Gegen Wind und Regen: Funktionsjacken
München/Hamburg/dpa. - Sie sind schwer in Mode, aber auch recht teuer: Funktionsjacken, mit denen sich das tägliche Radeln zur Arbeit genauso wetterunabhängig gestalten lässt wie zwei Stunden im Fußballstadion oder ein Frühlingstag auf dem Spielplatz.
Ihr eigentliches Einsatzfeld ist aber die Natur. Beim Kauf zählen neben einer guten Stoffqualität auch dichte Nähte und Taschen. Wer eine Bergwanderung plant, die länger als zwei Stunden dauert, sollte so eine Funktionsjacke besitzen, rät zum Beispiel Andrea Händel, Sprecherin des Deutschen Alpenvereins in München. «In den Bergen kann das Wetter unerwartet und schnell umschlagen.» Eine gute Funktionsjacke schützt dann vor Wind und Regen. Doch was ist eine gute Funktionsjacke? Die Antwort umfasst mehrere Punkte.
So ist der Vorteil einer guten Funktionsjacke zum Beispiel der, dass durch das Schwitzen entstehende Feuchtigkeit nicht am Körper bleibt - sie wird durch die Verwendung spezieller Textilien nach außen geführt. Diese Textilien werden Membran genannt - ihre Poren sind so klein, dass sie Wassertropfen von außen nicht durchlassen. Durch das Schwitzen entstehender Wasserdampf kann aber entweichen - eine solche Membran wird als atmungsaktiv bezeichnet.
Andrea Händel rät, eine Jacke mit einer Marken-Membran zu wählen. «Die sind meist robuster.» Den Unterschied merken Käufer meist erst nach einigen Touren und Waschgängen. Auf Touren kommt es nicht nur zum einen oder anderen Regenguss, sondern auch zu mechanischen Belastungen des Materials - zum Beispiel durch den Rucksack, der an der Jacke reibt. Gute Membrane sind belastbarer und haltbarer.
Zu den bekanntesten Marken gehören Gore-Tex, eVent, Hyvent, Powertex und Sympatex. Sie sind alle mehr oder weniger atmungsaktiv, sagt Ann-Katrin Cardinahl, bei der Outdoor-Kette Globetrotter in Hamburg für den Textileinkauf zuständig. Die Membran allein sage allerdings noch nichts über die Qualität der ganzen Jacke. Wichtig sei auch die Verarbeitung, etwa die der Nähte.
Denn wenn Regenwasser eindringt, dann meist an den Abdeckleisten, an Nähten oder Taschen, erklärt Boris Gnielka, Ausstattungsexperte der Zeitschrift «Outdoor». Das sei ein weiteres Argument dafür, auf die meist besser verarbeiteten Jacken von Markenherstellern zurückzugreifen. Und bezüglich der Regentauglichkeit sollten sich Käufer bei der Auswahl auch nicht allein auf die sogenannte Wassersäule verlassen, warnt Cardinahl.
Trotz der atmungsaktiven Membran, über die eine Funktionsjacke verfügt, ist es sinnvoll, auf weitere Belüftungsmöglichkeiten zu achten. Eine Variante sind Reißverschlüsse unter den Achseln, die Luftzufuhr nach Bedarf ermöglichen. Es sei aber klug, vor dem Kauf auszuprobieren, ob sich die Lüftungsschlitze auch bei angezogener Jacke und mit geschultertem Rucksack öffnen und schließen lassen - alles andere sei wenig komfortabel. Und um die Ärmel bei Bedarf hochkrempeln zu können und so für Frischluft zu sorgen, empfiehlt Andrea Händel Klettverschlüsse an den Bündchen.
Wer nicht nur bei Sonnenschein auf Tour geht, muss der Kapuze besonderes Augenmerk widmen: Sie sollte die Kopfbewegungen des Trägers mitmachen. Sonst blickt er ständig ins Dunkle, wenn er mal zur Seite sehen möchte. Von Vorteil sind auch Schnüre, mit deren Hilfe sich die Kapuze der Kopfform anpassen lässt. Boris Gnielka empfiehlt außerdem einen kräftigen Schirm an der Kapuze.
Eine Jacke, die im Test gut wegkommt, ist nicht für jeden gleichermaßen geeignet. Die Devise muss deshalb unbedingt lauten, die Jacke vor dem Kauf anzuprobieren. «Tun Sie so, als ob sie sich die Schuhe schnüren wollen», rät Gnielka. Rutscht die Jacke dann weit nach oben, droht im Praxisfall ein kalter Rücken. Aus dem gleichen Grund sollten sich Kunden im Laden in der Jacke einmal ordentlich nach oben strecken. Eine Funktionsjacke, die in der Regel mehrere Hundert Euro kostet, soll schließlich bequem sein.
INFO: Funktion wird durch das Waschen neu aktiviert
Eine Funktionsjacke sollte hin und wieder gewaschen werden. «Die Imprägnierung wird durch die Wäsche sozusagen reaktiviert», erklärt Gnielka. Außerdem können Schmutz und die beim Schwitzen ausgeschiedenen Salze die Poren der Membran so dichtmachen, dass die Atmungsaktivität eingeschränkt wird - das Waschen macht sie wieder frei. Wichtig ist es aber, die Jacke auf keinen Fall mit Weichspülmittel zu waschen - das würde die Membran wasserdurchlässig machen. Ganz normales Waschmittel ist ausreichend.