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Gartenideen Gartenideen: Korkenzieher, Schlangen und Drachen

24.01.2002, 10:10
Korkenzieherhasel
Korkenzieherhasel Marion Nickig

Bonn/dpa. - Klar heben sich die feinen Birkenzweige hervor,die strenge V-Form der Zierkirsche «Kanzan» oder die bogenförmigenRanken der Strauchrose «Frühlingsgold».

Vielen Gartenbesitzern erscheinen die Wintermonate als tote Zeit.Sie meinen, es lohne sich nicht, in den Garten zu gehen. So verpassensie vier Monate des Jahres, die ähnlich reich an Gartenerlebnissensein können wie die Sommermonate. Geschickt ausgewählt, können Formenund Strukturen die Rolle übernehmen, die sonst Farben und Düftespielen. Die Zahl der Gehölze mit ansprechendem, typischen Winterbildist groß. Die Kornelkirsche (Cornus mas) mit ihrem eigenwilligenWuchs gehört dazu, die Pfennigbuche (Nothofagus antarctica) mit ihrerunregelmäßigen Gestalt oder der Spindelstrauch (Evonymus alatus) mitseinen kräftigen, trichterförmig aufstrebenden Zweigen.

Besonders ins Auge fallen Gehölze mit bizarr gewundenen undgedrehten Zweigen wie die Korkenzieher-Hasel (Coryllus avellana'Contorta'), die Korkenzieher-Akazie (Robinia pseudoacacia'Tortuosa'), die Chinesische Korkenzieherweide (Salix matsudana'Tortuosa') oder die Lockenweide (Salix x sepulcralis'Erythroflexuosa'). Die Zweige all dieser Sorten wachsen in engenBögen und Krümmungen.

Spontane genetische Veränderungen, die gleichermaßen in Natur wiein der Kultur an einzelnen Exemplaren vorkommen können, sind derGrund für den merkwürdigen Wuchs. Alle Korkenzieherhasel sollen zumBeispiel auf einen einzigen Zweig mit gedrehtem Wuchs zurückgehen,der 1869 in einer Hecke in England gefunden wurde. Von ihm wurdenStecklinge gemacht, die als Basis der heutigenKorkenzieher-Hasel-Bestände dienten.

Wer hier zu Lande wilde Korkenzieher-Bäume sehen möchte, wird imSüntel, einem Mittelgebirgszug nahe Hannover, fündig. Dort wachsenExemplare der Süntelbuche (Fagus sylvatica 'Tortuosa') mitschlangenartig gewundenen Zweigen. 200 Hektar große Bestände soll eshier gegeben haben, bevor sie Mitte des 19. Jahrhunderts alsforstwirtschaftlich wertlos gerodet wurden. Erst später erkannte manihren Wert als beeindruckende Parkbäume, deren eigentümlicher Wuchsnicht nur in den Wintermonaten auffällt. Für die meisten Privatgärtenwird die Süntelbuche allerdings zu mächtig sein.

So wenig wie über die Ursache für den Schlangenwuchs bekannt ist,so liegt auch die Entstehung der Japanischen Drachenweide (Salixsachalinensis 'Sekka') weitgehend im Dunklen. Verbänderungen lassenaus ihren schlanken Zweigen zentimeterbreite Bänder entstehen, diesich an der Spitze gabeln. Sie sind schon im Winter dicht mitKätzchen besetzt. So entsteht eine markante, locker aufrechteGestalt, wie sie kein anderes Gehölz besitzt.

Bei der Suche nach außergewöhnlichen Wintergestalten für denGarten sollte an den «Trauerformen» nicht achtlos vorbei gegangenwerden. Unter diesem Begriff fassen die Gärtner Gehölze mit hängendenZweigen zusammen, die keineswegs traurig wirken müssen. Ein besondersreizvoller Vertreter ist zum Beispiel die Zierkirsche Prunussubhirtella 'Pendula'. Sie wächst schirmartig und lässt zarte Zweigevom Rand des «Schirms» herabhängen. Malus baccata 'Gracilis' wirdmanchmal als Lauben-Zierapfel bezeichnet, weil die herabhängendenZweige eine lockere Laube formen.