Garten Garten: Grüner Teppich auf dem Grab

Bonn/dpa. - Ruhe und Klarheit soll das Grab ausstrahlen,wünschen sich viele Menschen. Die gleichmäßige, grüne Bodendecke istdafür ein wichtiges Element. Aus ihr erheben sich Grabzeichen undGehölze, und sie bindet schmückende Blumenpflanzungen ein.Traditionell deckt Efeu das Grab. Aber es gibt erheblich mehrflachwachsende Gehölze und Stauden, die sich als Teppiche eignen.
Viele Friedhöfe werden von alten, hohen Bäumen bestimmt. Dasbedeutet Schatten. Die überwiegende Zahl der Bodendecker verträgt ihngut, so wie der Spindelstrauch (Euonymus fortunei), der in der Gunstder Friedhofsgärtner ganz oben steht. Mit seinen niederliegendenTrieben bildet er rasch geschlossene, dichte Matten. FlachwachsendeSorten wie 'Gracilis', 'Minimus' und 'Sürth' erreichen maximal 25 bis30 Zentimeter Höhe. Aber sie lassen sich auch niedriger trimmen undin Form schneiden. Meist reicht ein Schnitt pro Jahr undgelegentliches Abschneiden von Trieben, die aus der Reihe tanzen.
Besonders schön sind die bunten Sorten. 'Emerald Gaiety'beispielsweise besitzt weißgrüne Blättchen, die dem Grab einensilbrigen Grundton verleihen. 'Emerald Gold' lässt es mit seinengelbgrünen Blättern leuchten, so als ruhe die Sonne darauf. ImWechsel zwischen den bunten und den schlicht grünen Sorten könnenFormen und Muster entstehen, die Grabzeichen und Schmuckpflanzungbetonen und dem Grab sein individuelles Bild verleihen.
Gut passt beispielsweise das frische Grün der Sorte 'Minimus' zueinem Grabzeichen aus gelblichem Sandstein oder honigfarbenem Holz.Wechselt die Pflanzung im Vordergrund des Grabes zu 'Emerald Gold',entsteht ein spannungsvoller Wechsel von Gelb zu Grün und wieder zuGelb. Dazu passt eine Schmuckpflanzung beispielsweise mit goldgelbenChrysanthemen, dunkelblauen Astern, blauem Enzian oder Bergenien mitgroßen, grünen Blättern.
Neben dem Spindelstrauch werden Zwergmispeln (Cotoneaster) gerngenutzt. Auch wenn die monotonen Cotoneaster-Flächen mancherVorgärten abschreckend wirken, sind die niedrigen Sorten mit 10 bis15 Zentimetern Höhe für die Grabbepflanzung ideal. Bei dichtem Wuchsbilden sie rasch eine geschlossene grüne Decke. Dazwischen hatUnkraut keine Chance. Cotoneaster microphyllus 'Streibs Findling'besitzt winzige runde Blättchen. Bei 'Frieders Evergreen' sind sieein wenig größer.
Cotoneaster dammeri var. radicans ist der schnellste von denDreien. Überall dort, wo seine Triebe den Boden berühren, bilden sieWurzeln. So webt er eine dichte Decke. Wie die beiden anderenCotoneaster ist auch er immergrün und erträgt Sonne wie Halbschattengleichermaßen. Außerdem nehmen alle drei es nicht übel, wenn man übersie hinweggeht, um den Grabstein zu säubern oder dieSommerbepflanzung durch herbstliche Eriken und Alpenveilchen zuersetzen. Eine nette Zugabe sind die kleinen weißen Blüten imFrühjahr und eine Fülle roter Früchtchen im Herbst.
Als grüner Blickfang breitet sich die Heckenkirsche, Lonicerapileata 'Maigrün', auf der Oberfläche des Grabes aus. Auch sie darfbetreten werden. Sonne und Halbschatten sind ihr gleichermaßen recht.Darf sie wachsen, erreicht sie rund 100 Zentimeter Höhe. Soll sie alsBodendecker für das Grab dienen, muss sie geschnitten werden. Sielässt das willig mit sich geschehen und bildet dann eine sehr exakte,grüne Fläche. Ein Schnitt pro Jahr reicht in der Regel.
Die Dickanthere (Pachysandra terminalis) lässt auch ohne Schnittein gleichmäßiges Sternenmuster entstehen, zu dem sich die großen,ledrigen, feingezackten Blätter um die Triebspitzen herum anordnen.Für das Grab eignen sich zierliche Auslesen wie 'Green Carpet' und'Compacta' am besten, die nur 3 bis 6 Zentimeter lange Blätterentwickeln und 15 bis 20 Zentimeter Höhe erreichen. Die Dickantherefühlt sich in lichtem bis vollem Schatten am wohlsten.
An Erdbeerlaub erinnern die dreiteiligen, wintergrünen Blätter derTeppich-Goldbeere (Waldsteinia ternata). Auch sie liebt den Schatten,bildet kurze Ausläufer und breitet sich zum gerade mal 10 Zentimeterhohen Teppich aus. Im Garten gilt die Staude als wenig verträglich.Als Bodendecker auf dem Grab ist das ihre Stärke, denn wo sie wächst,kommt Unkraut nicht hoch. Hübsch sieht sie im Frühjahr aus, wenn siesich mit goldgelben Blüten schmückt.
Mit nur 5 Zentimetern Höhe wächst die Laugenblume (Leptinellasqualida, früher Cotula squalida) noch flacher als die Goldbeere.Durch das schlichte Braungrün ihrer gefiederten Blätter wirkt siezurückhaltend. Das macht sie zum passenden Hintergrund für eineblumige Schmuckpflanzung oder für ein auffälliges Grabzeichen.
Wer ein stark besonntes Grab bepflanzen will, greift am besten zuSonnenanbetern wie Stachelnüsschen (Acaena), Katzenpfötchen(Antennaria) oder Thymian. Letzterer steckt voller Symbolkraft: Dasduftende Kraut gilt als Zeichen der Erinnerung und wird als Sinnbildfür Kraft, Stärke und Fleiß verstanden. Als Bodendecker ist seinFleiß allerdings nicht ganz so groß. Er kahlt unter Umständen aus undlässt Lücken entstehen.
Mehr Verlass ist auf die graublaue Acaena caesiiglauca mit ihrenzierlich gefiederten Blättchen. Dank kräftiger Ausläufer erobert sierasch das ihr zugedachte Terrain. Das Katzenpfötchen Antennariadioica schließlich bildet silbergraue Rasen aus kleinen Rosetten. Esist ein wenig pflegeaufwändiger als das Stachelnüsschen, die weißenoder braunroten Blüten im Mai und Juni machen das aber wieder wett.