMieterbundes in Berlin. Sinn der Genossenschaft sei eben nicht dasErwirtschaften einer Rendite, sondern das Bereitstellen günstigenWohnraums. Wer Anteile an einer Genossenschaft erwirbt, dadurchMiteigentümer wird und lebenslanges Wohnrecht hat, habe zudem mehrSchutz als andere Mieter. «Es ist niemand da, der Ihnen wegenEigenbedarfs kündigen kann», erklärt Ropertz.

Solche Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens betont auchMarkus Hartleb von der Stiftung Warentest: «Der Mieter hat da eineganz andere rechtliche Handhabe.» Ein wesentlicher Aspekt ist auchdie Gleichheit unter den Mitgliedern einer Genossenschaft -unabhängig vom eingezahlten Geld. In der Generalversammlung, dieeinen Aufsichtsrat wählt und so die Arbeit des Vorstands maßgeblichbeeinflusst, hat jeder nur eine Stimme.

Für Angelika Riemer, Mitglied der GdW-Geschäftsführung, liegt eineweitere Besonderheit der Wohnungsgenossenschaften in ihrem Service:«Es gibt eine Vielzahl wohnbegleitender Leistungen für Jung und Alt»,sagt sie - von Kinderbetreuung und Begegnungsstätten über einenConcierge-Service bis hin zum Busservice. «Wenn der Wasserhahntropft, kommt jemand vorbei und macht das - da muss man keinenKlempner rufen», lobt auch Eric Meyer, Geschäftsführer des Institutsfür Genossenschaftswesen der Universität Münster.

Entscheidend für die Qualität einer Wohngenossenschaft ist dieArbeit des Vorstands. «In einer schlecht geführten Genossenschafthaben sie Renovierungsrückstände, wenn der Vorstand fünf oder zehnJahre geschlafen hat», erläutert Meyer. Oder die Wohnungen seien vomZuschnitt her zu klein und kaum noch zu vermieten. Wer in eineGenossenschaft eintreten wolle, solle daher auf eine gute Mischung imWohnungsbestand achten.

Wer in eine Wohngenossenschaft eintritt, kann nach Ansicht vonVerbraucherschützer Hartleb recht schnell eine Wohnung finden. «Siemüssen in der Regel nicht lange warten», meint er. Es sei nicht mehrso wie früher, dass man fünf, sechs oder acht Jahre auf derWarteliste stehe, sagt auch Angelika Riemer.

Vor dem Eintritt in eine Genossenschaft sollte aber jeder diegrundsätzliche Frage klären, ob er auch wirklich bereit ist, sich ineine Gemeinschaft zu integrieren. Denn wer sich als Genosse demvielfach sehr aktiven Sozialleben in der Nachbarschaft verschließe,könnte Riemer zufolge Probleme bekommen: «Wenn Sie da nichtmitmachen, sind Sie ein Außenseiter», warnt sie.