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Gemeinsam Einrichten Gemeinsam Einrichten: Wenn zwei zusammenziehen

17.12.2001, 09:17

Hamburg/gms. - Die erste gemeinsame Wohnung macht fürviele junge Paare die Beziehung erst so richtig rund: Sich gemeinsam einrichten, den Alltag zu teilen und das Zusammensein zum Normalzustand werden zu lassen. Dabei treffen meist allerdings zwei verschiedene Welten aufeinander. Futon und Bauernschrank unter einemDach zusammenzubringen, kann eine Beziehung auf die Probe stellen.

«Beim Zusammenziehen zweier Personen mit eigenem Hausstand geht alles ums Kombinieren», sagt Heinz Kaiser von der in Hamburg erscheinenden Zeitschrift «Schöner Wohnen». «Dabei stehen die meistenPaare vor dem Problem: Wie bringt man verschiedene Stile zusammen.»Da prallen puristische Regalbords auf Omas alte Geschirrvitrine und die Sitzgarnitur mit Paisley-Bezug. Von den beiden Tischen hat nur einer im Esszimmer Platz, und Lampen sind plötzlich auch zu viele da.

«Prinzipiell gibt es zwei Wege», rät Heinz Kaiser. Entweder man gehe einen Kompromiss ein nach dem Motto «Getrennt, aber unter einemDach» - dann bekommt jeder einen eigenen Bereich, den er mit seinen alten Möbel einreichten kann, nur die gemeinsam genutzten Räume werden neu in einheitlichem Stil gestaltet. Oder man schlage den ehrlicheren Weg ein und mische die mitgebrachten Einrichtungen tatsächlich.

Grundsätzlich ist nichts gegen den Mix verschiedener Stile einzuwenden. Aus der Gegensätzlichkeit kann sich durchaus eine reizvolle Spannung ergeben. Ein alter Esstisch mit rustikalen Stühlen macht sich auch sehr schön vor einer puristischen Regalwand. Was am besten zusammenpasse, müsse ausprobiert werden, sagt Heinz Kaiser.

«Das Problem liegt häufiger darin, dass der Stauraum vergrößert werden muss», so der Fachjournalist für Einrichtungsfragen. «Wo früher ein Kleiderschrank ausreichte, müssen jetzt zwei hin.» Der alte Schrank kann aber vielleicht umfunktioniert werden, als Geschirrschrank oder Ablage für hässliche Aktenordner, die schon lange aus dem Bücherbord verbannt werden sollten. «Natürlich gibt esbestimmte Bereiche, bei denen es wenig sinnvoll ist, auf seinen alten Sachen zu bestehen. Zum Beispiel in der Küche - man braucht nicht jeden Topf in mehrfacher Ausführung.»

«Die meisten Streits beim Zusammenziehen entstehen wegen Geschmack und Ordnung», erzählt Anna Schoch, Diplom-Psychologin aus München.«Da geht's dann um die berühmte Zahnpastatube und den altenErbschrank von Onkel Alois.» Die Kämpfe seien heute viel vehementer als früher, als die Rollenaufteilung selbstverständlich der Frau die Einrichtung des Hauses überließ.

«Damit der Start in der gemeinsamen Wohnung auch ein guter wird, müssen beide ein Gleichgewicht aushandeln - und zwar ständig aufs Neue», so die Psychologin. Da helfe nur Offenheit und die Bereitschaft, sich auf den anderen einzulassen. Gedanken, wie «Ach, jetzt lass ich ihn den alten Schrank aufstellen - später werde ich ihm das noch ausreden» rächten sich später. «Wichtig ist, sich klarzu machen, das es eine dauerhafte Entscheidung ist, wenn man am Anfang etwas akzeptiert», meint Anna Schoch.

Ralf Käppele, Rechtsanwalt aus Altenkirchen (Rheinland-Pfalz), rät in seinem Buch «Glücklich ohne Trauschein» (Haufe Verlag, ISBN 3-448-04388-5, 29,81 Mark) dazu, beim Zusammenziehen ebenfalls die rechtliche Seite zu bedenken. Auch wenn zu diesemZeitpunkt niemand an Trennung denken möchte, kann es sehr hilfreich sein, sich zu notieren, wer welche Möbel mitgebracht hat.

Auch in punkto Mitverhältnis stellen sich einige Fragen: Sollen beide Partner den Vertrag abschließen? Wer soll die Kaution bezahlen?Was sollte beachtet werden, wenn ein Partner in die bereitsangemietete Wohnung des anderen einzieht? Neben der rechtlichen Seite spielt das Mietverhältnis auch eine psychologische Rolle. «Wer zahlt,ist Herr im Haus und fühlt sich zumindest unterbewusst so, auch wenn er es nicht zeigt», sagt Anna Schoch. Zu Gunsten des Gleichgewichtsempfiehlt sie deshalb, alle Kosten möglichst zu gleichen Teile zutragen.