Gasanbieter wechseln und hunderte Euro sparen
Heidelberg/dpa. - Angesichts der steigenden Gaspreise raten Experten dringend zu einem vermehrten Wechsel des Anbieters. Das Verbraucherportal TopTarif errechnete dabei etwa für eine Familien in Dresden mit Reihenhaus ein jährliches Einsparpotenzial von bis zu 630 Euro.
Bernd Ruschinzik, Jurist bei der Verbraucherzentrale Berlin, forderte die Gaskunden auf, die Preise zu vergleichen und einen günstigeren Anbieter zu suchen wo das möglich ist oder zu prüfen, ob der derzeitige Versorger einen günstigeren Tarif im Angebot hat, beispielsweise einen Online-Tarif.
Bislang hätten sich nur wenige Kunden dazu entschlossen, ihren Anbieter zu wechseln. «Einen neuen Gasversorger haben seit dem Sommer 2006 erst 300 000 Haushalte», sagte Peter Reese vom Branchendienst Verivox in Heidelberg. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW/Berlin) berichtete: «Viele Haushalte wechseln nicht den Anbieter, sondern nur den Tarif.» Nach Berechnungen des Verbandes entschied sich bis Ende 2007 jeder zehnte (elf Prozent) private Verbraucher für einen anderen Tarif oder Anbieter. Insgesamt werden in Deutschland laut BDEW rund 20,2 Millionen Haushalte mit Gas versorgt.
Nach Ansicht der Verivox-Experten drückt der aufkeimende Wettbewerb dennoch bereits auf die Preisspirale. Sind wie in Schleswig-Holstein, Berlin, Hamburg, Südhessen, Baden-Württemberg und Leipzig gleich mehrere Anbieter am Start, so fallen die Aufschläge geringer aus, hieß es in Heidelberg.
Für ihr Gas mussten die Bundesbürger in den vergangenen beiden Jahren bereits tief in den Geldbeutel greifen. Verivox berechnete dabei die Kosten für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20 000 Kilowatt-Stunden und einem Heizwert von 15 Kilowatt. Danach stiegen die Preise für Erdgas seit dem Jahr 2005 um 31 Prozent. Besonders werden dabei die Kunden der Stadtwerke Wismar zur Kasse gebeten, hier liegen die durchschnittlichen Kosten bei 1672 Euro pro Jahr. Ebenfalls vergleichsweise teuer sind die Stadtwerke Saarlouis (1665 Euro), die Stadtwerke Pasewalk (1648 Euro) und die Stadtwerke Weißwasser (1640 Euro).
Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht: Mehr als 100 Gasversorger haben schon angekündigt, im laufenden und dem kommenden Monat ihre Preise um durchschnittlich 7,6 Prozent anzuheben. «Eine weitere Preisrunde wird für den Herbst zu Beginn der Heizperiode erwartet», sagte Verivox-Sprecherin Dagmar Ginzel. Die Experten rechneten mit Steigerungen von durchschnittlich etwa zehn Prozent. Jurist Ruschinzik bezeichnete es als «erstaunlich, dass die Preissteigerungen immer zum Herbst/Winter erfolgten. «Ähnlich wie bei den Benzinpreisen, die regelmäßig vor Feiertagen und Ferienbeginn erhöht werden, steigen die Gaspreise seit Jahren zu Beginn der kalten Jahreszeit.»
Thorsten Bohg, Tarif-Experte von TopTarif, sagte: «Seit der Öffnung des Energiemarktes ist auch beim Gas niemand mehr an die meist teureren Angebote der lokalen Grundversorger gebunden. Dank gesetzlicher Regelungen kann man einfach und komplett risikolos zu einem günstigeren Anbieter wechseln, ohne die Gefahr einer Versorgungsunterbrechung.»