Ganz locker bleiben Ganz locker bleiben: Der erste Besuch bei den Schwiegereltern

Bern/Hamburg/dpa. - Früher oder später ist es in jeder Beziehung so weit: Das erste Treffen mit den potenziellenSchwiegereltern steht an. Bis dahin hat der Partner schon viel übersie gehört, die Neugierde ist groß, und doch kreisen viele Fragen imKopf: Was ziehe ich an? Werde ich einen guten Eindruck hinterlassen?Um die Ängste vor dem ersten Treffen abzubauen, sollten die eigenenErwartungen nicht zu hoch geschraubt werden. Wichtig ist nach Ansichtvon Experten vor allem, ehrlich zu sein.
«Es ist dieses unangenehme Gefühl, vor den möglichenSchwiegereltern auf dem Prüfstand zu stehen», sagt Klaus Heer,Paartherapeut aus Bern. «Versuchen Sie, diese Situation spielerischund nicht bierernst anzugehen.» Zu große Ansprüche an sich selbst undder Wunsch, sofort als der perfekte Partner zu überzeugen, sorgen fürunnötigen Druck und Stress. «Gehen Sie innerlich davon aus, dass einpeinlicher Moment sowieso nicht zu vermeiden ist», rät Jörg Wesner,Psychologe und Paartherapeut aus Hamburg.
Die wichtigste Grundlage, um dauerhaft zu überzeugen, istEhrlichkeit: «Bleiben Sie sich treu und verleugnen Sie sich nicht», sagt Wesner. «Wer sich immer sportlich kleidet, sollte nun nichtplötzlich im schwarzen Kostüm oder Anzug auftreten.» Auch Piercings,die bunt gefärbten Haare oder eine Tätowierung müssen nicht entferntoder bedeckt werden. «Verkleiden Sie sich nicht, sondern bleiben Sieso, wie Sie sind», rät Regina Swoboda, Kommunikationstrainerin ausMünchen.
Für einen positiven ersten Eindruck ist es jedoch entscheidend,ordentlich aufzutreten. «Auch heute gelten noch die alten Werte wieHöflichkeit, Respekt und gute Manieren.» Als Erfolg versprechendenEinstieg in das Treffen empfiehlt die Trainerin ein gut bedachtesGeschenk. Blumen seien zwar der Klassiker, doch ein persönlichesPräsent wirkt viel sympathischer: «Besprechen Sie mit Ihrem Partner,was den Eltern gefallen könnte.» Eine spezielle Whiskysorte für denVater oder ein Zeitungsartikel passend zum Hobby der Eltern seieneine gute Idee. «Stimmen Sie das Geschenk mit den Interessen derEltern ab, so findet sich auch schnell ein Einstiegsgespräch.»
Auch für den weiteren Verlauf des Treffens ist es hilfreich,möglichst viel über die Schwiegereltern in spe zu wissen.Vorbereitende Gespräche mit dem Partner sind daher wichtig: «Er kenntseine Eltern seit eh und je, er weiß, wie sie zu handhaben sind.Darüber wird er sich gern befragen lassen», sagt Heer.
Umfassende Informationen verhindern, in ein Fettnäpfchen zutreten. «Wenn man weiß, wo die Minen liegen und die Spielregeln derFamilie kennt, fällt schon vieles leichter», sagt Wesner. PositiveThemen können dann genutzt werden, um das Eis zu brechen. Etwa, indemdie Schwiegermutter auf den schönen Garten angesprochen, der Vaternach seinem Hobby befragt wird. «So zeigen Sie Interesse und findenimmer neue Themen zum Anknüpfen», erläutert Swoboda. «Jeden neuenGesprächspartner kann man am elegantesten für sich einnehmen, wennman sich ausdauernd für ihn interessiert», ergänzt Heer.
Starke Nervosität darf laut Swoboda zugegeben werden, etwa infolgender Form: «Ich habe mich sehr auf ein Treffen mit Ihnengefreut, deshalb bin ich jetzt etwas nervös.» Um das erste Treffenetwas lockerer zu gestalten, hilft es, anstatt eines Kaffeebesuchesin der elterlichen Wohnung etwas Aktives zu unternehmen: «Eingemeinsamer Theaterbesuch oder ein Ausflug in die Natur sind wenigersteif und sorgen schneller für Gesprächsstoff.»
Wenn die Eltern des Partners mit unangenehmen Fragen aufwarten -nach dem Einkommen oder den Zukunftsplänen wie Heirat oder Nachwuchs- sollte der Partner Einhalt gebieten: «Solche Fragen müssen beimersten Treffen noch nicht beantwortet werden», sagt Wesner. Wer nichtum eine Antwort herum kommt, sollte ehrlich bleiben und keinefalschen Angaben zur beruflichen Situation machen, nur um einen gutenEindruck zu erwecken. «Bleiben Sie auf jeden Fall authentisch.»
Bei zu persönlichen Fragen gilt es, freundlich Abstand zu nehmen.Laut Regina Swoboda könnte das folgendermaßen lauten: «Ich finde esgut, dass Sie so ehrlich fragen, aber bitte haben Sie Verständnis,dass ich darüber noch nicht reden möchte.»
«Entscheidend für ein positives erstes Treffen ist, dass beidePartner miteinander solidarisch sind», sagt Heer. So sollte derPartner zum Beispiel nicht plötzlich mit den eigenen Eltern alleinegelassen werden: «Gehen Sie immer wieder in den Dialog miteinander,zeigen Sie Zusammengehörigkeit», rät Wesner. Und so groß der Wunschnach einem guten Eindruck bei den Schwiegereltern auch sein mag.«Bleiben Sie ruhig und bedenken Sie: Von diesem Treffen hängt nichtdie Welt ab.»